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0631 - Die Bluteulen

0631 - Die Bluteulen

Titel: 0631 - Die Bluteulen
Autoren: Jason Dark
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Die Tengus sind eben sehr wechselhaft. So können sie auch in Männerkörper hineinfahren und denen eine überirdische Kraft geben. Wer von einem Tengu besessen ist, den können Sie zerhacken, er wird sich immer wieder regenerieren.«
    »Und die Gefahr sieht der Japaner nicht.«
    »Er will sie nicht sehen, Sir.«
    »Weshalb?«
    »Passt denn ein Tengu in das Image eines modernen Japans? Einer Industriegesellschaft, die auf Expansion baut? Nein, sage ich. Es gibt in Japan zwei Gruppen. Die Geschäftsleute, auch eingebunden in die alten Traditionen, und es gibt die erzkonservativen, die gefährlichen Traditionalisten, die sich im Club der weißen Tauben zusammengeschlossen haben.«
    »Was ist mit der japanischen Mafia, der Yakuza?«
    »Nichts«, sagte ich.
    »Keine Verbindung zu Ihrem Club?«
    Ich überließ Suko die Antwort. »Das glauben wir beide nicht, Sir. Die japanische Mafia sieht ihre verbrecherische Aufgabe darin, Geld zu scheffeln, wobei wir über ihre Methoden nicht zu diskutieren brauchen. Sie sind einfach schlimm. Wenn nötig, greifen auch die Yakuza auf alte Magien zurück. Allerdings nicht so ausschließlich wie der Club der weißen Tauben. Bei ihm sind andere Motive vorhanden. Dem Club geht es um Japan, um dessen Vergangenheit und um dessen zukünftige Größe und Macht.«
    Sie James nickte. »Wobei wir es als Europäer sehr schwer haben werden, die Strukturen zu durchleuchten.«
    »Da gebe ich Ihnen Recht, Sir.«
    »Wir müssen einfach am Ball bleiben«, erklärte Sir James. »Das sind wir unserem Auftrag und Eid schuldig. Ich werde mich auch nicht unter Druck setzen lassen, sondern dagegen agieren und…«
    Das Summen des Telefons unterbrach ihn. Sir James hob ab, meldete sich, hörte zu und sah nach wenigen Sekunden so bleich aus wie eine Leiche. »Das ist ja furchtbar«, hauchte er, legte den Hörer auf und starrte uns an. »Was ist passiert?«, rief ich.
    »Ich glaube, der Tengu hat schon zugeschlagen…«
    ***
    Die Eule war gewachsen!
    Innerhalb weniger Stunden hatte sich ihr Körper vergrößert und beinahe den doppelten Umfang angenommen. Wer sie aus der Nähe sah, konnte sie auch als fliegendes Monstrum bezeichnen, das stets auf der Suche nach Beute war.
    Proportional zu ihrem Wuchs verstärkte sich die Kraft. Als normale Eule hätte sie in der Nacht Mäuse und anderes Kleingetier gejagt, aber nicht als Monster, das vom Geist eines Tengu beseelt war. Da gab es andere Ziele für sie.
    Sie spürte, wie sie übernommen worden war. Als Tier der Nacht hatte sie nicht denken können, nun aber wurde sie von Gedanken geleitet wie auf einem Strahl.
    Und so flog sie in Richtung Osten. Der Geist des Tengu hatte ihr einen Auftrag erteilt. Er musste die vernichten, die versucht hatten, ihn zu töten, und diesmal würden sie ihm nicht entkommen. Da konnte er die Bedingungen stellen.
    Die Eule flog weiter. Unterwegs, wenn sie Hunger verspürte, riss sie andere Tiere.
    Sie stürzte sich sogar auf einen großen Schäferhund, zerriss ihn und schlürfte sein Blut.
    Meist flog sie in der Dämmerung und die Nacht durch. So legte sie lange Strecken zurück, ohne dass sie dabei an Kraft verlor oder erschöpft wirkte.
    Schließlich sah sie ein gewaltiges Meer aus Lichtern unter sich und im Osten einen hellen Streifen, wo die Sonne aufging und die Wand der Dämmerung wegschob.
    Das Ziel war erreicht, es breitete sich unter ihr aus und hatte auch einen weltbekannten Namen.
    London!
    ***
    Im Gesicht des Japaners rührte sich nichts, als er Sir James' Büro verlassen hatte. Es war ihm schon von Kindheit beigebracht worden, keine Gefühle zu zeigen. Seine Psyche hatte andere nicht zu interessieren.
    Und so ging er zum Lift, wartete geduldig, bis die Kabine oben war, stieg ein und ließ sich in die Tiefe bringen. Er durchquerte die Halle und blieb neben der großen Empfangsloge stehen, wo er sich abmeldete.
    Der Beamte hinter der schusssicheren Glasscheibe schaute nach und trug den Mann aus.
    »Auf Wiedersehen, Sir.«
    Der Japaner nickte nur und verließ den Bau. Es regnete. Einen Schirm trug er nicht bei sich, deshalb musste er die Strecke bis zu seinem Fahrzeug ohne ihn zurücklegen.
    Er hatte den Toyota am Yard Building abgestellt, wo noch das Baugerüst an der Fassade klebte.
    Dort hatte er ihn in eine Lücke hineingezwängt, was verboten war, aber das Nummernschild wies ihn als Diplomat aus, da drückten die Verkehrswächter des Öfteren ein Auge zu, weil es schon Ärger gegeben hatte.
    Einen Strafzettel fand der Mann
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