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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer
Autoren: Earl Warren
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Höhepunkt steht uns noch bevor.“
    Linda Scholz wußte, daß Thorn recht hatte.
     

     
    Es war bereits dunkel, als Linda Scholz und Thorsten Thorn in die Stadt kamen. Thorn parkte seinen hellroten Wagen auf dem Marktplatz. Er klingelte am Pfarrhaus. Die alte Haushälterin ließ ihn und Linda ein. Der Benefiziat war nicht da, er machte seinen Abendspaziergang.
    „Am besten, Sie gehen ihm entgegen“, meinte die Haushälterin. „Er geht die Allee am Fluß entlang. Es ist möglich, daß er sich dann noch eine Weile in die‚ Ratsstube’ setzt und ein Viertel Wein trinkt.“
    Die beiden befolgten ihren Rat. Sie gingen vom Pfarrhaus quer über den Marktplatz, durch enge und winklige Gäßchen hinunter zum Fluß. Einige Leute begegneten ihnen in der Pappelallee, ein paar Liebespaare saßen auf den Bänken.
    Von dem Benefiziat war keine Spur zu sehen.
    „Er wird schon in der‚ Ratsstube’ sein“, sagte Linda.
    In der‚ Ratsstube’ sagte die Kellnerin, der Benefiziat sei vor wenigen Minuten nach Hause gegangen. Die Männer in der Gaststube, Honoratioren und Geschäftsleute der Stadt, musterten Thorn und Linda feindselig.
    Als die beiden das Lokal verließen, sahen sie eine Gruppe von Menschen um Thorns Wagen. Schweigend warteten sie. Hinter Thorn und Linda kamen Männer aus der‚ Ratsstube’.
    Wenn Thorn und Linda zum Pfarrhaus wollten, mußten sie an der Menge vorbei. Linda blieb stehen.
    „Das sieht böse aus, Thorsten.“
    „Geh weiter, Linda, die Leute sind verwirrt, verängstigt und aufgebracht. Vor allem keine Angst zeigen, das wird als Schuldbewußtsein ausgelegt.“
    Entschlossen gingen sie auf die Menge zu. Ein breiter, stämmiger Mann mit derbem, rotem Gesicht trat Thorsten Thorn in den Weg.
    „Warum kommt ihr jetzt auch noch hierher? Ihr habt genug Unheil gestiftet mit eurem verdammten Film.“
    „Reden Sie keinen Unsinn!“ erwiderte Thorn scharf. „Gerade wir haben am meisten unter dem Spuk zu leiden. Wir sollten zusammenhalten und die dunklen Mächte gemeinsam bekämpfen.“
    „Hören Sie, ich bin der Bürgermeister dieser Stadt. Ich werde dafür sorgen, daß Sie und die andern von hier verschwinden, damit endlich Gras über die alten Geschichten wächst. Mit eurer Ankunft hat der Spuk angefangen. Der Hexer ist erzürnt, weil ihr ihn im Film verunglimpft.“
    „Das scheint mir eine reichlich unwahrscheinliche Erklärung zu sein. Was ist denn in der Stadt geschehen, daß ihr alle so aufgebracht seid?“
    Mehrere in der Menge, die jetzt Thorsten Thorn und Linda Scholz umringte, lachten. Sie schrien durcheinander, voller Wut, Haß und Angst.
    „Was geschehen ist, fragt er? Die Sonne geht schwefelgelb auf, Kühe geben blutige Milch, stinkender Unrat kommt aus der Wasserleitung.“
    „Aus dem Nichts ertönen Stimmen, Gelächter. Bei den Bauern am Stadtrand ist das Vieh in den Ställen verreckt.“
    „Hexen sind auf Besen durch die Luft geflogen.“
    Linda drängte sich an Thorsten. Die haßverzerrten Mienen, die blinde Wut in den Gesichtern der Männer und Frauen erschreckte sie zutiefst.
    „Wissen Sie jetzt, was alles geschehen ist?“ fragte der Bürgermeister. „Es ist nicht nur Signefeu. Er hat seinen Hexenzirkel wieder errichtet. Es sind Hexen in der Stadt, die uns alle verderben wollen, und wir kennen sie nicht.“
    „Drei haben wir in einem Schuppen eingesperrt“, rief ein Mann.
    Ein kleiner Anstoß genügte, um die Menge zu blinder Mordgier anzustacheln. Die Angst vor dem Übernatürlichen verbündete sich mit dem Haß auf die vermeintlich Schuldigen.
    „Wir sind genauso von diesem Hexenzauber betroffen wie ihr“, versuchte Thorn noch einmal, vernünftige Argumente vorzubringen. „Wir sind nicht die Ursache dieses Übels.“
    Der Bürgermeister drängte ihn zur Seite. Er zog Linda Scholz in den Lichtschein, der aus einem Fenster fiel.
    „Die kenne ich doch. Natürlich, das Gemälde im Hotel. Das ist Roxane von Falkenfels. Die Geliebte des Hexers ist zurückgekehrt.“
    Drohend drängte sich die Menge vor. Thorsten Thorn sprang vor Linda, schob sie in einen Hauseingang. Schreie wurden laut.
    „Schlagt die Hexe tot!“
    „Hängt sie auf!“
    „Werft sie in den Fluß!“
    „Ihr Idioten“, schrie Thorn. „Zurück! Zurück!“
    Der Bürgermeister wollte Thorn ins Gesicht schlagen. Dieser fing den Schlag auf, riß das Knie hoch und versetzte dem Angreifer einen wuchtigen Kinnhaken. Der Bürgermeister ging in die Knie.
    Männer drangen auf den Schauspieler ein. Thorn war ein
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