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0624 - In den Katakomben von Nopaloor

Titel: 0624 - In den Katakomben von Nopaloor
Autoren: Unbekannt
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Anatom war nicht das erste intelligente Lebewesen, das vom Aberglauben der anderen Vorteile herausschlug. Er unterschied sich von jenen anderen nur dadurch, daß er niemanden schädigte und keine Lebenden bestahl.
    Sie schritten durch die langen Urnenreihen, vorbei an wertvollen Kostbarkeiten und Grabgaben. Hier war nichts angerührt worden, sah Rhodan, obwohl neben Nahrungsmitteln und Getränken die Reichtümer eines ganzen Planeten ausgebreitet auf den Tischen lagen.
    Wie merkwürdig, dachte Rhodan bei sich, da muß man erst sterben, um reich zu werden - wenigstens hier auf Yaanzar.
    Sie gingen fast eine halbe Stunde und durchquerten mehrere Säle, die einer wie der andere aussahen. Immer mehr Staub bedeckte die Tische, Urnen und Gaben.
    Zum erstenmal konnte Rhodan auch feststellen, daß hier und da etwas fehlte. Die staubfreien Flecke bewiesen, daß erst kürzlich etwas weggenommen worden war. Er warf dem Anatomen einen fragenden Blick zu, den dieser mit einem Grinsen beantwortete. Dann deutete er nach vorn.
    „Dort, Danro, werden wir essen."
    Auf einem schmalen, langen Tisch standen mehrere Behälter, dazwischen fehlten einige. Sie waren durch Metallkappen verschlossen. Mit geschickten Bewegungen öffnete der Anatom zwei und schob Rhodan einen der Behälter hin.
    „Es ist konzentrierte Nährflüssigkeit von der besten Qualität, wie sie nur Gehirnen zukommen darf. Nun ja, schließlich haben wir ja auch ein Gehirn, du sogar zwei."
    Es schmeckte ein wenig süßlich, sonst aber angenehm und kräftigend. Rhodan vermeinte, die stärkende Wirkung sofort zu spüren. Er trank, bis er nicht mehr konnte, und setzte den Krug auf den Tisch zurück. Hunger und Durst waren verflogen, und erst jetzt nahm er sich die Zeit, die Opfergaben genauer zu betrachten.
    Da gab es Kleidungsstücke, wenn auch der Gedanke absurd schien, einem gestorbenen Gehirn Kleidung mit auf die letzte Reise zu geben. Aber jetzt war nur wichtig, daß es sie überhaupt gab. Daneben lagen wertvolle Schmuckgegenstände, deren Wert man nur erahnen konnte.
    „Du mußt dich in einen Diener der höheren Klasse verwandeln", sagte der Rote Anatom und musterte die Urnen mit den Identifikationsmarken. „Ein Bordin ist immer ein Diener, aber sie unterscheiden sich. Wir könnten aus dir einen Leibdiener machen, der zusammen mit seinem Herrn freiwillig in den Tod ging. Sein Gehirn wurde in eine neue Persönlichkeit übertragen, die jedoch sein Ansehen mitbekam. Einen Yaanztroner kann ich leider nicht aus dir machen."
    Das hatte Rhodan auch nicht erwartet, obwohl er begann, dem Roten Anatomen so ziemlich alles zuzutrauen.
    Der Händler wählte die kostbare Kleidung eines hochstehenden Dieners aus dem Volk der Bordins und reichte sie Rhodan.
    „Zieh das an, mein Freund. Ich suche inzwischen nach einer geeigneten Marke. Leider ist es unmöglich, sie bereits hier mit deiner jetzigen auszutauschen, denn wenn ich auch so ziemlich alles im Yaanztropa gefunden habe, das geheime biologische Lösungsmittel noch nicht. Es ist nur den Wissenschaftlern zugänglich." Er grinste. „Ich habe einiges davon jedoch in meinem Geschäft. Dort also werden wir den Wechsel endgültig vornehmen."
    Rhodan nahm die Kleidung und zog die alte aus. Er ignorierte die pessimistischen Bemerkungen Tectos, der trotz allen Unglücks an seiner ursprünglichen Persönlichkeit hing und sie nur ungern aufgab, obwohl gerade der illegale Tausch seine Rettung bedeutete.
    Der Rock reichte bis zur Mitte der Oberschenkel und ließ den Rest der Beine frei. Zwei breite Träger hielten ihn fest, Brust und Rücken blieben ebenfalls frei. Das hatte seinen bestimmten Grund: jeder Diener mußte sofort an seiner Identifikationsmarke zu erkennen sein.
    Als Rhodan sich umgekleidet hatte, kehrte der Anatom von seinem Inspektionsgang zurück. In der flachen Hand hielt er Rhodan die kleine, dünne Metallplatte entgegen, die drei mal fünf Zentimeter maß.
    Rhodan las die eingestanzte Bezeichnung: P-a-Ha-10843 M„Was bedeutet das?" erkundigte er sich skeptisch.
    „Du bist in dem Augenblick, in dem wir die Marken ausgetauscht haben, ein Mouschong, ein freier Diener, dessen Herr verstorben ist. Das bedeutet, daß du frei bist und niemandem mehr dienen mußt, wenn du nicht freiwillig einen neuen Vertrag eingehst. Mouschongs sind in der Gesellschaft sehr geachtet und genießen hohes Ansehen, weil sie nach dem Tode ihres Herren einen Teil seines Vermögens erbten. Niemand wird es wagen, dir Vorschriften zu machen oder dich
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