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0629 - Der Racheengel

0629 - Der Racheengel

Titel: 0629 - Der Racheengel
Autoren: Jason Dark
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eine gewisse Beziehung gehabt haben, welcher Art auch immer.
    Wahrscheinlich negativ oder zumindest derart schlimm, dass es ihn einfach umwarf.
    Sir Edgar und Sassia? Was konnte es zwischen den beiden gegeben haben? Er war zur rechten Zeit bewusstlos geworden, so musste ich abwarten, bis er wieder erwachte.
    Ich trat die Zigarette aus und löste mich von der Kühlerhaube des Wagens. Mit gemessenen Schritten schlenderte ich auf den Waldrand zu und schaute durch die Lücken zwischen den Bäumen hinein.
    Von Sassia sah ich nichts. Falls sich der Racheengel überhaupt innerhalb des Waldes befand, hielt er sich gut versteckt und würde sich erst zeigen, wann er es für richtig hielt.
    Mir gefiel das alles nicht besonders. Ich hatte mehr das Gefühl, als würde der Fall einfach an mir vorbeigleiten. Aus meiner jetzigen Sicht war es auch nicht gut gewesen, mich von Suko zu trennen.
    Sobald Sir Edgar aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war, wollte ich zu dem Gasthaus fahren. Hoffentlich blieb er nicht zu lange bewusstlos, denn bis zur Dunkelheit war es nicht mehr lange hin. In einer Stunde würde hier alles im Zwielicht verschwimmen.
    Dass der Fall eine derartige Entwicklung nehmen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Vielleicht hätte ich die verfluchten Geister nicht austreiben sollen, aber was man auch immer tat, irgendwie beging man ständig Fehler.
    Der Wald schwieg. Nur hin und wieder drangen aus ihm Geräusche zu mir hin.
    Da huschte ein Tier durch das dichte Unterholz oder flatterte ein Vogel hoch, ansonsten blieb es ruhig, nur der Dunst verdichtete sich, weil es kälter und feuchter geworden war.
    Ich öffnete die rechte Fondtür. Noch immer lag Sir Edgar bleich auf dem Sitz. Sein so blank wirkendes Gesicht war von einer dünnen Schweißschicht bedeckt. Die wenigen Haare, die er noch hatte, wirkten so, als wären sie von seinem Hinterkopf begraben worden. Wie zwei kleine blasse Schwämme lagen die Lippen aufeinander. Sein Trench wirkte so bleich wie ein vorn offen stehendes Leichenhemd.
    Es konnte eine Stunde oder noch länger dauern, bis er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. So lange aber wollte ich nicht warten. Mein Blick fiel auf die gut gefüllte Bar. Vielleicht sollte ich versuchen, ihn mit einigen Tropfen Whisky aus seinem Zustand hervorzuholen. Den Verschluss schraubte ich ab, hielt ihm die Öffnung an die Lippen und kippte die Flasche.
    Es half.
    Die Haut an seinem Hals bewegte sich, als er automatisch anfing zu schlucken, und schon wenig später bewegten sich auch seine Augenlider.
    »Sir Edgar…«
    Der Mann musste meine Stimme gehört haben, denn er stöhnte meinen Namen hinaus.
    Ich gab ihm noch einen Schluck. Diesmal trank er richtig. Er hielt sogar die Flasche fest. Whisky war in seinem Fall also die richtige Medizin gewesen.
    Als er sich aufrichten wollte, half ich ihm dabei. Ich drückte ihn in eine sitzende Position und schob seinen Rücken gegen die Lehne der Lederbank.
    Er schaute mich an, wobei ich seinen Blick schlecht deuten konnte. Aus ihm schwangen mir Zweifel und Skepsis entgegen, allerdings auch eine gewisse Furcht.
    Ich lächelte schmal. »Wieder unter den Lebenden, Sir?«
    »Das sehen Sie doch.«
    »Sie wurden plötzlich bewusstlos. Das war wie ein Schlag, den man Ihnen versetzt hatte.«
    »Ich weiß.«
    »Sie erinnern sich an den Grund?«
    Er rieb seine Handflächen über den hellen Mantelstoff, wo der Schweiß dunkle Streifen hinterließ.
    »Ja, ich glaube schon, mich erinnern zu können. Sie sprachen mit mir über den Tod meines Neffen. Diese Tatsache hat mich eben von den Beinen gerissen.«
    Das glaubte ich ihm nicht, wollte ihn allerdings nicht sofort damit konfrontieren. »Ja, er wurde umgebracht. Eine Frau tötete ihn. Sie war plötzlich da und kam mir vor wie eine Königin, die diesen Teil des Waldes unter Kontrolle hält.«
    Während meiner Worte hielt ich ihn unter Beobachtung. Ich tastete mich behutsam an das eigentliche Thema heran, was auch er merkte. Es war an seiner Nervosität zu erkennen, denn diesmal bewegten sich seine Hände schneller. »Sassia!«, flüsterte ich ihm zu.
    Eine zweite Bewusstlosigkeit überfiel ihn nicht. Diesmal blieb er starr sitzen, nur seine Lippen bewegten sich, ohne dass er allerdings ein Wort sagte.
    »Sie kennen den Namen?«
    Er deutete ein Nicken an.
    »Auch die Frau selbst?«
    Sir Edgar schwieg. Mit einer Hand kramte er in seiner Manteltasche und holte ein Taschentuch hervor, um sich den Schweiß abzuwischen. Danach brauchte er wieder
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