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0647 - Die Haut des Vampirs

0647 - Die Haut des Vampirs

Titel: 0647 - Die Haut des Vampirs
Autoren: Martin Barkawitz
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Trudeln. Doch er fing sich, bevor er abzustürzen drohte.
    Die aufgebrachte Menge kam näher. Es mußten inzwischen Hunderte sein. Zamorras Amulett half nur gegen schwarzblütige, dämonische Wesen. Gegen Menschen konnte er sich nur auf seine Fäuste verlassen. Und das wäre in diesem Fall reiner Selbstmord gewesen.
    Die drei überwanden die Mauerlücke und hetzten eine enge Gasse hinauf. Sie hatten keine Ahnung, wo sie sich befanden. Wie ein Lauffeuer schien sich die Nachricht von der angeblichen Tempelschändung zu verbreiten. Nun kamen auch schon wütende Gläubige aus anderen Richtungen gelaufen. Zamorra konnte Zwei von ihnen, die besonders nahe herangekommen waren, mit Judogriffen abwehren.
    Doch das änderte nichts daran, daß sie eingekreist zu werden drohten!
    In diesem Moment trat eine ältere Frau hinter der Theke einer Freiluft-Teestube hervor. Das Lokal bestand aus wenigen Bänken und Tischen aus rohem Holz, die auf offener Straße herumstanden.
    »Kommt und trinkt einen Tee mit mir«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Ich werde euch beschützen!«
    Am anderen Ende der Gasse waren bereits die Wutschreie der Verfolger zu hören. Aber Zamorra beschloß, der alten Lady in dem roten Sari zu vertrauen.
    Denn sie trug ein Schmuckstück um den Hals, das einen Hahn und einen Pfau darstellte.
    ***
    Der Dorf-Schamane nannte sich Ben. Er war ein Greis mit schwarzer Haut, schneeweißem Kraushaar und einem ironischen Grinsen auf den Lippen. Anscheinend hatte ihm die heutige »Beverly Hills«-Folge gut gefallen, denn er schien prächtige Laune zu haben.
    Marijke hatte ihn in die Hütte ihrer Eltern geführt, wo Tendyke und die Zwillinge bereits mit einem feurigen Fischeintopf abgefüttert wurden. Der Abenteurer glaubte, Fooly im Flammenspucken demnächst übertreffen zu können. Die Hauptzutat des Gerichts schien roter Pfeffer zu sein. Tendyke warf Marijkes Mutter einen lobenden Blick zu, während ihm der Schweiß in Strömen über das Gesicht rann.
    Schamane Ben stakste auf seinen Storchenbeinen herein und holte sich zielsicher die Rumflasche, als ob er in der Hütte zu Hause wäre. Nachdem sich Tendyke, Uschi und Monica vorgestellt hatten, fragte der Greis: »Ihr wollt also etwas über die Asemas wissen?«
    »Ja und nein«, erwiderte der Inhaber der Tendyke Industries diplomatisch. »Eigentlich sind wir wegen des Goldenen Jaguar nach Surinam gekommen…«
    »Aber dieses Tier kann man nicht verstehen, ohne die Asemas zu begreifen.« Der Schamane nahm einen großen Schluck Rum.
    »Wieso?«
    »Weil der Goudên Jaguar, wie wir sagen, sich von den Asemas ernährt. Er haßt diese teuflischen Wesen. Er jagt und frißt sie, wo er sie nur antreffen kann.«
    »Wer oder was sind diese bleichgesichtigen Horrorgestalten nun eigentlich?« riefen Uschi und Monica dazwischen.
    »Asemas sind Blutsauger«, erklärte der greise Schamane, der die Frage anscheinend genau verstanden hatte. »Sie leben seit Ewigkeiten hier im Dschungel von Surinam. Sie waren schon da, bevor die Holländer 1581 hierhergekommen sind. Ihre Abstammung führt zurück ins Dunkel der Geschichte. Wenn sie auf die Jagd nach Menschen gehen, ziehen sie sich vorher ihre Haut ab. Daher ihre weiß glänzenden, unheimlichen Körper.«
    Tendyke nickte. Vampire also. Das wäre etwas für Gryf, den druidischen Vampirjäger. Er würde vor Neid platzen, daß er diese Rasse noch nicht entdeckt hatte.
    »Hat ein Asema noch andere Erkennungszeichen?« wollte der Abenteurer weiter wissen.
    Ben machte eine bejahende Bewegung. »Ihre Augen leuchten und sind rot wie Blut. Ihre Zehen senken sie nach unten und graben sie beim Laufen tief in den Waldboden. Wenn sie eine große Entfernung überwinden müssen, verwandeln sie sich in eine blaue Lichtkugel und fliegen durch die Luft.«
    »Wie schützt ihr euch vor ihnen?«
    »Oh, da habe ich meine Tricks«, lachte der Schamane selbstbewußt. »Unser Dorf habe ich vor ihnen abgeschirmt. Am einfachsten ist es, Eulenkrallen und Sesamsamen hinter die Tür zu legen. Das mögen sie überhaupt nicht.«
    Automatisch wanderte Tendykes Blick hinter die Tür. Selbstverständlich gab es auch in dieser Hütte den Anti-Asema-Zauber.
    »Und wenn man weiß, wo ein Asema seine Haut versteckt«, fuhr der Greis fort, »dann kann man ihn indirekt erledigen. Du mußt nur Salz draufstreuen. Dann schrumpft sie nämlich. Oder Pfeffer. Das ist noch besser. Dann kann er sie nämlich nicht wieder anziehen.«
    »Da sieht man es mal wieder«, flüsterte Monica ihrer
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