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0657 - Der letzte Henker

0657 - Der letzte Henker

Titel: 0657 - Der letzte Henker
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stelle gab es auch noch mal eine Menge Blut.
    Es war identisch mit der Blutgruppe, die auch der abgetrennte Kopf aufwies.
    Damit stand wenigstens schon einmal fest, wo Rick O’Cann aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet worden war, aber über Motiv und Täter zerbrach man sich nach wie vor vergeblich den Kopf. Fest stand nur, daß der Täter eine sehr scharfe Waffe verwendet haben mußte, um den Kopf so unwahrscheinlich glatt vom Rumpf zu trennen.
    »Fast, als hätte jemand einen Laserschneider benutzt«, vermutete der Gerichtsmediziner. »Aber dann kann die Stelle, an der die Blutspuren gefunden wurden, keinesfalls der Tatort sein, weil solche Geräte nicht sonderlich transportabel sind…«
    Das brachte Sheriff Bancroft auf eine Idee, nur behielt er die für sich, weil er nicht gleich ausgelacht werden wollte. Derweil grübelte der Mediziner weiter. »Nicht einmal eine Guillotine könnte so sauber…«
    Bancroft interessierte sich nicht dafür, welche Waffe oder welches Instrument nicht in Frage kam. Er wollte etwas ganz anderes wissen. Mit den Unterlagen, darunter etliche Fotos, setzte er sich in den Dienstwagen und fuhr nach Florida City.
    Kaum mehr als eine Meile hinter dem Ort führte eine Privatstraße zu einem Anwesen, das dann nur nach einer Videokontrolle zu betreten und befahren war.
    Bancroft brauchte nicht einmal seine Dienstmarke vor die Aufnahmeoptik der Videoanlage zu halten. Sein Gesicht reichte als Legitimation. Der Eigentümer dieses enorm großen Grundstücks kannte ihn seit vielen Jahren.
    Er war auch gerade anwesend. Oft genug trieb er sich überall in der Welt herum. Er konnte es sich leisten, immer wieder für längere Zeit unterwegs zu sein, weil er immer ein paar Dollar mehr in der Tasche hatte, als er gerade benötigte. Diesem Mann, der selbst bei größter Hitze stets in lederner Westernkleidung auftrat, war der Alleinbesitzer einer der größten Firmen der Welt. Die Tendyke Industries war als Holding für eine Unzahl unterschiedlichster Firmen in einer Unzahl von Ländern rund um den Globus vertreten.
    Robert Tendyke hatte Zeit für Sheriff Bancroft. Butler Scarth, kahlköpfig und stets wie sein eigener Tod aussehend, wartete mit erfrischenden Getränken auf, nur Bancrofts Hoffnung, den erfrischenden Anblick unbekleideter Mädchen genießen zu können, erfüllte sich nicht. Die blonden Zwillinge Uschi und Monica Peters, die in Haus und Grundstück für gewöhnlich auf Textilien verzichteten, waren außerhalb unterwegs.
    »Warum kommen Sie mit diesem Fall zu mir, Jeronimo?« wollte Rob Tendyke wissen, der auf der Terrasse die Beine lang ausstreckte und versonnen den Swimming-pool betrachtete. Darin nahm ein riesiger Alligator ein Bad.
    »Old Sam lebt immer noch?« staunte Bancroft, der die alte Echse nur zu gut kannte. Old Sam war ein Unikum erster Ordnung. Das gewaltige Biest hatte sich an die Zivilisation der Menschen gewöhnt und machte sich einen Spaß daraus, harmlose Touristen zu erschrecken und deren Mietwagen, bevorzugt Cabrios, zu besteigen. Natürlich traute sich dann erst mal keiner mehr an den Wagen heran und alarmierte statt dessen die Polizei. Aber meist reichte es, wenn einer der Einheimischen dem Alligator einen Brocken Fleisch vorwarf oder ihn einfach anbrüllte, er solle gefälligst verschwinden.
    Einen Menschen angegriffen hatte Old Sam noch nie.
    Der alte Bursche wußte genau, was er an den Zweibeinern hatte. Mit denen konnte man friedlich zusammenleben, bloß wenn man sie fraß, wurden ihre Artgenossen unangenehm und begannen mit ihren langen Feuerstöcken eine mörderische Jagd, die Geschöpfe wie Old Sam nicht überleben konnten. Also hatte der gewitzte Gator sich mit den Zweibeinern arrangiert und war zur heimlichen Attraktion geworden.
    Seit fast einem Vierteljahr hätte Bancroft nichts mehr von dem Reptil gehört und gesehen und hatte schon befürchtet, der Gator sei vielleicht in den Bränden umgekommen, die Floridas Süden heimgesucht und die Everglades arg in Mitleidenschaft gezogen hatten. Hin und wieder kam es vor, daß Old Sam von Rentnern und Touristen die Krokodilnase gestrichen voll hatte und sich für einige Zeit in die Wildnis zurückzog.
    Jetzt hatte er sich wohl auf Tendyke Territorium gerettet und schwamm träge in dessen Pool.
    Weiß der Teufel, warum Tendyke immer so ein Schweineglück hat! dachte Bancroft. Immer wieder, wenn Feuersbrünste oder die in den letzten Jahren immer häufiger auftretenden Wirbelstürme Florida verheerten, gingen die
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