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0670 - Der Sarg-Designer

0670 - Der Sarg-Designer

Titel: 0670 - Der Sarg-Designer
Autoren: Jason Dark
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nenne Ihnen auch den Grund. Die Form und die Farbe eines Sargs stören mein Empfinden. Es ist einfach unverantworlich, was sich die Menschen da angetan haben. Legen ihre Verstorbenen in eine Kiste aus Holz, die fast immer dieselbe Form hat. Dabei spielte es nun wirklich keine Rolle, ob das Holz teuer oder preiswert war. Mir geht es um das Material und um die Form an sich.«
    »Moment, Leo, bei Holz möchten Sie schon bleiben.«
    »Das versteht sich. Oder glauben Sie, ich würde mich bei meinen Ideen auf Kunststoff verlassen? Ich bin doch nicht mehr in den sechziger Jahren.« Er hob einen Zeigefinger. »Außerdem geht es hier um den Umweltschutz, verstehen Sie?«
    »Immer.«
    »Gut, ich will dann meine Ausführungen ergänzen. Also, ich habe mir vorgestellt, keinen Kunststoff zu nehmen, bei Holz zu bleiben, aber die Form zu verändern. Die Form und vor allen Dingen die Farbe. Was soll das triste Schwarz eines Sargs. Oder dieses widerliche Braun, das bei mir gewisse Assoziationen auslöst? Nein, Lintock, ich denke da ganz anders, wie Sie wissen.«
    Er sprach nicht nur mit dem Mund, er redete auch mit seinen Händen und zeichnete seine Worte nach.
    Lintock hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. Er war ja viel gewohnt, aber dieser Typ setzte allem die Krone auf. Der spielte sich hier selbst.
    »Sie dachten an Farbe?«
    »Sehr richtig, Lintock. Ich bringe Farbe in den Tod.« Leo lachte über seinen eigenen Satz. »Aber es ist so. Ich will, daß Beerdigungen nicht so traurig sind.«
    »Sie müssen sich dabei etwas gedacht haben.«
    »Sicherlich. Ich will die Historie mal weglassen, aber erinnern Sie sich bitte an die Beerdigungen im Süden der Staaten. Ich denke da an New Orleans. Da wird der Trauerzug von einer Kapelle begleitet. Da tanzen die Menschen und…«
    »London ist nicht New Orleans.«
    »Weiß ich auch, Lintock. Hier soll auch niemand tanzen. Ich möchte nur eben die Särge verändern. Warum soll ein Toter nicht in einem roten Sarg beerdigt werden, he?«
    »Ja, warum nicht?«
    Leo schlug die Beine übereinander.
    »Sehen Sie, so ist das. Man muß einfach weg von den tristen Farben kommen. Man muß wieder Mut gewinnen, auch im Angesicht des Todes.«
    »Ja, das sehe ich auch so.«
    »Es klang nicht ehrlich.«
    »Sagen wir so. Ich muß mich erst daran gewöhnen.«
    »Stimmt.«
    »Und Sie haben auch Kunden, die bei Ihnen die neue Form der Särge bestellen?«
    »Bisher ist es nur ein sehr kleiner Kreis, ich werde natürlich keine Namen nennen, aber ich hoffe, daß sich dieser Kreis erweitern wird und ich es schaffe die Beerdigungen und alles, was damit zusammenhängt, zu revolutionieren.«
    »Das hört sich stark an.«
    »Es ist auch stark, mein Lieber. Sogar sehr stark. Ich stehe mitten im Leben, ich schaue mich um, ich kenne die Szene und schaffe es auch, Trends zu erschnuppern.«
    »Sie meinen, farbige Särge liegen im Trend?«
    »Ich werde ihn schon auf diese Schiene bringen.«
    Lintock holte tief durch die Nase Luft, bevor er sich räusperte.
    »Wie Sie das vortragen, ist es schon überzeugend.«
    Leo streckte den Arm über den Tisch. »Habe ich Sie denn davon überzeugt?«
    »Mich ja!« Er grinste. »Aber lehren Sie mich die Menschen kennen. Die ersticken in ihren Traditionen.«
    »Ich werde sie aufrütteln.«
    »Meinen Segen haben Sie.«
    Leo beugte sich vor. »Auch Ihren Bericht? Ist das schon klar? Haben Sie Sendezeit bekommen?«
    »Natürlich. Ich will Sie sogar in eine Talkshow einladen, mein Lieber. Ist Ihnen das recht.«
    »Und ob«, flüsterte er. »Danke, denn damit hätte ich nicht gerechnet. Toll, wirklich.«
    »Da müßten wir noch einiges vorbereiten.«
    »Was denn?«
    »Wir zeigen zwischen den Gesprächen immer wieder Ausschnitte, wie der Befragte lebt. Sie müßten sich bereit erklären, uns Ihren Arbeitsraum zu zeigen…«
    »Das können Sie gern.«
    »Arbeiten Sie denn hier?«
    »Ja!« erklärte Leo voller Stolz. »Ich arbeite hier, aber nicht hier in der Wohnung. Dieses Haus gehört zu den Bauten, die auch einen Keller besitzen. Dort fertige ich meine Produkte an. Da setze ich die Ideen, die mir hier oben kommen, in die Tat um. Verstehen Sie?«
    »Ja, ich komme mit.«
    Leo stand auf. »Ich würde vorschlagen, daß wir beide in den Keller hineingehen und…«
    »Gern.«
    »Sie werden überrascht sein, Lintock, was ich Ihren Augen alles bieten kann.«
    »Haben Sie da ein Lager?«
    »So ähnlich. Nur mag ich das Wort Lager nicht. Es klingt mir zu primitiv. Ich nenne es
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