Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0665 - Die Gruft des Druiden

0665 - Die Gruft des Druiden

Titel: 0665 - Die Gruft des Druiden
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
sah sich um. Er befand sich an einem Hang zwischen relativ dichtem Unterholz. Weit unter sich sah er die Lichter einer Ortschaft. Er entsann sich an das Bild, das er bei Tageslicht gesehen hatte: das mußte Glauburg sein. Weiter entfernt funkelten andere Orte.
    Jemand hatte ihn also den Hang hinabgeworfen.
    »Ich schätze mal, das ist jetzt der beste Zeitpunkt, um zornig zu werden«, brummte er. Er tastete sich nach Verletzungen ab, spürte überall schmerzende Stellen. Aber das schienen nur blaue Flecken oder Prellungen zu sein. Ärgerlich genug, aber nicht weiter tragisch. Es hätte schlimmer werden können. Gerade weil es hier verdammt tief hinab ging. Er hatte Glück, gleich zu Anfang im Gestrüpp hängengeblieben zu sein.
    Mühsam arbeitete er sich nach oben, immer wieder abrutschend und nachfassend und nachtretend. Schließlich erreichte er die Plateau-Kante.
    Er duckte sich, sah drei Menschen am Feuer. Die Lady, die ihn niedergeschlagen hatte, einen der beiden Männer und die Bikini-Schönheit. Wo war der zweite Mann?
    Zamorra blieb vorsichtig. Wenn sie es einmal riskiert hatten, ihn anzugreifen, würden sie es sicher auch ein zweites Mal tun - und dabei bestimmt nicht mehr so relativ menschenfreundlich vorgehen wie beim ersten Versuch. Vermutlich ahnten sie nicht einmal, daß er schon wieder wach war.
    Langsam arbeitete er sich auf allen vieren voran, wie Old Shatterhand, wenn er das Nachtlager eines Trupps wilder Kiowa-Indianer ausspähen wollte. Und dabei stieß er auf eine Taschenlampe.
    Und direkt danach auf Nicole.
    ***
    Von einem Moment zum anderen wurde aus dem Lagerfeuer ein Inferno. Die Flammen fauchten grell empor, breiteten sich blitzschnell aus. Ein rotierendes Feuerrad schoß daraus hervor und erfaßte Renate Thorwald. Sie schrie und starb innerhalb von Sekunden.
    »Nein«, stieß Achmed starr vor Grauen hervor. »Nein. Nein. Nein…« Er wiederholte es ständig.
    »Hör auf!« schrie Gaby. »Sei endlich still!«
    Aus dem Feuer schob sich wieder etwas hervor.
    Ein entsetzliches Ungeheuer.
    Beide hatten sie es schon vorher gesehen, aber nicht richtig wahrgenommen. Diesmal schleuderte es kein Feuerrad auf die Menschen zu, sondern sandte, über dem Feuer lauernd, Tentakel aus, mit denen es nach den beiden Überlebenden griff. Aus seinem mit entsetzlich langen Zähnen bestückten Maul floß ein Flammenstrom, der das Lagerfeuer noch weiter anfachte.
    Die Tentakel umfingen Gaby und zerrte sie auf das Maul zu.
    Da endlich erwachte Achmed aus seiner Starre.
    Er riß die Waffe aus seiner Hosentasche. Zielte auf das Monstrum und drückte ab.
    Wieder knackte es. Wieder zuckte ein blauer Blitz aus der Waffe hervor und verästelte sich, griff nach dem Monstrum…
    Aber im Gegensatz zu der Frau im schwarzen Lederoverall brach das Ungeheuer nicht zusammen.
    Statt dessen hörte Gaby auf zu zappeln und sich gegen den Tentakelgriff zu wehren.
    Das Monstrum zog sie weiter auf seinen feuerverströmenden, mörderischen Rachen zu.
    Verwirrt starrte Achmed auf die Bestie und auf die Waffe. Er schoß noch einmal. Wieder ohne Erfolg.
    Ein weiterer Tentakel packte nun auch ihn.
    Und Gaby verschwand lautlos im Feuerstrom des Monstermauls.
    Abermals schoß Achmed, wieder und wieder.
    Aber es half nichts…
    ***
    Torran sah das menschenverschlingende Ungeheuer.
    Er stöhnte auf.
    Das hatte er nicht gewollt!
    Er hatte etwas gerufen, das er nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Etwas, das ihm und seinen Fähigkeiten über den Kopf wuchs. Aber warum?
    Weil er sich nicht mehr in seinem eigenen Körper befand? Weil er auf den Leib eines Menschen dieser erschreckenden Zeit angewiesen war? Waren Geist und Körper doch mehr als zwei voneinander trennbare Dinge?
    Dieses Ungeheuer… es war etwas Böses. Etwas, das in den Alpträumen der Menschen wohnte und Besitz von ihnen ergriff, wenn sie mißbrauchten, was die Götter ihnen an Fähigkeiten gewährten. Wenn Herrscher dem Machtrausch verfielen, wenn Druiden Gift mischten oder Zaubersprüche zum Töten aus Eigensucht verwandten…
    Hatte er das getan?
    »Nein!« stieß er mit Menkenbergs Stimme laut hervor. »Nein, das habe ich nicht getan! Ich habe es doch nicht… es war doch kein Eigennutz… die Frevler sind es, sie müssen gestraft werden, die Grabschänder und ihre Helfershelfer…«
    Fassungslos starrte er das Ungeheuer an, das nun den Heiligen Platz entweihte.
    Nein, nicht das Ungeheuer, sondern er selbst entweihte die Stätte, denn er hatte das Ungeheuer doch geschaffen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher