Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Wie war das möglich?
    Er war doch nicht krank!
    Und Kamikaze-Kitty hatte sich doch beinahe in Panik befunden!
    »Hast du auch eine Schlange gesehen, Lady?« murmelte er.
    »Was glaubst du, Smokey, warum ich hier diese Notbremsung gemacht habe?« ächzte Kitty Brody. »Gut, daß ich dich nicht gerammt habe, Mann. Ich bring’ doch meinen General Lee nicht mit Gewalt in Gefahr! Die Schlange hat Judy umgebracht!«
    »Deine Judy hockt ganz unverletzt und verständnislos da oben auf dem Shotgun-Sitz, und ich verstehe auch nichts mehr«, murmelte Moss. »Ich hätte sie beinahe erschossen. Die Schlange - du hast sie auch gesehen, Kamikaze? Wirklich?«
    »Was glaubst du, warum ich hier stehe?« fuhr Kitty ihn an.
    »Aber da ist keine Schlange.«
    Mittlerweile war die schwarzhaarige Judy ausgestiegen und kam um den Truck herum. Ihr Zeigefinger stieß gegen Moss’ Brust. »Das Loch in der Tür wird Sie einiges kosten, Officer. Abgesehen von dem Schreck, den Sie mir eingejagt haben. Sie sind ja noch schießwütiger als John Wayne und George Bush zusammen! Keicht’s nicht, daß ihr Yankees den Bürgerkrieg gewonnen habt? Müßt ihr uns arme Südstaatler heute noch unter Feuer nehmen?«
    Moss verdrehte die Augen.
    Judy sah ihn drohend an.
    Aus Schlangenaugen…
    ***
    Kevin O’Donaghue trug ständig eine Waffe bei sich. Erstens aus dienstlichen Gründen, und zweitens, weil er der Ansicht war, ein amerikanischer Mann sei zumindest in Amerika nur ein Mann, wenn er bewaffnet sei. In O’Donaghue lebte noch der alte Pioniergeist aus einer Zeit, in der man ständig mit Überfällen böser Indianer rechnen mußte, die man zuvor vom Land ihrer Väter vertrieben hatte.
    Blitzschnell zog er die Waffe aus dem Schulterholster, richtete sie auf die Schlange und zog den Abzug durch.
    Klick, machte es.
    Und die Kobra war fort.
    Der Beifahrersitz, auf dem das Biest eben noch gelegen hatte, mit aufgerichtetem Vorderkörper, war leer.
    Das Girl, das noch neben dem Auto gestanden hatte, wich erschrocken ein paar Schritte zurück.
    Mit müden Bewegungen kletterte O’Donaghue wieder aus dem Wagen. Erstarrte seine Pistole an und begriff jetzt erst, warum der Schuß nicht gefallen war.
    Er hatte nicht durchgeladen. Keine Patrone im Lauf.
    Eine reine Sicherheitsmaßnahme für den Fall, daß ihm irgend jemand die Waffe abnahm und gegen ihn benutzen wollte. Dann kostete es den Gegner ein paar Sekunden, die Lage zu erkennen und den Schlitten zurückzuziehen. Diese Zeit konnte O’Donaghue nutzen.
    So zumindest hatte er es sich bisher immer vorgestellt.
    Und jetzt - hätte ihn diese Vorsichtsmaßnahme das Leben kosten können.
    Die Kobra war so nah gewesen, unmittelbar neben ihm auf dem Beifahrersitz! Den leicht hin und her pendelnden Kopf erhoben, hätte sie bloß zuzustoßen brauchen, um ihre Giftzähne in seinen Arm zu schlagen!
    »Verdammt«, murmelte er. Langsam steckte er die Waffe wieder zurück, wandte sich dem Mädchen zu. »Haben Sie das auch gesehen?«
    Die Nackte schüttelte heftig den Kopf und wich verwirrt noch einmal ein paar Schritte zurück, die Arme schützend vor den Brüsten verschränkt. Wahrscheinlich rannte sie nur deshalb nicht schreiend davon, weil sie O’Donaghue als Stammgast kannte.
    »Diese Kobra«, murmelte er.
    Sie schüttelte wieder den Kopf. »Eieine K-Kobra?«
    »In meinem Auto! Wie ist das Mistvieh da hineingekommen?«
    Und vor allem, wie kam eine Kobra hierher? Gut, durch die ausgedehnten Sumpfgebiete und das selbst im Winter sehr warme Klima ist Florida durchaus ein Paradies für Schlangen und Rentner. Aber Kobras sind für diese Gegend doch eher untypisch.
    Hinzu kam, daß das Reptil nicht zugebissen hatte.
    Im Nachhinein begriff O’Donaghue nicht, daß er unverletzt geblieben war. Er hatte zwar extrem schnell reagiert, aber die Schlange hätte in jedem Fall schneller sein müssen. Er hätte ihre Zähne spüren müssen, noch ehe er die Waffe überhaupt zwischen den Fingern hätte haben können.
    Aber die Kobra hatte sich nicht bewegt. Sie hatte ihn in Ruhe gelassen!
    Das verstand er nicht, wie andererseits das Mädchen nicht verstand, warum er die Waffe gezogen und wieder weggesteckt hatte und jetzt etwas von einer Kobra erzählte, die sie nicht gesehen hatte.
    Das war O’Donaghue ein Rätsel.
    Selbst wenn er akzeptierte, daß es hier Kobras gab - zumindest diese eine -, blieb die Frage, wie das Biest ins Auto gekommen war. Blieb die Frage nach dem seltsamen Verhalten der Schlange. Blieb die Frage nach ihrem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher