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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze
Autoren: Dämonenkiller
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hatte es nur noch die Größe eines Zwergpudels. Die letzten Flammenstöße zielten auf diesen Rest.
    Und schließlich blieb nur ein brennender und ausgeglühter Fleck auf dem Betonfußboden zurück. Der ganze Saal stand in Flammen. Doch bald erstickten sie und verwandelten sich in beißenden grauen Qualm. Nacheinander hasteten die drei Männer aus dem Kulturhaus und rannten zu der Gruppe von Helfern in der Mitte des Platzes. Inzwischen hatten sich Hunderte von Bewohnern eingefunden.
    Die ersten Gerüchte begannen zu wuchern.
    „General?"
    Eine Ordonnanz salutierte stiefelschlagend.
    „Ja?"
    „Sämtliche noch lebenden Versuchspersonen sind wieder im Krankenhaus untergebracht."
    „Wie sind die Befunde?"
    „Fast alle negativ, Genosse General."
    Die Helfer schälten Kiwibin, Kulakowski und Hunter aus den feuerfesten Anzügen und reichten ihnen kalten Tee und Wodka. Dorian fand mühsam seine Fassung wieder und hörte zu.
    „Erklären Sie."
    „Wir stießen auf keinerlei Widerstand. Wir legten sie auf Bahren und brachten sie in die Krankenhauszone von Projekt Permafrost."
    „Gut. Dieses Mädchen, von dem unser englischer Freund so begeistert ist..."
    „Sie liegt in Einzelhaft. Die anderen sind lebende Tote. Sie sind unfähig. Nahrung zu sich zu nehmen."
    Der General dachte an die Millionen Rubel, die bei diesem Einsatz verschwendet worden waren. Dann dachte er an die Millionen, die Dormogorsk mit allen seinen Einrichtungen schon jetzt gekostet hatte.
    Er stöhnte auf wie ein weidwundes Tier. Dann schnarrte er: „Lebenswillen? Körperfunktionen? Was sagen die Ärzte?"
    „Es gibt im Augenblick zwei Möglichkeiten. Entweder sterben sie in kurzer Zeit, oder sie müssen wieder eingefroren werden. Mit den Mitteln der heutigen Medizin sind sie nicht zu retten. Das ist die einhellige Meinung der Ärzte, Genosse General."
    „Verstanden. Also alles umsonst. Abtreten!"
    Der Melder salutierte und verschwand wieder zwischen den Fahrzeugen. Später, nach einigen Papyrossi und einem Wodkaumtrunk, fuhren sie mit einem Stabswagen zum Hügel und besuchten die fünfzehn noch lebenden Teufelsbeschwörer.
    Niemals würde Dorian diese Stunde vergessen. Obwohl die Ärzte sie mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt hatten, obwohl man die Unglücklichen gewaschen und in sterile Betten gesteckt hatte, waren sie nichts anderes als Tiere, die entfernt an Menschen erinnerten.
    Bis auf Tamara. Sie schlief den Schlaf der Erschöpfung. Sie war durch Dorians Liebe gerettet worden.

    Dorian blickte zwischen dem Fellkragen der dicken Parka hervor und sah sich um. Nur fünf der bekannten Aluminiumsärge standen hier. Vier jüngere Leute hatten überlebt. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit hoch, daß sie niemals wieder aufwachen würden.
    Tamara, der man das Haar gekürzt hatte, hielt mit ihrer kalten Hand Dorians Hand.
    Sie war nahe davor einzuschlafen.
    „Dorian!" flüsterte sie kaum vernehmbar.
    „Ja, Tamara? Du wirst jetzt einschlafen."
    Sie war schwach und verstand nur noch die Hälfte. Aber ihr Griff um seine Finger war noch fest. Er drückte etwas aus, das nur Dorian verstand.
    „Ja. Ich werde - schlafen. Ich weiß, daß sie mich heute noch nicht - retten können. Sonst würden sie es tun."
    Das war richtig. Die Zellerkrankung, an der sie litt, war mit keiner bekannten Therapie zu besiegen. Aber eines der vielen Forschungsprojekte in dieser Richtung hatte vielversprechende Resultate gebracht. Vielleicht in einem Jahr, vielleicht auch erst in zwei Jahren... Dann würde man sie aufwecken, wie man vor fünf Wochen Alexander Sarchow geweckt hatte. Sarchow... Niemand konnte sagen, ob er sich im Bewußtsein des Grauens, das er mit heraufbeschworen hatte, selbst erhängt hatte - oder ob er vom Mob gehenkt worden war, auf Befehl des rasenden Dämonen, der seine Macht schwinden sah.
    „Du wirst einschlafen und träumen", sagte Dorian.
    Eine kleine Gruppe Ärzte stand schweigend im Hintergrund. Tamara war längst von Medikamenten eingeschläfert worden, aber der Ausdruck ihres klassisch schönen Gesichts ließ erkennen, daß sie glücklich war.
    „Ich werde träumen", sagte sie flüsternd und mit brechender Stimme. Dorian schluckte und lächelte sie strahlend an. Ihre Augen schlossen sich. Nach drei Sekunden riß Tamara die Augen wieder auf und flüsterte langsam: „Ich - werde - von - dir - träumen - Dorian!"
    Dann schlief sie endgültig ein. Dorian hatte ihr etwas geben können, das sämtlichen Verlockungen des Bösen widerstanden hatte und
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