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0670 - Der Sarg-Designer

0670 - Der Sarg-Designer

Titel: 0670 - Der Sarg-Designer
Autoren: Jason Dark
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einer anderen Form. Im Orient benutzt man sie. Das kantige Unterteil, auf dem ein nicht gewölbter Deckel lag, sondern einer, der flach wie ein Brett war.
    Das kleine Schloß schimmerte ebenfalls golden. Leo sperrte es auf – und hob den Sargdeckel mit einem Ruck in die Höhe.
    Frei war der Blick!
    Lintock hielt den Atem an. Leo wußte ja, was er zu sehen bekam, trat einen Schritt zurück und atmete So aus, als wäre er der große Sieger in einem Spiel.
    »Nun, was sagen Sie?«
    Lintock wußte, daß Leo von ihm eine Antwort erwartete, doch er ließ sich Zeit damit.
    »Ich bin erschlagen!«
    Leo lachte. »Sagen Sie selbst, Lintock. Würden Sie sich nicht auch als Toter in diesem Sarg wohl fühlen?«
    »Na ja, ich war noch nicht tot.«
    »O ja, sorry, ich vergaß. Aber es ist doch spitze, was ich hier geschaffen habe, oder nicht?«
    »Kann man wohl sagen.« Lintock strich mit den Fingerkuppen über die Innenausstattung. »Seide?« fragte er.
    »Selbstverständlich. Von den besten Seidenraupen. Es ist wirklich ein Prunkstück. Ich bin begeistert. Sie werden sie berühren und glauben, daß es die warme Haut einer wunderschönen, gänzlich nackten Frau ist.«
    »Nur hat der Tote nichts davon.«
    Leo warf die Arme hoch und raufte sein Haar. »Seien Sie doch nicht so profan, mein Lieber. Sie müssen dem Leben auch mal die schönen Dinge abgewinnen.«
    »Wer in dieser Luxuskiste liegt, ist tot!«
    Leo zog einen Flunsch. »Sie enttäuschen mich, mein Freund. Sie enttäuschen mich wirklich.«
    »Sorry, aber ich denke anders.«
    Leo stellte sich in Positur wie ein Degenkämpfer. »Und wie sieht es mit Ihren Zuschauern aus?«
    »Für sie denke ich mit. Das macht unsere Sendungen auch so populär. Bei uns wird nur das Außergewöhnliche gezeigt, nur das Außergewöhnliche, kann ich Ihnen sagen.«
    »Das beruhigt mich.« Leo räusperte sich und drückte den Deckel wieder zu. »Wollen Sie noch einen Blick ir einen weiteren Sarg werfen?«
    »Wenn ich schon mal hier bin.«
    »So dürfen Sie nicht denken, Lintock, so nicht. Die Särge sind einmalig. Man darf sie nicht nur sehen, man muß sie echt erleben und auch bestaunen. Glauben Sie mir.«
    »Ja, ja, das tue ich ja.«
    »Aber…?«
    Lintock lachte leise. »Sehr richtig, Leo, Sie haben mich durchschaut. Mir fehlt noch die Sahne auf dem Kaffee.«
    »Davon mal abgesehen, daß ich meinen Kaffee schwarz trinke und nur mit Zucker, was meinen Sie mit Sahne?«
    »Ich frage mal so, Leo. Was gehört alles zu einem Sarg?«
    »Das Unterteil, der Deckel…«, er zählte es an den Fingern ab.
    »Die Hauptsache haben Sie vergessen.«
    »Ach ja?«
    »Die Leiche!«
    Leo schluckte, als er direkt damit konfrontiert wurde. »Die… die Leiche also.«
    »Ja.«
    »Natürlich. Sie haben recht. Es fehlt die Leiche. Aber Sie werden auch verstehen, daß ich mich dafür nicht zuständig zeigen kann. Oder finden Sie nicht?«
    »Ich weiß es nicht so recht. Jedenfalls müßte man in der Talkshow einen Gag mit einer Leiche finden.«
    »Ich bitte Sie, das ist pervers.«
    »Keine echte selbstverständlich«, redete Lintock sehr schnell weiter. »Wäre es nicht ein Gag, wenn ich Sie nach meiner Rede vorstelle, sich ein Sargdeckel anhebt und Sie plötzlich aus der Totenkiste hervorsteigen wie ein Zombie.«
    Leo lachte girrend. »Womöglich noch bleich wie ein Zombie.«
    »Das überlasse ich Ihnen.«
    »Das ist doch geschmacklos, Lintock. Ich bitte Sie!«
    »Sind Ihre Särge das nicht?«
    »Kunstwerke, es sind…«
    »Nicht für alle Menschen, Leo.«
    Er verzog die Lippen. »Leider, Lintock, leider. Da haben Sie sicherlich recht.«
    Der Besucher ging ein paar Schritte weiter und blieb vor einem hellroten Sarg stehen. Der Deckel war nicht verschlossen und ließ sich hochheben.
    Das tat der Reporter auch, schaute hinein – und verlor von einer Sekunde zur anderen seine Gesichtsfarbe.
    Im Sarg lag eine weibliche Leiche!
    ***
    Ich hockte im Büro, nuckelte an einem Automatenkaffee und zählte im Geiste die Tage nach, die mir noch blieben, bis Glenda zurückkehrte. Suko stürmte in das Office wie Mr. Orkan persönlich. Er riß mich aus den Überlegungen und sah so verdammt stark nach Action aus.
    Damit wollte ich eigentlich für den Rest des Jahres nichts mehr mit am Hut haben. Leider kannte ich meinen Freund und Kollegen.
    »So in Fahrt?« fragte ich.
    »Und wie.«
    Ich deutete auf den zweiten Schreibtischstuhl. »Laß dich dort nieder und warte, bis der Anfall vorüber ist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das wird kaum
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