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0624 - Die Tränen der Baba Yaga

0624 - Die Tränen der Baba Yaga

Titel: 0624 - Die Tränen der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf den Weltmeeren und durch fremde Dimensionen fahren sollte… die Menschen an Bord, die diese Reise bis in alle Ewigkeit mitmachen sollten, ohne je sterben zu können… Du hast den Fluch von ihnen genommen und sie damit wieder sterblich werden lassen. Glaubst du, daß sie dir dafür dankbar sein werden, wenn sie eines Tages alt und gebrechlich sind?«
    »Es war ein unwürdiges, unnatürliches Dasein«, sagte Zamorra.
    »Ich aber weiß, daß sie sich damit sehr gut arrangiert hatten.«
    »Unter Zwang.«
    »Und wenn schon? Menschen lassen gern andere über ihr Schicksal bestimmen. Es macht sie glücklich, sich nicht selbst um sich kümmern zu müssen. Nun gut, es ist vorbei, und ich bin dir nicht böse. Die anderen werden es sein, die nach Ewigkeiten wieder sterblich geworden sind. Wer einmal den Hauch der Unsterblichkeit wahrnahm, wird den Tod hassen.«
    »Oder ersehnen.«
    »Sehnst du ihn herbei, Unsterblicher?« Damit spielte Amos darauf an, daß sowohl Zamorra als auch seine Gefährtin einst vom Wasser der Quelle den Lebens getrunken hatten und seitdem nur noch eines gewaltsamen Todes sterben konnten. Alter und Krankheit gab es für sie beide seit jenem Augenblick nicht mehr.
    »Natürlich nicht!« erwiderte Zamorra.
    »Jetzt noch nicht«, gestand Amos ihm zu. »Aber wie wird es in ein paar Jahrhunderten sein? Wenn du zurückblickst auf ein langes Leben voller Mühsal und Plagen, und vor dir noch ein unendlich längeres Leben voller Mühsal und Plagen siehst?«
    »Das könnte sein. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß du dir gerade selbst widersprichst.«
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte Amos. »Denn jene Menschen auf dem Schiff lebten ohne Mühsal und Plagen. Ihnen gefiel die Unsterblichkeit. Ich selbst wünsche mir manchmal, eine solche Form der Unsterblichkeit genießen zu können, frei von jeder Verantwortung, von jedem Zeitgefühl. Und nicht nur ich. Selbst Großmütterchen Yaga…«
    Da horchte Zamorra auf.
    »Baba Yaga? Wie kommst du ausgerechnet auf sie?«
    In den Augen des Ex-Teufels blitzte es sekundenlang auf.
    »Zufall«, behauptete er. »Wieso?«
    »Ich glaube dir das nicht«, erwiderte Zamorra. »Du kommst hierher, bringst das Gespräch unbemerkt auf die Baba, und das soll Zufall sein?«
    »Wenn ich es dir doch sage«, brummte Amos. »Warum glaubt mir eigentlich nie jemand? Zamorra, habe ich dich schon einmal belogen?«
    »Das nicht«, gab der zu. Selbst damals, als sie sich noch als Todfeinde gegenüberstanden, hatte der einstige Fürst der Finsternis stets ein gewisses Ehrgefühl bewiesen. Auf das, was er sagte, hatte Zamorra sich stets verlassen können - ganz gleich, ob es sich um ein Versprechen oder eine Drohung handelte…
    »Aber du hast oft auch einen Teil der Wahrheit weggelassen, wenn es dir so in den Kram paßte.«
    »Erbsenzähler«, brummte Sid Amos.
    »Was ist jetzt mit Yaga?« hakte Zamorra nach.
    »Was soll mit ihr sein? Hat sie dir einen Liebesbrief geschrieben?«
    Der Dämonenjäger verdrehte die Augen. »Indirekt«, sagte er. »Sie ist mir im Traum erschienen. Sie hat mich beauftragt, ihre Tränen zu finden.«
    Der Ex-Teufel zuckte leicht zusammen. »Oh-oh«, machte er und schüttelte den Kopf.
    »Was belieben Eure Pestilenz mit derlei Artikulation ausdrücken zu wollen?«
    »Ich ahnte, daß das alte Hutzelweib nicht für alle Zeiten Ruhe geben würde«, brummte Amos. »Das haben wir natürlich auch schon wieder Stygia zu verdanken! Wenn die sie nicht aus ihrer Sumpffalle befreit hätte… Himmel, Gesäß und Nähgarn!« Er nieste schon wieder kräftig.
    »Das Wort Himmel scheint…« - »Hatschieh!« - »…einen gewissen negativen Einfluß auf dich auszuüben«, stellte Zamorra fest. »Ähnlich wie das Wort Gott.«
    Amos schüttelte sich. »Mit dem komme ich schon eher klar«, grummelte er. »Aber der Himmel (hatschieh!!) ist so eine verflixt kalte Sache! Stell dir vor, du müßtest in lausiger Höhe barfuß und nur in einem von diesen dünnen Hemdchen auf jener Wolke herumhocken und Harfe spielen, und dann sind diese Hemdchen auch noch im Rücken ausgeschnitten, damit die Flügel durchpassen, und der verdammt eiskalte Wind da oben kühlt dir die Nieren aus! Und du kriegst nicht mal 'nen steifen… (hatschieh!!)… Grog serviert oder ’nen Topf Glühwein, weil du im besoffenen Kopf die Harfentöne nicht mehr richtig zupfen kannst oder der Heiligenschein (hatschieh!!) ins Schwanken kommt… Nee, da ist schon die Vorstellung nichts für mich. Da unten, von wo ich
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