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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott
Autoren: Claudia Kern
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er in den Wäldern jagte. Er war vielleicht nicht der Intelligenteste, aber er hatte sich als guter Freund erwiesen und Zamorra sogar mehrfach das Leben gerettet.
    »Hast du Zamorra auch schon begrüßt?« fragte Nicole möglichst unschuldig. Sie wollte unbedingt erfahren, ob man ihn auch hierhin gebracht hatte.
    Rekoc hob die Schultern und breitete das Stroh zu einer Art Bett aus. Die Dämonenjägerin hatte nicht den Eindruck, daß er sich dabei übermäßig beeilte.
    »Er ist da hinten«, antwortete er lakonisch und zeigte in die Richtung, aus der Nicole den Lärm gehört hatte. »Die anderen feiern ihn.«
    Nicole atmete auf. Zumindest war ihrem Gefährten nichts passiert.
    »Heh, Affenhirn«, mischte sich einer der Wachposten vom Gang aus in die Unterhaltung ein. »Erzähl ihr doch mal eine von deinen tollen Jagdgeschichten. Vielleicht weckt das ja ihre unsterbliche Liebe zu dir.«
    Der andere Wachposten lachte laut.
    Rekoc sah auf. Nicole glaubte, es kurz in seinen Augen blitzen zu sehen. »Meint ihr?« fragte er dann enthusiastisch.
    Die beiden Krokodile nickten heftig. »Klar doch. Versuch's mal.«
    Rekoc trat einen Moment lang unsicher von einem Fuß auf den anderen. Nicole wollte ihn gerade mit ein paar Worten aus dieser peinlichen Situation befreien, als er den Kopf schüttelte. »Nein«, sagte er entschieden. »Sie ist doch viel zu klein. Und Fell hat sie auch nicht.«
    Die beiden Wachposten prusteten los.
    Rekoc sah etwas hilflos von einem zum anderen und verließ dann schwerfällig die Zelle. Als er auf einer Höhe mit Nicole war, flüsterte er: »Ihr seid beide in großer Gefahr. Sei vorsichtig.«
    Einer der beiden Wachposten schloß die Gittertür hinter ihm und schlug dem Affen mit gespielter Gutmütigkeit auf die Schulter.
    »Kein Wunder, daß es bei dir mit den Frauen nicht klappt. Wenn du so wählerisch bist…«
    Rekoc antwortete nicht, sondern schlurfte langsam den Gang hinunter, während die Wachposten sich gegenseitig in hämischen Kommentaren zu überbieten versuchten.
    Nicole blieb nachdenklich in ihrer Zelle zurück.
    ***
    »Und du bist dir wirklich sicher?« hakte Vloris, der Schmied, nach. Er und die anderen Mitglieder der Bürgerwehr saßen in der kleinen Dorfschänke, wo sie sich nach Ikens Botschaft zusammengefunden hatten.
    Der Knecht nickte und nahm einen Schluck Dünnbier. »Ich weiß, was ich gesehen habe. Es war die Auserwählte. - Allerdings«, fügte er nach einem kurzen Zögern hinzu, »kann ich nicht sagen, ob sie tot war oder lebte.«
    Die Männer sahen ihn ungläubig an.
    »Kann man denn die Auserwählte töten?« fragte einer der Bauern unsicher in die plötzliche Stille.
    Niemand antwortete. Einige zuckten mit den Schultern. In ihrer Runde war niemand sonderlich gebildet. Was sie wußten, hatten sie von ihren Vätern gelernt. Jeder von ihnen konnte einen Acker bestellen, das beste Saatgut auswählen, oder eine Scheune bauen, die auch bei starkem Wind nicht in sich zusammenfiel. Selbst die Jahreszeiten, die sie bis vor kurzem nur aus uralten Erzählungen gekannt hatten, beunruhigten sie nicht mehr. Aber wenn es um Entscheidungen ging, bei denen weder der Wind noch der Regen eine Rolle spielte, dann waren die Männer der Bürgerwehr schlichtweg überfordert. In solchen Fällen wandten sie sich an den Schmied, der als einziger von ihnen jemals das Dorf verlassen und in die große Stadt San Lirri gegangen war. Das machte ihn in den Augen der Bauern automatisch zu einem weitgereisten und gebildeten Mann.
    Der Schmied sah die fragenden Blicke seiner Freunde und stand auf.
    »Nun«, sagte er gedehnt, »ich glaube nicht, daß man die Auserwählte töten kann, denn sonst wäre sie wohl kaum die Auserwählte. Sie wäre ein ganz normaler Mensch, richtig?«
    Die Männer nickten erleichtert. Das machte Sinn.
    »Wenn die Magischen sie in der Nähe unseres Dorfes gefangenhalten«, fuhr Vloris fort, »dann kann das nur eine Botschaft der Götter an uns sein.«
    »Wir sollen sie befreien!« rief einer der Bauern laut.
    Vloris hob die Hand. »Iken, wie viele Magische hast du gesehen?«
    Der Knecht überlegte einen Moment und zählte die Wesen aus seiner Erinnerung nach. »Elf«, sagte er dann. »Ein großer Affe und zehn… Menschen, die Pferdekörper hatten.«
    »Zeturien«, korrigierte ihn der Schmied freundlich und falsch. »So nennt man Menschen mit Pferdekörpern.«
    Die Männer der Bürgerwehr warfen sich anerkennende Blicke zu. Vloris kannte sich wirklich gut aus.
    Der Schmied nahm
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