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0631 - Eine Handvoll Monster

0631 - Eine Handvoll Monster

Titel: 0631 - Eine Handvoll Monster
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gitarre und den Flügeln. »Ich fliege nächstes Jahr nach Birmingham und werde mit meinem Lied den Grand Brie gewinnen.«
    »Grand Prix heißt das!« korrigierte Nicole automatisch. »Grand Prix d'Eurovision de la Chanson…«
    »Unsinn!« maulte Fooly. »Prix ist doch dieser Indianerhäuptling, der in den Winnetou-Filmen mitspielt! Pierre Prix!«
    »Der«, stöhnte Nicole, »heißt Pierre Brice!«
    »So ein Käse«, winkte der Jungdrache ab. »Kann ich was dafür, wenn ihr Franzosen nicht richtig sprechen könnt? Auf jeden Fall werde ich nächstes Jahr in Birmingham gewinnen.«
    »Erstens«, stellte Zamorra klar, »findet im nächsten Jahr der Grand Prix nicht in Birmingham statt. Zweitens wirst du mit deinem Gekrächze und Gehüpfe höchstens mit einer Mischung aus Papagei und Rabe verwechselt, aber kaum etwas gewinnen!«
    »Guildo Horn hat doch auch gewonnen!« trumpfte Fooly auf.
    »Drüben in Deutschland. Aber nicht in Birmingham. Da hat er nur den siebten Platz erreicht.«
    »Dann gewinne ich eben auch mit dem siebten Platz!« sagte Fooly energisch. »Und jetzt laßt mich gefälligst weiter üben! Schließlich bin ich noch besser als der ›Meister‹.«
    »Und verscheuchst die Geister«, reimte Eva spöttisch im Hintergrund.
    Das hatte Fooly gehört. »Klasse!« stieß er hervor. »Das übernehme ich in den Liedtext: Ich bin besser als der ›Meister‹ und verscheuche alle Geister! Piep, piep, piep, Fooly hat euch lieb…«
    »Ich fasse es nicht«, ächzte Patricia, die ihre Grundsatzdiskussion mit Madame Claire mittlerweile zu gegenseitiger Unzufriedenheit abgeschlossen hatte. »Der begreift’s einfach nicht! Her mit meiner Gitarre, sofort!« Diesmal schaffte sie es, ihm das Instrument aus den Klauen zu pflücken. Sofort retirierte sie um einige Meter und betrachtete es prüfend. »Himmel, dieser komische Vogel hat ja noch das Blättchen zwischen den Saiten stecken…« Dort pflegte sie das kleine Hilfsmittel zu fixieren, wenn sie nicht spielte, damit es nicht verlorenging. Jetzt zupfte sie es hervor und schlug damit ein paar Akkorde an. »Kein Wunder, daß das so schräg klang.«
    Sie sah Fooly drohend an.
    »Wenn du dich noch einmal ungefragt an meinem Instrument vergreifst, bist du nicht nur fällig, sondern anschließend auch baufällig!«
    Zornig stapfte sie davon.
    Fooly sah nacheinander Zamorra und Nicole an. »Apropos Instrument und Auto-Ausstellung. Wir müssen mit dem Cadillac in die Stadt fahren«, verlangte er. »In irgendein Musikgeschäft. Ich muß sofort eine Gitarre haben!«
    »Hier muß keiner was!« fauchte Nicole ihn an. »Und schon gar nicht mußt du eine Gitarre haben oder wir dafür extra nach Feurs oder Roanne fahren! Erst recht nicht mit meinem Cadillac! Diese Kostprobe deines Untalents reicht mir völlig!«
    »Keiner versteht mich«, seufzte der Drache. »Keiner hat mich lieb.«
    Er warf den Umhang und das seltsame andere Etwas von sich, in das er sich gehüllt hatte, und watschelte auf seinen kurzen Beinen davon.
    »Ich weiß gar nicht, was Sie alle haben«, sagte Madame Claire. »Ich fand ihn ganz hervorragend!«
    Fooly blieb abrupt stehen und drehte sich um. »Was?« stieß er überrascht hervor. »Ausgerechnet du, Madame Claire? Dabei hackst du sonst doch immer nur auf mir herum!«
    »Bisher wußte ich ja auch noch nicht, wie gut du singen kannst, Fooly«, sagte sie. »Also, meine Stimme kriegst du auf jeden Fall! Und jetzt werde ich erst mal Nußecken backen.« Sprach's und eilte in Richtung Küche davon.
    »Ha, wenigstens ein Mensch mit Musikverstand in diesem Haus!« triumphierte Fooly und entkam nach draußen.
    Zamorra und Nicole sahen sich an.
    »In unserer Köchin entdecke ich immer neue menschliche… nein, unmenschliche Abgründe«, erkannte Zamorra. »Wer hätte gedacht, daß sie in Sachen Musik eine solche Masochistin ist?«
    ***
    Fooly marschierte derweil über den gepflasterten Vorhof zum Tor. Er schritt hindurch und überlegte sich, was er als nächstes unternehmen konnte. Die Sonne schien, er hatte Zeit und wußte nicht viel mit sich anzufangen. Sein menschlicher Spielkamerad Rhett war unten im Dorf bei den Kindern von Pascal und Nadine Lafitte. Vielleicht sollte er einmal nachschauen, was die jetzt gerade trieben.
    Er breitete die Schwingen aus, erhob sich in die Luft, und da gerade keiner zuguckte, spielte er nicht den beinahe fluguntüchtigen Tolpatsch, sondern glitt elegant über die Felder den Berghang hinab und dem Dorf entgegen.
    Daß seine Flügel
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