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065 - Corrida der Dämonen

065 - Corrida der Dämonen

Titel: 065 - Corrida der Dämonen
Autoren: Larry Brent
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nützliche oder witzige Geschenke. Mary Dawson
hatte ihm eine ledergebundene Schreibmappe geschenkt.
    Er bedankte sich bei ihr.
    Dann meinte er: »Was halten Sie eigentlich von Ihrem
neuen Chef?«
    Sie zuckte die Achseln. »Vom ersten Eindruck kann man
schlecht etwas sagen«, wich sie aus.
    »Und wie war dieser erste Eindruck?«
    »Ich fürchte, daß die Atmosphäre hier ein wenig abkühlen
wird.«
    Sie sah nicht ganz glücklich aus.
    »Ich werde mit ihm reden.«
    Bill Hathly warf einen Blick auf seine goldene
Armbanduhr.
    Es war jetzt zehn. Bis um zwölf war seine Anwesenheit im
Büro bestimmt. Gestern abend hatte er schon eine Abschiedsfeier exklusiv für
seine Angestellten gegeben. Auch der neue Chef der Filiale, Mister Fred Hogan,
war mit von der Partie gewesen.
    Den heutigen Nachmittag wollte Hathly ganz allein für
sich haben. Er hatte sich vorgenommen, die Sehenswürdigkeiten der Stadt noch
mal aufzusuchen. Da war das Juarez-Denkmal, die herrliche Universitätsbücherei
mit ihren farbenfrohen, unvergeßlichen Mosaikwänden und das Zocalo. Im Zentrum
Mexikos mischte sich die über zweitausend Jahre alte Kultur der Indios mit
spanischen Einflüssen aus dem 16. Jahrhundert und den modernen Wolkenkratzern,
welche die Neuzeit präsentierten.
    Außerdem hatte Hathly sich vorgenommen, noch mal einen
Abend im Chapuldepec-Park zu verbringen, im Licht der versinkenden Sonne auf
einer Bank zu sitzen, Ramona im Arm zu halten, die Nähe ihres Körpers zu fühlen
und den Duft ihres dezenten, eigenwilligen Parfüms zu atmen.
    Dann würde ein Abendessen in einem farbenprächtigen
Restaurant bei den Klängen einer Mariachi-Kapelle folgen, natürlich ebenfalls
in Begleitung von Ramona.
    Sie war ein Mischlingsmädchen, eine Mestizin. In ihren
Adern floß das Blut der Indios und der spanischen Eroberer.
    Ramona war von atemberaubender Schönheit, und dieses
rassige Mädchen mit ihrem biegsamen, aufregenden Körper machte gerade auf die
Männer der weißen Rasse einen starken Eindruck und strahlte eine Verlockung
aus, denen die wenigsten widerstehen konnten.
    Auch Bill Hathly hatte nicht widerstehen können. Bei einem
Bummel durch die kleinen Läden des Stadtzentrums war er in einem Geschäft, in
dem Silberwaren angeboten wurden, auf Ramona gestoßen.
    Niemand im Büro und auch die Geschäftsleitung wußte
nicht, daß er seine Freizeit mit einem Mestizenmädchen verbracht hatte. Nicht
mal Mary Dawson wußte etwas Genaues. Sie ahnte nur etwas von einer Liebschaft
und kannte den Namen und die Adresse des Mädchens, ohne Ramona jedoch gesehen
zu haben. Die Adresse aber war Mary Dawson durch einen Zufall bekannt geworden.
    Bill Hathly hatte mal telefoniert. Dabei lag sein in
rotes Kunstleder gebundenes Notizbuch vor ihm auf dem Tisch.
    Unmittelbar nach dem Anruf war er hinausgerufen worden,
und beim Ordnen der Papiere auf dem Schreibtisch flog Marys Blick auf die Seite
des Notizbuchs, wo zufällig die Adresse stand.
    Mary Dawsons Gedächtnis war sprichwörtlich. Was sie mal
gesehen hatte, vergaß sie so schnell nicht wieder. Ohne es sich merken zu
wollen, brachte sie nun den Namen des Mestizenmädchen mit einem ganz bestimmten
Stadtteil in Verbindung, und es mochte jedem ein Rätsel sein, wieso gerade der
gepflegte Mister Hathly sich in einer Gegend herumtrieb, die nicht gerade den
besten Ruf genoß.
    Doch manchmal machten die Männer einer Frau zuliebe die
dümmsten Dinge und reagierten wie die Kinder.
    Bill Hathly verließ Punkt zwölf sein Büro Er
verabschiedete sich von jedem Angestellten mit Handschlag und bedankte sich
noch mal für die vertrauensvolle Mitarbeit.
    »Macht euch noch einen schönen Tag«, rief er ihnen von
der Tür aus zu, strahlte wie die Reklamefigur für eine
Super-Weißmacher-Zahncreme in die Runde, nickte und zog die Tür hinter sich zu.
    Im Büro wurde Sekt ausgeschenkt, den Bill Hathly für den
heutigen Tag spendiert hatte. Der neue Chef, Hogan, würde erst morgen früh
aufkreuzen.
    Bill Hathly fuhr direkt zum »Casa Juarez Tequila«, einem
kleinen Restaurant in der Innenstadt, wo man original mexikanisch speiste.
    Hier aß er zum letztenmal das Nationalgericht, eine
Schüssel mit stark gewürzten Bohnen, nach deren Genuß man den Wunsch hatte,
eine ganze Flasche Tequila zu leeren, um das Kratzen und Beißen im Hals zu
beseitigen.
    Doch Hathly trank mit Maß. Er genoß einen »Tequila
sauer«, unmittelbar vor dem Essen und danach ein Glas eisgekühltes Bier.
    Sein Nachmittagsprogramm führte er genauso
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