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0629 - Der Racheengel

0629 - Der Racheengel

Titel: 0629 - Der Racheengel
Autoren: Jason Dark
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einen Schluck Whisky.
    »Ich warte auf eine Antwort.«
    Er stellte die Flasche so vorsichtig ab, als bestünde sie aus zerbrechlichem Glas. Dann nickte er langsam und bedächtig. »Ja, ich kannte sie.«
    »Woher?«
    »Es liegt einige Jahre zurück, Mr. Sinclair. Ich finde, wir sollten die Vergangenheit ruhen lassen.«
    Das gefiel mir gar nicht. »Hören Sie, Sir Edgar, es hat einen Toten gegeben.«
    »Ich weiß.«
    »Deshalb muss ich weitermachen.«
    Er schüttelte den Kopf, obwohl sein Nacken auf der Rückenlehne lag. »Sie müssen gar nichts. Mein Neffe ist tot. Den Plan, den ich mit ihm vorhatte, wurde außer Kraft gesetzt. Sie müssen wirklich nichts, Mr. Sinclair. Ich entbinde Sie von Ihren Aufgaben.«
    Diesmal musste ich sogar lachen. »Das können Sie nicht, Sir Edgar. Ich bin dem Gesetz verpflichtet, nicht Ihnen.«
    »Dann werde ich Ihren Chef anrufen.«
    »Das steht Ihnen frei. Ich weiß nicht, wie gut Sie Sir James kennen, aber er denkt ebenso wie ich. Mein Chef ist das, was man unbestechlich nennt. Er ist gewissermaßen mit dem Gesetz verheiratet. Begreifen Sie das, Sir Edgar.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe. Ich will mit meinem Schmerz allein sein. Es hat alles keinen Sinn mehr.«
    Ich beugte mich vor und dann nach links, um ihn ansehen zu können. »Hören Sie, Sir Edgar. Ich habe die Mörderin gesehen. Ich will sie haben. Ich weiß, dass sie über immense Kräfte und eine große Macht verfügt. Das kann ich nicht so ohne weiteres hinnehmen. Verstehen Sie mich nicht, oder wollen Sie mich nicht verstehen?«
    »Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Nein, Mr. Brake, das werde ich nicht. Auf keinen Fall lasse ich Sie in Ruhe, denn Sie wissen mehr über einen Racheengel namens Sassia. Ihre Reaktionen haben Sie verraten. Was ist mit ihr? In welch einer Verbindung stehen Sie zu dieser Person? Woher kennen Sie die Frau?«
    »Von damals«, gab er zu. »Als was?«
    »Sie war schön, sehr schön. Ich wollte sie haben, Mr. Sinclair, und ich habe sie bekommen.«
    »Kam sie freiwillig?«
    »Nicht ganz.«
    »Sie haben diese Frau also gezwungen?«
    »In gewisser Weise schon. Ich nahm sie mit zu mir. Ich wollte sie für mich haben. Sie war für mich die Reinkarnation einer wilden Leidenschaft. Was diese Person mit einem Mann machte, können Sie sich nicht vorstellen. Dabei übersah ich eines, ihre Triebhaftigkeit. Ja, sie war ein triebhaftes Geschöpf, sie konnte nicht genug bekommen. Sie brauchte Liebhaber, und sie holte sich die Männer.«
    »Was taten Sie?«
    »Nichts.«
    Ich lachte ihn scharf an. »Das glauben Sie doch selbst nicht, Sir Edgar. Welcher Mann ist denn so dumm und lässt sich ununterbrochen Hörner aufsetzen?«
    »Das habe ich auch nicht getan. Ich kam rasch dahinter, was sie trieb, und zog die Konsequenzen.«
    »Welche?«
    Er verzog das Gesicht und winkte ab. »Lassen wir doch die alten Sachen begraben.«
    »Vorbei ist aber nicht vergessen. Der Tod Ihres Neffen hat sie wieder aufgewühlt, Sir. Wenn Sie schon einmal dabei sind, auszupacken, dann richtig.«
    Er holte schnaufend Luft. »Ja, es waren einige Liebhaber. Fünf habe ich gezählt.«
    Da tickte es in meinem Hirn.
    Fünf Liebhaber, fünf Schädel - gab es da vielleicht einen Zusammenhang? »Reden Sie weiter.«
    »Nun, ich stellte sie zur Rede und konfrontierte sie mit den Tatsachen. Sassia stritt nichts ab, sie sagte mir lachend ins Gesicht, dass sie so etwas brauchte.«
    »Was taten Sie?«
    »Ich dachte nach. Ich tobte nicht, ich brachte sie nicht um, ich dachte einfach nur nach.«
    »Und Sie fassten einen Plan.«
    »Sehr richtig. Ich lud ihre Liebhaber zu mir ins Haus ein. Keiner wusste vom anderen. Ich gab ein kleines Fest. Ich ließ erlesene Speisen und Getränke auftragen, hatte Sassia weggeschickt und gesellte mich zu ihren jungen Männern. Wir tranken, und ich schaute dabei zu, wie sich das Gift in den Getränken bei ihnen auswirkte. Sie starben der Reihe nach. Der eine schneller, der andere langsamer, je nachdem, welch eine Konstitution sie besaßen.«
    Das Geständnis überraschte mich. Auf meinem Handrücken sah ich die Gänsehaut. Ich konnte es einfach nicht begreifen, einen Giftmörder neben mir sitzen zu wissen.
    »Sie haben alle umgebracht.«
    »So ist es.«
    »Was tat Sassia?«
    »Ich bin noch nicht fertig, Sinclair. Es reichte mir nicht, dass sie tot waren. Ich besaß ein altes, aber sehr gutes Schwert mit scharfer Klinge, und ich habe sie nach ihrem Tod geköpft. Ja, Sinclair, so ist es gewesen. So und nicht anders.« Er lachte, als wäre er
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