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0663 - Das Unheil erwacht

0663 - Das Unheil erwacht

Titel: 0663 - Das Unheil erwacht
Autoren: Jason Dark
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Reifen und der Motor waren zu hören.
    Die graue Wand wich nicht. Sie war zäh, sie wollte uns nicht loslassen, sie ließ alles andere zu konturenlosen Schatten verschwimmen. Die sich bewegende Nebelwand besaß nicht einmal Löcher. Als kompaktes Etwas rollte sie heran und umfasste das Fahrzeug, als wollte sie es hoch schleudern in das Grau.
    Ich war nervös geworden. Einfach deshalb, weil ich ahnte, dass uns nicht viel Zeit blieb. Jade Prentiss, so harmlos und zerbrechlich sie auch aussah, bedeutete für die Umgebung eine große Gefahr. Und so menschenleer war sie nicht.
    Dann erschien die Gestalt!
    Sie taumelte uns entgegen, bewegte sich mitten auf dem Weg. Selbst als Suko stoppte, lief sie noch weiter, wich dem BMW nicht aus, prallte gegen ihn und fiel durch die Wucht nach vorn, wobei der Mann auf der Kühlerhaube liegenblieb, als wäre er froh darüber, einen Ort zum Ausruhen bekommen zu haben.
    Suko blieb sitzen. Ich sprang aus dem Fahrzeug, zerrte den Mann hoch, der sofort seine Arme vor das Gesicht riss und anfing zu jammern. Die kläglichen Laute rührten mich, es war klar, dass der Mann etwas Schreckliches erlebt haben musste.
    Ich zog ihn von der Haube weg.
    »Nein!« keuchte er, »nein, bitte nicht! Ich habe nichts getan. Ich bin doch…«
    »Beruhigen Sie sich. Hier wird Ihnen niemand etwas tun. Wir sind gekommen um Ihnen zu helfen.«
    Ob er mich überhaupt verstanden hatte, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls lehnte ich ihn rücklings an die Außenseite des Wagens und redete leise auf ihn ein. Ich fragte ihn nach seinen Erlebnissen.
    Er schüttelte den Kopf. »Es war plötzlich da, Mister. Ja, es war plötzlich bei mir.«
    »Wer oder was?«
    »Die… die Kugel…ich sah sie… sie ermordete Ken. Sie holte ihm das Blut aus dem Körper.«
    Suko war ebenfalls aus dem Wagen geklettert. »Was war das?« rief er, »eine Kugel?«
    »Ja, sie sah aus wie ein Ei. Sie wollte Blut.«
    Wir schauten uns an und nickten. Diese Kugel oder dieses Ei, was immer es auch sein mochte, konnte die Lösung in diesem Fall sein.
    »Wer war noch dabei?« fragte Suko.
    »Nur Ken. Wir saßen im Wagen…«
    »Sonst niemand?«
    »Nein, ich habe… doch!« rief er plötzlich. »Ja, ich habe noch jemanden gesehen.«
    »Wen?«
    »Die Frau. Die junge Frau. Sie… sie hat gelauert… sie hatte sich versteckt gehabt. Neben uns im Gebüsch. Dann kam sie, aber ich rannte schon und habe sie nicht erkennen können.«
    »Das war Jade Prentiss«, sagte ich.
    »W… wie?«
    »Kennen Sie die Frau?«
    Er musste sich erst fangen, atmete tief ein und aus, wobei er mit seinen Händen über die Wangen strich. »Natürlich kenne ich Jade. Jeder in der Gegend kennt sie. Sie wohnt mit ihrer Mutter zusammen. Aber was soll sie denn…?«
    »Wir müssen davon ausgehen, dass sie unter einem anderen Einfluss steht.« Suko formulierte es vorsichtig.
    Der Mann schaute uns an und schüttelte den Kopf. »Dann hat sie vielleicht auch den Wagen weggefahren.«
    »Wie?«
    »Ken und ich sind mit einem Wagen gekommen.«
    »Kommen Sie, machen Sie den Mund auf!«
    Er schaute mich an, als hätte er Angst vor mir bekommen. Mein Ausweis beruhigte ihn. Der Mann hieß Lewis Kelly, wie er uns noch sagte, bevor er genau berichtete, was vorgefallen war.
    »Wohin ist sie gefahren?«
    Kelly deutete in die Richtung, in die auch wir hatten fahren wollen.
    »Wo führt der Weg hin?« fragte Suko.
    »Na ja, auf die Straße.«
    »Sonst nirgendwo hin?«
    »Doch!« flüsterte Kelly, »auch zu unserem Treffpunkt. Wir wollten an den alten Ulmen zusammenkommen.«
    In unseren Köpfen meldeten sich die Alarmglocken. Suko nickte und fragte: »Wie viele Personen…«
    Er ließ ihn nicht ausreden. »Eigentlich sechs. Aber Ken ist ja…«
    »Steigen Sie ein.«
    Lewis Kelly wusste kaum, wie ihm geschah. Da hatte ihn Suko schon herumgedreht und die Fondtür hinter dem Fahrersitz geöffnet. Er drückte den Mann hinein.
    »Wo wollen Sie denn hin, Mister?«
    »Zu den Ulmen. Wohin sonst?«
    Kelly gab keinen Kommentar. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir jedoch, dass er noch blasser geworden war. Krampfhaft hielt er sich an den Seiten der Rückenlehne fest. »Wenn das nur gut geht.«
    »Das wollen wir hoffen.«
    Suko startete. Natürlich hätten wir langsamer fahren müssen, aber jetzt zählte die Zeit, denn eine zu große Verspätung konnte Menschenleben kosten. Außerdem wollten wir endlich wissen, was es mit diesem geheimnisvollen Ei auf sich hatte. Es musste mit dem Begriff Flüssiges Leben in einem
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