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0647 - Hexenzauber

0647 - Hexenzauber

Titel: 0647 - Hexenzauber
Autoren: Jason Dark
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Gesichter der sitzenden weißen Hexen.
    Es war ein Anblick wie ein Faustschlag in den Unterleib, denn ich wusste nicht einmal, ob sie noch lebten. Sie hockten steif wie Puppen im Gras. Nicht eine Wimper bewegte sich, und wenn etwas bei ihnen zitterte, dann die Haare, mit denen der sanfte Wind spielte.
    Von meinem Platz aus konnte ich in den Kreis hineinschauen. Von Suko sah ich nichts, aber ich erkannte die Nackte. Sie hatte sich einen guten Platz ausgesucht, denn sie war so stehen geblieben, um vom Mondlicht getroffen zu werden.
    Ute Bergmann badete darin.
    Es hätte nur noch gefehlt, dass sie sich auf dem Boden wälzte, um alles zu genießen, aber auch die jetzige Stellung reichte aus. Breitbeinig, die Arme vom Körper etwas abgespreizt, die Handflächen dabei nach außen gedreht. Den Kopf hatte sie zurückgelegt, die Augen halb geschlossen. Ihr heller nackter Körper, der so begehrend wirkte, glänzte dabei, als hätte jemand eine leichte Ölschicht darüber gestrichen. Das halblange Haar umgab den Kopf wie ein bleicher Schein.
    Hatte sie mich gesehen?
    Egal, ich musste mich ihr stellen.
    Ich löste mich mit zwei Schritten aus meiner Deckung. Ob sie das Rascheln des Grases nur vernommen hatte oder ihrem Gespür gefolgt war, es spielte keine Rolle.
    Jedenfalls hatte sie mich bemerkt, und sie sagte mit einer sehr weichen Stimme:
    »Komm ruhig zu mir und lass dich umarmen von der Kraft der Hexe…«
    ***
    Wenn ich alles mit ihr getan hätte, nur das nicht. Trotz des Kreuzes war ich vorsichtig, denn sie stand unter dem Schutz des Teufels, wie es auch bei Hoffmann und seinem verfluchten Schatten gewesen war, auf den ich Ute ansprach.
    Vor der Antwort senkte sie den Kopf, damit sie mich anblicken konnte. »Ich könnte dir alles geben, was du dir wünschst, aber es befindet sich etwas in deinem Besitz, was ich nicht mag.«
    »Das Kreuz!«
    »Richtig.«
    Ich hob es an. Im Mondlicht glänzte es geheimnisvoll. »Jeder Mensch hat etwas, auf das er besonders stolz ist. Bei mir ist es das Kreuz, bei dir sicherlich etwas anderes. Und bei dem Mann, den ich bis nach Paris verfolgt habe, ist es der Schatten gewesen, der sich von seinem Körper lösen konnte.«
    Ich hatte das Gespräch bewusst auf Hoffmann gelenkt, weil ich herausfinden wollte, ob er hier gewesen war und ob Ute etwas von ihm wusste. Ihr Nicken war eigentlich Antwort genug.
    »Du sprichst von Hoffmann. Ich kenne ihn. Auch er hat dem Teufel gedient.«
    »Und ist vernichtet worden, wie auch sein Schatten.« Ich flüsterte. »Beide waren nicht stärker als ich. Glaubst du eigentlich, dass du die Kraft besitzt, um gegen mich anzukommen?«
    In ihren Augen funkelte es. »Vielleicht nicht, aber ich würde es dir nicht raten.«
    »Was sollte mich davon abhalten? Dein Körper, deine Nacktheit, deine Schönheit? Ich weiß nicht, wie viele Männer du ins Verderben geführt hast.«
    »Nein, ich denke an die Frauen.«
    Da hatte sie tatsächlich einen schwachen Punkt erwischt. In mir stieg ein ärgerliches Gefühl hoch, und ich spürte auf meinen Handflächen den kalten Schweiß. Dieser Person schien es nichts ausgemacht zu haben, die anderen kurzerhand zu töten. Oder etwa nicht?
    »Du denkst nach?«
    »Ja.« Ich setzte meinen Bluff an. »Sie sind nicht mehr zu retten. Was also sollte mich daran hindern, auf dich zuzugehen und dich zur Hölle zu schicken?«
    »Steht auf!«
    Sie sprach diesen Befehl zischend aus. Einen Moment später bewegten sich die veränderten Frauen.
    Keine von ihnen blieb mehr an ihrem Platz hocken. Sie drückten sich steif in die Höhe, mit auf den Rücken gedrehten Gesichtern, die aussahen wie angemalte Masken, über die Schatten flatterten und sich abwechselten mit der Bleichheit ihrer Haut.
    Das war Ute Bergmanns große Stunde. Sie musste sich im Kreis ihrer Dienerinnen wie eine Dirigentin fühlen, denn sie breitete die Arme aus und bewegte winkend die Hände. So schaffte sie es, dass die Frauen einen Kreis schlossen.
    Wenn das so weiterging, würde es in Sekunden zwei Mittelpunkte darin geben.
    Ute Bergmann und mich!
    Und sie sah sich auf der Siegerstraße, denn sie schaffte es sogar, mich zu verhöhnen. »Willst du mich nicht töten, Sinclair? Na, willst du nicht dein Kreuz nehmen und mich vernichten? Denk an Hoffmann, da hast du es auch getan. Los, komm her!«
    Ich tat es nicht, auch wenn sie mir mit schlangengleichen Bewegungen zuwinkte. Das Mondlicht gab ihrem Gesicht einen bleichen Schein.
    Sie hatte genau kalkuliert. Wenn ich sie vernichtete,
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