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0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt

0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt

Titel: 0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Menschen vermochten ihre Schrift zu lesen. Magnus gehörte zu ihnen.
    Und da lag auf einem Ecktisch die Kugel aus gefrorenem Feuer.
    Um Magnus' schmale Lippen spielte ein halbherziges Lächeln, als er die Kugel mit beiden Händen aufnahm.
    Sie leuchtete wie Vulkanfeuer. Eben noch apfelgroß, begann sie zu wachsen, sobald sie die Wärme seiner Hände spürte, wurde dabei aber nicht schwerer. Leicht konnte Magnus sie balancieren.
    Mit seinen Gedanken drang er in sie ein und zwang sie, jenes Bild zu zeigen, das er sehen wollte.
    Er sah es.
    Alles war von Flammen umwoben, doch deutlich konnte er das Gesicht jenes Mädchens erkennen, das als einziges geeignet war, die Leere der Einsamkeit in ihm zu füllen. Er lächelte. Es war auf dem Weg zu ihm. Rechts und links ritten zwei dunkel gekleidete Männer, die Brüder hätten sein können. Das Mädchen selbst war locker gefesselt und bis auf einen schmalen Lendenschurz nackt…
    Magnus furchte die Stirn. Warum kleidete man diese… Patricia nicht standesgemäß? Was er hier sah, gefiel ihm nicht.
    Andererseits… der Zauberer Aaraa hatte ihn wohl doch nicht angelogen. Sie waren auf dem richtigen Weg. Sie kamen. Noch einen Tag… dann waren sie im Palast. Magnus fieberte der Begegnung entgegen. Er ahnte, daß Patricia sich gegen ihn sträuben würde. Aber er konnte ihren Widerstand brechen und ihren Geist so formen, daß sie ihn lieben und verstehen lernte.
    »Komm nur, komm zu mir«, flüsterte er. »Ich warte auf dich, Patricia.« Und er betrachtete das Mädchen, sah in ihren Geist, der offen vor ihm lag, während er durch die Kugel aus gefrorenem Feuer schaute.
    Nach einer Weile ließ er die Kugel wieder auf Apfelgröße schrumpfen und legte sie auf ihren Platz zurück. Dann verließ er den Raum.
    ***
    »Wir sollten uns langsam nach einem Nachtlager umsehen«, sagte Termy nach einiger Zeit. Die Sonne berührte bereits die Berge im fernen Westen. Die Schatten wurden länger und länger. Mehrere Dörfer hatten sie weitläufig umritten. Calderone war nicht gewillt, noch einmal ein solches Fiasko zu erleben wie in der vergangenen Nacht.
    »Kein Dorf, keine Stadt, keine Herberge«, sagte er. »Wir bleiben hier draußen in der Wildnis. Wir werden abwechselnd Wache halten«, sagte er.
    Termy nickte. »Wir sollten eine Waldlichtung aussuchen«, sägte er.
    Patricia schauderte unwillkürlich. Sie fürchtete die Wälder, in denen Räuber und Riesen lebten, und sie fürchtete sie noch mehr bei Dunkelheit. Aber niemand fragte sie.
    »Dort drüben«, sagte Calderone und streckte den Arm aus. »Da führt ein Weg in den Wald. Ein Tierpfad. Den können auch wir benutzen.«
    Termy ritt hinüber, um den Pfad näher zu betrachten. Dann kam er zurück. »Nicht gut. Raubtierspuren.«
    Zur anderen Seite hin erhob sich ein hochstämmiger Fichtenwald. Die Bäume standen weit auseinander und ragten wie Schiffsmasten kahl in schwindelnde Höhen, um erst hoch oben grüne Zweige und Äste zu tragen. Der Boden war hell, die Sonne ließ die Bäume sehr lange Schatten werfen.
    »Auch nicht gut«, sagte Calderone. »Kein Unterholz. Man wird unser Lagerfeuer meilenweit sehen.«
    »Dafür können sich in einem so lichten Wald aber auch keine Raubtiere anschleichen. Ankommende Gegner sehen wir ebenfalls meilenweit. Wir werden, schätze ich, in dieser Nacht auf Feuer verzichten.«
    Patricias Unbehagen wurde größer. Calderone sah, daß sie leicht zitterte. Aber er zuckte nur mit den Schultern. Mit einem Schlag trieb er ihr Pferd an.
    Die Dämmerung kam. Nur noch ein paar Minuten, dann wurde es hier im Wald dunkel.
    Plötzlich war da ein seltsames Knistern und Krachen. Die beiden Männer und das Mädchen fuhren erschrocken zusammen.
    »Was ist das?« schrie Termy. »Ich -Vorsicht!«
    Er trieb sein Pferd an. Calderone wirbelte herum. Sein Tier tänzelte unruhig und stieg auf. Jetzt sah er den Grund des Krachens und Prasseins. Eine gut zwölf Mannslängen hohe Fichte kippte um! Ihre Wurzeln rissen aus dem Boden! Der mächtige Stamm blieb einmal kurz zwischen anderen Ästen hängen. Die platzten krachend in schwindelnder Höhe auseinander! Holzstücke flogen nach allen Seiten! Dann donnerte der Stamm mit lautem Dröhnen und Rauschen hinter den drei Reitern zu Boden.
    Calderone brüllte eine Verwünschung. »Wie kann ein Baum ohne Grund Umstürzen? Der ist doch kerngesund! Keine Spur von Ver…«
    Er unterbrach sich. Seine Augen weiteten sich. Weitere Bäume gerieten in Bewegung. Von einem Moment zum anderen
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