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0669 - Engel der Vernichtung

0669 - Engel der Vernichtung

Titel: 0669 - Engel der Vernichtung
Autoren: Werner Kurt Giesa und Rolf Michael
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Stygia sofort ansprach - er sah, wie sie nachdenklich wurde. Überlebenwollen im Zusammenhang mit Amun-Re konnte doch nur bedeuten, daß er sich zum Dämon wandelte…!
    »Du hast wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit«, fuhr er fort. »Vor allem, wenn du hier feststeckst. Hier bist du handlungsunfähig, kannst nichts unternehmen. Amun-Re wird dich pflücken wie eine reife Frucht. Wenn du etwas gegen ihn unternehmen willst, mußt du frei sein. Außerdem dürften schon andere um deinen Thron kämpfen. Willst du ihnen die Macht überlassen, die dir gebührt?«
    Sie starrte ihn zornig an.
    »Lamyron… du hättest ihn nicht töten dürfen…«
    »Auch Lamyron könnte nichts gegen Amun-Re tun«, sagte Calderone. »Außerdem war er gefährlich. Er war ein Sklave des Dunklen Lords.«
    Fordernd sah er sie an. Aber sie sagte nichts dazu, gestand nicht ein, daß sie selbst vom Dunklen Lord manipuliert wurde, wie zumindest die Hilfsgeister berichtet hatten. Nun, vielleicht konnte sie ihn auch in dessen Nähe bringen. Wenn der Dunkle Lord Lucifuge Rofocale ersetzen wollte, mußte Calderone auch ihn ausschalten, um auf den zweithöchsten Thron der Hölle zu gelangen. Dabei konnte ihm Stygia eben helfen. Und irgendwie gebührte ihm dieser Thron doch, wenn er schon Lucifuge Rofocales Magie in sich trug! Er, Rico Calderone, war der rechtmäßige Nachfolger!
    Er sah auf das, was von Lamyron übriggeblieben war, und spürte kein Bedauern wegen des kaltblütigen Mordes. Er hatte andere schon aus weniger wichtigen Gründen getötet. Dabei hatte er fast nicht damit gerechnet, daß es ihm gelingen würde. Immerhin war Lamyron ein magisches Wesen.
    Aber eben nicht unsterblich.
    Gewöhnliche Gewalt hatte ihn getötet.
    Calderone sah wieder Stygia an. »Nun, wie hast du dich entschieden?«
    »Ich werde dich verschonen.«
    »Und auch niemanden sonst auf mich hetzen.«
    Ihr Gesicht verdüsterte sich; sie sah sich durchschaut. Schließlich nickte sie knapp.
    »Leiste den Blutschwur«, verlangte er.
    Und sie tat es.
    ***
    Die zusammenrennenden Wächter im Tal der Könige mußten von Carsten Möbius erst einmal jeder mit einem üppigen Bakschisch entschädigt werden. Dazu kam die Summe, die einige Polizisten diskret kassierten, damit sie den Vorfall jetzt nicht großartig untersuchten.
    »Ich bin blank!« stöhnte Carsten Möbius, nachdem auch das letzte Ägyptische Pfund noch einen dankbaren Abnehmer gefunden hatte. »Die Kerle haben mich ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Und eigentlich hätten wir entschädigt werden müssen. Immerhin haben die auf uns geschossen. Was haben wir denn getan?«
    »Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit!« schmunzelte Michael Ullich. »Da sind die Strafzettel international. Hab dich nicht so. Ganz ohne Moos sind wir dank deiner Kreditkarte nicht. Also sammelt euch nicht Schätze, wo sie von Rost und Motten zerfressen werden…«
    »Erspare mir deine Bibelsprüche, sonst werde ich Moslem und gehe nach Mekka, die Sonne putzen«, fauchte Carsten.
    »Die Mühle ist jedenfalls hinüber«, sagte Ullich mit einem Blick auf die durch die Luftreise und den Aufprall völlig lädierte Yamaha.
    »Zurück werden wir laufen müssen, so ungesund das auch ist«, bemerkte Möbius. »Und den Hobel werde ich wohl bezahlen dürfen. Mal sehen, was der Besitzer mir für einen Preis macht. Am besten werde ich ihm durch die Geschäftsstelle unserer Firma in Kairo gleich eine neue Maschine schicken zu lassen. Sonst luchst der mir beim Handeln noch eine Harley ab.«
    Die beiden Freunde hatten noch Glück gehabt. Außer einigen schmerzhaften Abschürfungen war nichts passiert und nur Michael Ullichs Lederjeans wies einige häßliche Schrammen auf. Aber darauf kam es jetzt nicht an. Sie mußten sich beeilen, das Grab des Haremhab zu erreichen.
    Gleich zwei Dutzend Ägypter in schmutzigweißen Gallabejas und turbanartig um den Kopf geschlungenen Tüchern, die sonst die Gräber bewachten und für ein gehöriges Bakschisch alle Hühneraugen zudrückten, wenn einer der Touristen trotz des strengen Verbots doch in den Gräbern fotografierte, boten sich an, die Freunde zum Grab zu bringen. Sie hatten gesehen, wie hoch die Geldbeträge waren, die der Fremde mit den langen Haaren so freigiebig unter die Polizisten verteilte. Wo so viel war, da mußte noch mehr sein. Dieser fremde Effendi war sicher ein reicher Mann, der sich wie der Kalif Harun al Raschid in den orientalischen Märchen verkleidet unter das Volk mischte und gute Leute mit
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