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0624 - Die Tränen der Baba Yaga

0624 - Die Tränen der Baba Yaga

Titel: 0624 - Die Tränen der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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müßte, und das frißt wieder an meiner ohnehin kargen Gewinnmarge! Seit unsere grande nation fast dreieinhalb Millionen Arbeitslose hat, gehen die Umsätze immer weiter zurück, weil von den paar Francs an staatlicher Verhöhnung, pardon, Arbeitslosenunterstützung, kein Mensch mehr leben kann - und erst recht nicht in der Kneipe ein kleines Gläschen Wein oder Bier trinken…«
    »Sag das Jospin, nicht mir«, winkte Zamorra ab.
    »Was, daß der da nicht immer bei mir aufkreuzen soll?«
    »Das mit den Arbeitslosen. Übrigens, unsere Nachbarn östlich des Rheins haben noch eine Million Arbeitslose mehr und regen sich auch nicht darüber auf, sondern wählen sogar immer wieder vertrauensvoll die gleiche Regierung…«
    »Aber deren Arbeitslose bekommen entschieden mehr Geld als unsere.«
    »Dafür zahlen sie auch mehr in die Sozialkasse ein als wir, und die Steuern sind auch höher. Soll das jetzt hier eine politische Grundsatzdiskussion werden?«
    »Dafür fehlt mir die Zeit. Ich muß schließlich Geld verdienen! Über Politik sollen sich gefälligst meine Gäste streiten, die verstehen mehr davon als ich und unsere Regierung, nur der da nicht! Klemm dir den untern Arm und schmeiß ihn irgendwo in die Loire oder mach sonstwas mit ihm, aber ich will ihn bei mir nicht mehr sehen!«
    Zamorra grinste.
    »Bist du nicht Wirt genug, unerwünschte Gäste selbst rauszuschmeißen?«
    »Er läßt sich nicht rausschmeißen«, murrte Mostache und stapfte wieder davon. Zamorra wandte sich um und setzte sich zu Sid Amos an den Tisch.
    Der einstige Fürst der Finsternis, der der Hölle schon vor vielen Jahren den Rücken gekehrt hatte, grinste.
    »Es ist immer wieder ein ganz besonderes Vergnügen, hierher zu kommen«, sagte er. »Mostache kann sich stets so prachtvoll aufregen… Hast du deinen Drachen mitgebracht?«
    »Sollte ich das etwa?« fragte Zamorra mißtrauisch. »Was willst du von ihm?«
    »Ach, ich glaube, das geht nur ihn und mich etwas an. Na schön, wenn er nicht hier ist, ist das auch nicht schlimm.«
    »Was willst du sonst noch?«
    »Dich retten«, sagte Sid Amos. »Ich dachte, du wärest in der Hölle gestrandet. Dein Freund Ted Ewigk hat jedenfalls Himmel…«, er nieste kräftig, »…und Hölle in Bewegung gesetzt, um Leute zusammenzutrommeln, die dich retten sollen. Leider war ich bisher sehr beschäftigt. Und was sehe ich jetzt? Du bist gar nicht in Gefahr, sondern wagst dich sogar ohne Begleitung deines Drachen in die Zivilisation. Ich sag's ja immer: Die meisten Dinge, die man auf die lange Bank schiebt, erledigen sich von ganz allein, indem sie auf der anderen Seite wieder runterfallen.« [4]
    »Du solltest trotzdem Mostache künftig in Ruhe lassen«, sagte Zamorra. »Er mag es wirklich nicht, daß du ständig hier auftauchst. Warum kommst du nicht direkt zum Château?«
    Amos verzog das Gesicht. »Wegen der weißmagischen Abschirmung. Die mag wiederum ich nicht.«
    »Aber du kannst sie durchdringen«, sagte Zamorra. »Du hast es früher schon fertiggebracht. Vor ein paar Jahren…«
    »Da war ich ja auch noch jung und stark«, sagte der Ex-Teufel. »Heute bin ich ein alter Mann, gezeichnet von den Schicksalsschlägen des Lebens, müde und verbraucht…«
    »Rede keinen Stuß!« unterbrach Zamorra seinen Redefluß. »Ich danke dir für deine Hilfsbereitschaft, aber die Sache hat sich, wie du selbst schon festgestellt hast, erledigt.«
    »Ja, ja«, krächzte Amos. »Der Moor hat seine Schuldigkeit getan, er kann kaum noch gehen. Könnte es vielleicht sein, daß da doch noch etwas ist, wobei ich dir helfen kann?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »So kenne ich dich gar nicht. Das ist doch das erste Mal, daß du jemandem deine Hilfe so aufdrängst! Was versprichst du dir davon?«
    »Kannst du dir nicht vorstellen, daß ich auch mal etwas völlig uneigennützig tue?«
    »Nein!« gestand Zamorra.
    Sid Amos lächelte beinahe menschlich. »Wie lange kennen wir uns nun, Zamorra? Rund ein Vierteljahrhundert, wenn wir unsere Begegnungen in früher Vergangenheit während deiner Zeitreisen nicht mitzählen. Irgend etwas macht dir zu schaffen. Ich spüre es. Sag's Onkel Assi. Vielleicht kann ich dir ja einen kleinen Tip geben, damit du nicht wieder in so eine Katastrophe tappst wie vor Tagen, als du erst Stygia geärgert hast und dann einen Fluch beendetest, den ich über ein Schiff gelegt habe.«
    »Du warst das also?«
    Sid Amos zuckte mit den Schultern. »Ist schon lange her. Das Schiff, das für alle Ewigkeit
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