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065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

Titel: 065 - Rendezvous mit dem Sensenmann
Autoren: Dämonenkiller
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insgeheim triumphierte sie.
    Nun trat ein blondes schlankes Mädchen an den Tisch der vier alten Damen.
    „Ich heiße Elise Busch", sagte sie in fehlerhaftem Schulfranzösisch. „Man hat mir gesagt, daß Sie junge Mädchen bei sich aufnehmen. Ich bin gerade erst angekommen, und viel Geld habe ich auch nicht... "
    Die vier Alten wechselten einen Blick.
    „Da haben Sie aber Glück, liebes Kind", rief Camilla. „Wir haben gerade noch einen Platz frei. Kommen Sie, wir fahren jetzt weg."
    Lucia bezahlte und gab dem Kellner ein ordentliches Trinkgeld. Er brachte sie bis zur Tür.
    An der Tür drehte Lucia sich noch einmal um, schwenkte den Sonnenschirm und rief ins Lokal: „Au revoir, meine Lieben! Bleibt anständig und macht keine Dummheiten."
    Die jungen Leute musterten sie erheitert.
    Als Coco in den silberfarbenen Rolls-Royce einstieg, hörte sie, daß an einem Tisch im Freien ein junger Mann zu seiner molligen Begleiterin sagte: „Die vier Alten spinnen, aber sie sind harmlos.
    Sie glauben, junge Mädchen auf den Pfad der Tugend zurückführen zu müssen. Zu diesem Zweck gewähren sie ihnen freie Kost und Logis."
    „Also Wohltäterinnen der Menschheit?" fragte das Mädchen und kicherte.
    „So kann man es nennen", sagte der junge Franzose.
    Nun schloß der Chauffeur die Wagentür. Mit einem sanften Geräusch fiel sie ins Schloß. Wenig später fuhr der große silberfarbene Rolls-Royce durch Antibes, der Villa des geheimnisvollen Monsieur Beaufort entgegen.

    Die Sonne war schon untergegangen, als Coco in der Villa eintraf. Der Chauffeur zeigte ihr und Elise Busch das Zimmer im ersten Stock der großen Villa, das sie bewohnen sollten. Sie legten ihr Gepäck ab, erfrischten sich ein wenig und ließen sich dann vom Chauffeur zum Speisesaal führen. Elise Busch war beeindruckt.
    „Dieses Haus ist riesig", sagte sie zu Coco. „Es hat sicher dreißig Zimmer, und manche davon sind kleine Säle. Sieh dir die Teppiche auf dem Boden und die Bilder an den Wänden an. Das hat ein Vermögen gekostet. Und hast du das Grundstück gesehen und die große Vorhalle? Das ist ein Fürstensitz. Ich habe nicht geglaubt, daß ich so nobel unterkommen würde."
    Coco betrachtete die Umgebung nüchterner, aber auch sie war beeindruckt. Die Villa, der RollsRoyce und der Chauffeur ließen auf Reichtum schließen.
    Im Speisesaal mit den zierlichen Stilmöbeln und den Samttapeten wurden Coco und Elise von fünf Mädchen begrüßt. Die Jüngste war siebzehn, die Älteste zweiundzwanzig. Es waren zwei Französinnen, eine Engländerin, eine Italienerin und eine junge Farbige, die Tochter eines Diplomaten aus dem Senegal. Ihr Vater; der in Paris stationiert war, glaubte, sie sei auf dem Landgut einer französischen Freundin.
    Alle Mädchen waren hübsch und durchaus nicht von gestern, wie Coco feststellte.
    Mit Paola, der Italienerin, die weder Französisch noch Englisch sprach, war die Verständigung ein wenig schwierig. Manchmal brach sie in einen Wortschwall aus, den niemand verstand.
    Das Essen bestand aus fünf Gängen. Es hätte sich auch in einem Grandhotel sehen lassen können. Der Chauffeur hatte die Languste, die Coco am Fischereihafen geschenkt bekommen hatte, in der Küche abgegeben.
    Nach dem Essen überkam Coco eine wohlige Müdigkeit. Sie fühlte sich allem entrückt und ertappte sich bei dem Gedanken, daß es hier sehr schön sei und daß sie großes Glück gehabt habe, in der Villa Daimon unterzukommen.
    Die anderen Mädchen schienen Ähnliches zu empfinden, denn ein entrücktes Lächeln spielte um ihre Lippen.
    Coco erschrak. Sie hatte Erfahrung in derlei Dingen. Sie war als Hexe geboren und besaß magische Fähigkeiten. Außerdem hatte das Leben an der Seite Dorian Hunters ihre Sinne geschärft. Sie merkte, daß dies nicht ihre eigenen Gedanken waren. Sie wurden ihr von außen eingegeben.
    Sie wartete ab, und nach einiger Zeit ließ der okkulte Einfluß nach. Ein Gespräch kam wieder auf. „Es ist schön hier", sagte Naomi Akilele, die junge Senegalesin. „Ich habe von Tag zu Tag weniger Lust, von hier wegzugehen. Mir liegt auch nichts mehr daran, in die Stadt zu gehen. Mir gefällt die Lebensweise hier."
    Coco wollte sich eine Zigarette anzünden, aber die Mädchen hielten sie davon ab.
    „Nein, im Haus darf nicht geraucht werden. Das verbietet die Hausordnung."
    Sie gingen hinaus in den großen Park. Die Nacht war schon eingebrochen, aber Mond und Sterne glänzten hell. Im Park wuchsen Palmgewächse und Ziersträucher,
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