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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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damit erschrecken? Pfeile treffen auch ihr Ziel. Pfeile lärmen nicht so wie Feuerwaffen. Und was ist, wenn wir keine Kugeln mehr haben? Oder kein Pulver? Dann müssen wir es wieder von dir kaufen. Pfeile machen wir selbst. Nein, Ledermann. Feuerwaffen brauchen die Krieger der hohen Klippe nicht.«
    »Es dauert lange, einen guten Pfeil zu machen«, sagte deDigue. »Und wenn er abgeschossen ist, ist er fort. Manchmal zerbricht er. Manchmal findet man ihn im erlegten Wild oder im toten Feind wieder. Und man braucht viele Pfeile. Sie sind schwer und groß. Wieviele Pfeile kann ein Jäger bei sich tragen? Zwei Hände? Vier Hände? Zehn Hände? Nein. Die Kugeln sind klein, und man braucht nicht viel Pulver. Man muß es nur ins Gewehr tun. Und schießen. Es geht schneller.«
    »Zeige mir, wie schnell du Kugeln schießen kannst. Dann zeige ich dir, wie schnell ich Pfeile schieße.«
    »Zeige mir, wie groß der Köcher für deine Pfeile ist. Dann zeige ich dir, wie groß mein Kugelbeutel und das Pulverhorn ist.«
    »Wir wollen keine Feuerwaffen«, wehrte Katana ab. »Was bietest du sonst an?«
    »Schmuck, der in der Sonne leuchtet und durchsichtig ist. Messer aus Stahl, die Dinge schneiden, an denen eure Klingen zerbrechen. Durch die Körper eurer Feinde gehen sie schneller, als ihr denken könnt.«
    »Du redest immer nur von Kampf und Waffen«, sagte der Häuptling. »Hast du auch Dinge, die man nicht zum Töten braucht?«
    »Weiche, schmeichelnde Stoffe, aus denen eure Frauen Gewänder nähen können, so bunt, daß jeder euch beneidet.«
    »Auch so fest wie Leder?«
    »Ich habe eine bessere Idee, Licht der Sonne«, schlug deDigue vor. »Sage mir, was ihr gebrauchen könnt. Dann sage ich dir, ob ich es dir geben kann.«
    Katana lächelte.
    »Du bist schlau wie ein Kojote.«
    »Aber ich heule nicht in der Nacht und reiße nicht eure Tiere«, grinste deDigue.
    Der Häuptling grinste zurück. Plötzlich wurde er ernst.
    »Es gibt ein Wesen hier, das in der Nacht unsere Krieger reißt«, sagte er. »Ein Tiermensch. Nimm dich vor ihm in acht. Er hat in der vergangenen Nacht einen meiner Männer getötet.«
    »Ein Tiermensch?« DeDigue runzelte die Stirn. »Einer, der am Tage Mensch ist und in der Nacht ein Raubtier?«
    »In der Nacht und im Traum unseres Schamanen. Frag Tamote. Er hat ihn im Traum gesehen, und der Krieger war tot. Tamote träumte, wie er starb und sah den Mörder.«
    »Da hätten wir doch schon mal etwas«, sagte deDigue. »Ich könnte euch von dem Tiermenschen befreien. Dafür würdet ihr mir etwas geben. Vielleicht ein paar Felle.«
    »Niemand kann einen Tiermenschen töten«, sagte Katana. »Nicht einmal der Schamane kann das. Tiermenschen werden uns von den Geistern geschickt. Sie kommen, sie töten, und irgendwann gehen sie wieder, wenn sie des Tötens müde sind. Sie haben einen starken Zauber.«
    »Ich kann Tiermenschen töten«, sagte deDigue.
    Der Häuptling schloß die Augen.
    »Du sagst, daß du es kannst«, sagte er.
    »Ich kann es«, wiederholte deDigue.
    »Sie haben einen starken Zauber«, wiederholte der Häuptling.
    Er öffnete die Augen wieder.
    »Feuerhaar, den du beschimpftest, und der kleine schwarze Schamane mit dem krummen Rücken und den bunten Gewändern, sind Tiermenschen. Wenigstens einer von ihnen«, schränkte Katana ein. »Aber wer soll sie töten? Sie verfügen über Zauber. Tamote verfügt auch über Zauber, aber ich denke, Tamote ist nicht stark genug. Die anderen sind stärker. Niemand kann sie töten. Sie haben sich befreit, und Tamote wurde vom Zauberlicht getroffen, als er gegen Feuerhaar kämpfte.«
    »Schenke mir Feuerhaar und den Schwarzen«, sagte deDigue. »Ich nehme sie mit mir. Dein Volk wird sie nie Wiedersehen.«
    »Eben noch sagtest du, du könntest Tiermenschen töten«, erwiderte der Häuptling. »Jetzt sagst du, du würdest Tiermenschen mit dir nehmen. Ich glaube nicht, was du sagst.«
    DeDigue sprang auf. »Du nennst mich einen Lügner, Licht der Sonne?«
    Auch Katana erhob sich wieder.
    »Ein Krieger der hohen Klippe sagt nichts, was er nicht kann. Was kannst du, Ledermann? Tiermenschen mit dir nehmen oder sie töten?«
    DeDigue seufzte.
    Natürlich waren weder Cristofero noch der Gnom Tiermenschen. Warum also sollte er sie töten? Schon gar nicht den Gnom!
    Aber wie sollte er sich jetzt aus dieser verfahrenen Situation wieder herauslavieren? Er war einen Schritt zu weit gegangen, weil er selbst nicht weit genug gedacht hatte. Vorhin, als er sich dem Zeltlager
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