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0630 - Das Tengu-Phantom

0630 - Das Tengu-Phantom

Titel: 0630 - Das Tengu-Phantom
Autoren: Jason Dark
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sehr groß und auch wirklich sehr einsam.«
    »Das lässt sich finden«, meinte Suko.
    »Ich kann Ihnen sogar einen Ort nennen, der in der Nähe liegt.« Der Japaner überlegte einen Moment. »Carmarthen.«
    »Das ist mir ein Begriff«, sagte ich lächelnd.
    »Dann müssten Sie dort hinfahren.«
    »Ohne Sie?«, fragte Suko.
    Mr. Isanga schaute meinen Freund erstaunt an. »Sagte ich Ihnen nicht, dass ich sterben werde?«
    »Hier in London oder…«
    »Ja hier.«
    »Und wann rechnen Sie damit?«, erkundigte sich Suko cool, als würde er über das Wetter sprechen.
    »Ich weiß es nicht. Mir ist nur bekannt, dass es geschehen wird. Daran kann man nichts ändern. Ich habe mich zu intensiv mit der Erforschung der Tengus beschäftigt. Man wusste, dass ich nicht auf der Seite des Clubs stand, und so etwas fiel eben auf.«
    Wir widersprachen nicht, aber wir legten fest, dass wir alles tun würden, um ihn davor zu bewahren.
    Da lächelte der Mann aus Ostasien. »Wissen Sie, Mr. Sinclair, ich freue mich darüber, dass Sie so denken. Aber vergessen Sie bitte nie, mit wem sie es hier zu tun haben. Tengus sind keine Zombies. Sie sind auch nicht doppelt, sondern hundert Mal so stark. Das müssen Sie sich immer vor Augen halten.«
    »Stimmt, Mr. Isanga. Eine andere Frage hätten wir trotzdem. Wo haben Sie Ihr Zimmer gebucht?«
    »Im Hilton.«
    Ich nickte. »Am Hyde Park. Dann gestatten Sie uns, dass wir Sie dorthin begleiten, Mr. Isanga. Über Ihre Sicherheit und Bewachung werden wir uns später kümmern.«
    Er stand auf, schaute uns an und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass dies vergebene Liebesmüh ist, Mr. Sinclair. Man kann mich nicht schützen, nicht vor einem Tengu…«
    ***
    Als Manager musst er hart sein, manchmal sogar unmenschlich, aber es gab auch Stunden der tiefsten Depression, denn die erlebte Winston Crawford jetzt, als er vor dem stand, was einmal seine Frau Ellen gewesen war, Er hatte zweimal kurz hingeschaut. Tränen liefen über seine Wangen. Von Ellen war kaum mehr etwas zu erkennen gewesen. Sie hatte es nicht geschafft, aus dem brennenden Wagen zu entkommen.
    »Es ist gut«, sagte der neben Crawford stehende Commissioner. »Decken Sie die Reste wieder zu.«
    Er legte Winston eine Hand auf die Schulter. »Kommen Sie, wir müssen gehen.«
    Crawford ging nicht, er schlich und schlurfte zugleich. Wie er in das Büro des hohen Beamten gelangt war, konnte er nicht sagen. Jedenfalls fand er sich auf einem gepolsterten Stuhl sitzend wieder und starrte auf ein mit brauner Flüssigkeit halb gefülltes Glas, das ihm eine kräftige Hand reichte.
    »Trinken Sie das, Mr. Crawford. Manchmal ist der Whisky wie Medizin.«
    »Danke.« Winston musste das Glas mit beiden Händen festhalten, damit es ihm nicht entglitt. Er trank, stierte dabei über den Rand des Glases hinweg ins Leere, und der Commissioner erschrak über die Leere in den Augen. Ihm schien es, als wäre darin etwas zersprungen. Ein innerer Zustand zeichnete sich dort ab.
    Winston Crawford trank, bis das Glas leer war. Der Polizist nahm es an sich. »Noch einen Schluck?«
    »Nein, nicht.« Crawford rieb seine feuchten Handflächen am dunklen Tuch der Hose ab. Er war ein großer Mann mit blondgrauen Haaren, die sich nie richtig kämmen lassen wollten und, stets so wuchsen, wie sie es für richtig hielten. Deshalb wirkte Winston Crawford stets wie ein großer Junge und nicht wie jemand, der fünfundvierzig war. Jetzt allerdings sah er um Jahre gealtert aus.
    Der Commissioner musste natürlich Antworten haben, er fragte auch, doch er hörte nichts. Zudem hatte es noch einen zweiten Toten gegeben. Ein Mann namens Jack Bolder war gestorben. Nicht durch das Feuer, sondern durch rohe Kraft. Ihn musste ein Mensch mit mörderischen Kräften umgebracht haben.
    »Ich hätte sie nicht allein auf diese verdammte Party gehen lassen sollen«, flüsterte Crawford mit tonloser Stimme. »Nein, das hätte ich nicht tun sollen. Es ist mein Fehler gewesen, mein verdammter Fehler. Ich bin schuld.«
    Der hohe Polizei-Offizier blies die Luft aus. »Wie können Sie so etwas behaupten, Mr. Crawford? Ihre Frau war erwachsen und für sich selbst verantwortlich.«
    »Es gab Zeichen.«
    Plötzlich war der Beamte ganz Ohr.
    »Zeichen? Habe ich Sie richtig verstanden?«
    »Möglich.«
    »Welcher Art?«
    Crawford hob den Kopf. Er hatte die kräftigen Finger übereinander gelegt und bewegte die Hände.
    »Ich glaube nicht, Commissioner, dass es für Sie Bedeutung hat. Dieser Fall, wenn ich ihn
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