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0629 - Der Racheengel

0629 - Der Racheengel

Titel: 0629 - Der Racheengel
Autoren: Jason Dark
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Wirtin stand unbeweglich und hatte staunend zugehört. Erst jetzt nickte sie.
    »Dann müssen wir hin!« Ich wollte gehen, aber die Stimme der Rächerin hielt mich zurück.
    »Nicht allein. Ich werde mitgehen. Ich werde versuchen, Astarte an mich zu binden.«
    »Willst du ihre Seele abermals trinken?«, höhnte ich.
    »Ja, so muss es sein. Es wird keine andere Möglichkeit geben, glaub es mir.«
    Hinter mir schleiften Schritte über den Holzboden. Auch Sir Edgar hatte sich wieder erholt.
    Ich stellte mich schräg, um ihn und Sassia im Auge behalten zu können. Der Mann glotzte wie ein Fisch. Sein Gesicht hatte sich verändert. Zwar sah es noch so aus wie vor einigen Stunden, aber es war sehr gealtert. Er sah jetzt aus wie ein Greis, der sich nur zitternd auf den Beinen halten konnte.
    »Ich will hier weg!«, keuchte er. »Ich will dieser verdammten Hölle hier entkommen. Habt ihr gehört? Ich will nicht mehr, ich will einfach hier weg!«
    Wir gaben ihm keine Antwort. Den Schlüssel zum Wagen hatte ich, er konnte also nur zu Fuß fliehen, wenn überhaupt.
    Sassia griff nach dem Schwert. Die Geste kam mir vor wie ein Abschied von dieser Gaststätte. Sie hob die Klinge etwas an und drehte sich dann um.
    Wir schauten uns an. Meine Beretta zeigte nicht mehr auf sie. Die Pistole kam mir plötzlich wie ein lächerlicher Gegenstand vor, und ich steckte sie weg.
    »Astarte wollte nicht mehr. Sie - sie hat mich nicht angenommen, Sinclair.«
    »Ich weiß.«
    »Wir sind keine Feinde mehr. Wir werden jetzt gemeinsam gegen die alten Mächte kämpfen müssen.«
    »Du gegen Astarte?«
    »Ja, so muss es sein. Das Schicksal hat es anders gewollt. Ich werde den Friedhof betreten und versuchen, das Licht der Göttin einzufangen. Vielleicht gelingt es mir, ihre Seele unter Kontrolle zu bekommen, obwohl ich nicht daran glauben kann, aber ich muss es versuchen.« Sie nickte und ging.
    »Moment.« Wieder hielt ich sie zurück. »Wenn schon, dann gehen wir gemeinsam.«
    »Wenn du sterben willst…«
    »Abwarten. Ich habe auch gegen den Satan gekämpft und bisher noch nicht verloren.«
    Sie schaute mich aus ihren kalten Augen an. Die Pupillen erinnerten mich an das Licht des Feuers.
    Dann nickte sie bedächtig. »Ja, Sinclair, ich wusste, dass du ein besonderer Mensch bist. Es war mir von Beginn an klar. Du kannst mitkommen.«
    »Und ich auch!«, heulte Sir Edgar, der völlig von der Rolle war.
    »Du bist ein Mörder, Brake!«
    »Ich bleibe nicht hier!«, schrie er. »Auch die Schädel sind kaputt. Alles ist vorbei. Du hast meinen Neffen umgebracht, auch du bist eine Mörderin. Wir brauchen uns nichts vorzumachen, verflucht noch mal.«
    »Er hat im Prinzip Recht«, sagte ich. »Außerdem kann man die Taten und die Toten nicht gegeneinander aufrechnen. Möglicherweise könnt ihr beide etwas gutmachen.«
    Davon wollte Sassia nichts wissen. »Was soll das heißen? Ich habe nichts gutzumachen.«
    Sir Edgar Brake riss die Tür auf. Er schwankte auf unsicheren Beinen nach draußen, wo die Dunkelheit dabei war, die Dämmerung allmählich abzulösen.
    Der Himmel hatte sich nicht mit Wolken bezogen. Er war eine freie Fläche mit einem dichten blauen Schimmer. Wir sahen das Millionenheer der Sterne und dazwischen als scharf gezeichnete Sichel den Mond.
    Brake hatte sich an seinem Rolls abgestützt. Er schaute sich dabei ängstlich um, als suchte er nach irgendwelchen Gegnern, die kommen würden, um ihn zu killen.
    Ich schloss den Wagen auf. Da ich Sassia in meiner Nähe haben wollte, musste sich Brake in den Fond setzen, was er auch widerstandslos tat. Ich hörte, wie er in der Bar herumhantierte. Er holte eine Flasche hervor, öffnete sie und trank mit glucksenden Lauten. Wahrscheinlich konnte er den Stress nur im Suff ertragen.
    Mir war es egal.
    Auch Sassia saß. Das Schwert hatte sie mit der Spitze nach unten zwischen ihre Beine gestellt, die Hände lagen auf dem Griff. Sie schaute starr geradeaus. »Warum fährst du nicht?«
    »Weil ich dich noch etwas fragen will.«
    »Bitte.«
    »Haben wir noch eine Chance?« Während ich den Motor anließ, dachte sie über die Antwort nach.
    »Ich weiß es nicht, Sinclair. Ich weiß nicht, ob wir zu spät kommen. Es ist alles möglich…«
    ***
    Suko rechnete mit seinem Ende!
    Weshalb sollte dieser Mensch Gnade kennen? Wie ein Roboter stand er da, blau schimmernd das Gesicht. Kalt wie Gletschereis funkelten die Augen. Hass schien Suko aus den Mündungen der beiden Waffen entgegenzuströmen, und Creep zog das
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