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0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Jahren vorbei! Wann lernst du Teufelsweib endlich mal fahren?«
    Kitty Brody sprang aus ihrem Truck. Sie faßte Moss am Hemd. »He, Smokey«, stieß sie hervor. »Ehe du noch einen Ton krähst, guck dir das da oben erst mal genau an. Aber ich rate dir, erst zu schießen und dann hinzusehen!«
    »Hä?« machte Moss.
    »Nun mach schon, verdammt! Du bist doch Polizist, oder? Dann tu gefälligst was für dein verdammtes Geld!«
    Sie wies mit ausgestrecktem Arm nach oben ins Fahrerhaus.
    Moss seufzte.
    »Kamikaze-Kitty« Brody war eine lebende Legende. Sie war mit ihrem »General Lee« genannten Truck und ihrer bildhübschen Partnerin Judy Lorraine auf allen Highways in allen Bundesstaaten der USA bekannt, berüchtigt und gefürchtet - wegen ihrer Fahrkünste. Böse Zungen raunten, sie habe ihren Führerschein in der Mo jave-Wüste gemacht. Aber trotz ihrer scheinbar katastrophalen Fahrweise hatten sie und ihre Partnerin bisher noch nie einen wirklich ernsthaften Unfall gehabt. Kratzer an fremden Stoßstangen wie jetzt bei dem Polizei-Ford, okay, aber das war’s auch schon. Nur bekamen andere Verkehrsteilnehmer jedesmal die große Krise, wenn Kitty auf ihre unnachahmlich riskante Art heranrauschte und erst im buchstäblich allerletzten Moment zum Stehen kam.
    Logischerweise hatte auch Deputy Jeremy Moss von Kamikaze-Kitty und ihrem Truck gehört. Daß er ihr einmal leibhaftig begegnen würde, hatte er stets für einen Alptraum gehalten.
    Jetzt stand der Alptraum vor ihm.
    »Was ist denn da oben los?« fragte Moss vorsichtig und hoffte, daß Deputy Stone, sein Partner, endlich vom Klo zurückkam. Deshalb hatten sie ja diesen Truck Stop angesteuert. Für eine kurze Pause. Aber Jim Stone ließ sich Zeit. Er hatte ein Buch mitgenommen. Das hieß, die Sitzung dauerte insgesamt mindestens eine halbe Stunde. Davon waren gerade erst zehn Minuten vorbei.
    »Schau’s dir an, Smokey, und paß höllisch auf!« keuchte Kamikaze-Kitty. »Laß dich bloß nicht beißen, Mann!«
    »Mal ganz im Ernst, Lady«, begann Moss, der ihr die Bezeichnung nicht übel nahm - »Smokey the Bear« war der übliche Slang-Ausdruck der Trucker für jeden Highway-Polizisten.
    »Glaubst du, ich mache Spaß?« fuhr Kamikaze-Kitty ihn an. »Paß auf, Mann! Judy hat’s schon erwischt!«
    »Wie denn das?«
    Jetzt wurde er doch mißtrauisch. Verdammt, wann kam Stone endlich zurück? Moss zog den Revolver und spannte den Hahn. Dann turnte er in die Fahrerkabine hinauf.
    Er sah sofort, wovon Kitty Brody sprach.
    Auf dem Beifahrersitz ringelte sich eine große Schlange.
    Als Moss auftauchte, schnellte sie sich ihm sofort entgegen.
    Er schoß!
    ***
    Den Truck Stop bei Gainesville am Interstate-Highway 75 in Floridas Norden steuerte Kevin O’Donaghue immer wieder gern an, auch wenn er kein Trucker war. Immerhin wurden hier an dieser Tank- und Raststätte alle Kunden, ganz gleich, ob sie mit einem Lastwagen oder einem PKW aufkreuzten, auf eine Weise bedient, die ihresgleichen suchte.
    Kein Fahrer brauchte eine Hand zu rühren.
    Full Service war angesagt. Und der wurde von hübschen Girls ausgeführt, die im Normalfall nur mit einem knappen Tanga-Slip bekleidet waren. Die puritanisch und/oder emanzipatorisch orientierten Frauenverbände hatten bisher vergeblich gegen dieses ach so erschröcklich sündhafte Treiben geklagt und waren damit immer wieder vor dem zuständigen Gericht gescheitert - offensichtlich behagte dieser Spezial-Service auch den Richtern…
    Angefangen hatte es vor etwa sieben oder acht Jahren mit einem Imbiß-Shop, der unter dem Namen »Café Lingerie« gegründet worden war, um in seiner Art der allgemeinen Flaute entgegenzuwirken. Die Serviergirls trugen nur Slip und BH, und für zehn Dollar Aufschlag gab’s einen ganz persönlichen Striptease sowie Oben-Ohne-Bedienung. Für weitere zehn Dollar fiel auch der Slip.
    Mehr war allerdings nicht drin - lediglich das Auge durfte genießen. Anfassen ließen die Girls sich nicht. Und Prostitution war erst recht tabu. Man munkelte zwar, daß hin und wieder Verabredungen nach Feierabend getroffen wurden, aber beweisen ließ sich das nie.
    Und O’Donaghue, seines Zeichens Staatsanwalt, wollte auch nichts beweisen. Ihm gefiel es einfach, daß da ein paar sexy Girls herumturnten. Inzwischen hatte sich dieser spezielle Service auch auf den Tankstellenbetrieb ausgeweitet. Die Mädels tankten auf, putzten die Scheiben, brachten die PKWs und Trucks auch durch die Waschanlage, in Reizwäsche oder gegen den
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