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0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entsprechenden Aufpreis auch mehr oder weniger nackt. Für diesen anregenden Anblick bezahlte auch O’Donaghue gern ein paar Dollars mehr und holte sich hier den Appetit, um zu Hause bei seiner ebenfalls sehr attraktiven Göttergattin zu naschen.
    O’Donaghue kaufte eine Autowäsche und steckte dem Girl, das für ihn zuständig war, den Zwanziger zu, damit auch der Tanga als letztes störendes Textil verschwand. Das Mädchen kletterte in den Wagen, fuhr ihn durch die Waschanlage und polierte danach hingebungsvoll nach. Mister Staatsanwalt genoß außerdienstlich jede Bewegung der verführerischen Bedienungskraft. Schließlich drückte ihm der nette Nackedei den Autoschlüssel wieder in die Hand, zwinkerte ihm zu und wünschte gute Fahrt.
    Kevin O’Donaghue stieg ein, wollte den Wagen starten - und starrte direkt in die tückisch funkelnden Augen einer Kobra.
    ***
    Ranga Ghoyashar lehnte sich an den Radkasten seines Trucks. Er fragte sich, wieso er noch lebte und unverletzt geblieben war. Er wagte es nicht, noch einmal in das Führerhaus zu klettern. Überall war Blut, und Alice…
    Sie…
    Der Tiger…
    Ghoyashar versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken.
    Der Polizeiwagen stoppte mit flackernden Rotlichtern hinter dem Truck.
    Die beiden Uniformierten stiegen aus. Muskelbepackte Schwergewichtler, die allein durch ihre äußere Erscheinung überall für Respekt sorgten. Einer ging rechts um den Truck herum, dabei sorgfältig jedes Detail kontrollierend, der andere walzte auf Ghoyashar zu.
    »Sind Sie der Fahrer?«
    Der Inder nickte.
    »Haben Sie eine Panne?«
    Der Inder schüttelte den Kopf.
    »Warum haben Sie Ihr Fahrzeug dann hier abgestellt? Es müßte Ihnen doch bekannt sein, daß das Parken auf Interstate Highways verboten ist.«
    Der Inder nickte wieder.
    »Also, was ist los?« knurrte der Smokey. »Ihren Ausweis, Ihren Führerschein, Fahrzeugschein, Frachtbriefe… aber ein bißchen plötzlich, wenn’s geht.«
    Der Inder deutete nach oben.
    »Was ist nun?« drängte der Deputy.
    »Sie ist tot«, sagte Ghoyashar heiser.
    »Was?« Der Polizist runzelte die Stirn. »Tot? Wer?«
    »Das ganze Blut… er hat sie… er hat sie umgebracht! Dieses verdammte Biest!«
    »Wovon reden Sie, Mann? Wer hat wen umgebracht?« Der Polizist wurde vorsichtig. Er musterte Ghoyashar eingehend, dann zog er den Dienstrevolver und kletterte nach oben.
    »Seien Sie vorsichtig«, flüsterte Ghoyashar.
    Der Deputy sah sich in der Kabine um, warf einen Blick in den angebauten Schlafraum. Dann kam er wieder nach draußen. »Blut, eh? Umgebracht? Wen denn? Wo ist die Leiche? Sind Sie betrunken, Mann?«
    Ghoyashar hob erstaunt die Brauen. »Was, bitte?« Völlig verwirrt starrte er den Polizisten an.
    Von der anderen Seite tauchte der zweite Polizist auf. Bei ihm war Alice.
    »Jetzt hast du wohl ein Problem, Mann«, sagte sie. »Ich habe dir doch gesagt, daß niemand am Highway anhalten darf! Als Trucker müßtest du das doch wissen!«
    »Du bist tot«, murmelte Ghoyashar erschüttert. »Er hat dich totgebissen und zerfleischt!«
    »Wer denn?«
    »Der Tiger… der Tiger, der mich knapp verfehlt hat…«
    »Du bist ja verrückt, Mann!« fauchte Alice. »Warum bin ich bloß bei dir eingestiegen und nicht bei einem anderen, der seine fünf Sinne noch beisammen hat?«
    Verzweifelt sah Ghoyashar sie an.
    Ihr Kopf war der einer Kobra…
    ***
    »Sind Sie wahnsinnig, Officer?« schrie Judy Lorraine entsetzt.
    Jeremy Moss starrte sie entgeistert an.
    Er hatte die Schlange verfehlt.
    Er hatte die Truckerin verfehlt.
    Sie saß genau da, wo Moss eben die Schlange gesehen hatte. Angesichts des Reptils hatte er zu verstehen geglaubt, warum Kitty Brody so ausgeflippt war - am Lenkrad neben einer ausgewachsenen Kobra zu sitzen, war sicher nicht gerade der Wunschtraum jedes Menschen. Die Kobra hatte sich ihm entgegengereckt, und da hatte er geschossen.
    Die Kugel hatte ein Loch in die Innenverkleidung der Beifahrertür gestanzt, war möglicherweise durchs Blech nach draußen gegangen.
    Die Schlange war fort.
    An ihrer Stelle saß Kamikaze-Kittys Partnerin.
    »Verdammt, ich werde mich beim Sheriff über Sie beschweren!« schrie Judy. »Sie können doch nicht einfach so losballern!«
    Moss ließ sich nach draußen fallen, kam federnd auf. Neben ihm stand Kitty Brody. »Was…«
    »Shut up!« knurrte Moss unhöflich. Er mußte erst mal seine Gedanken ordnen. Um ein Haar hätte er einen Menschen erschossen. Er hatte eine Schlange gesehen, wo eine Frau saß.
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