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0624 - Die Tränen der Baba Yaga

0624 - Die Tränen der Baba Yaga

Titel: 0624 - Die Tränen der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entrüstet.
    »Es gibt keinen Markt für Drachen«, sagte sie. »Niemand kauft Drachen, weil niemand Drachen benötigt - mit Ausnahme von uns«, fügte sie schnell hinzu, damit der kleine Bursche sich nicht gleich wieder beleidigt fühlte; darin war er groß, zeigte aber nie deutlich, ob er es gerade ernst meinte oder den anderen nur etwas vorspielte.
    »Und ihr habt nicht einmal was für mich bezahlt, weil ich eurem Butler William zugelaufen bin!« trompetete Fooly.
    »Woran du siehst, daß es eben wirklich keinen Markt für Drachen gibt«, stellte Nicole fest.
    Fooly schnob eine Dampfwolke aus den Nüstern. »Ihr lenkt mich doch nur vom Thema ab«, sagte er. »Es geht doch darum, daß ihr mich nicht mitspielen lassen wollt!«
    »Wir spielen ja auch gar nicht«, sagte Zamorra.
    »Was tut ihr dann? Ah, ich weiß es: ihr wollt ins Dorf und euch mit Mister Sid prügeln.«
    »Prügeln bestimmt nicht«, brummte Zamorra.
    »Woher weißt du überhaupt davon?« wollte Nicole wissen.
    »Na, vorhin hat Monsieur Mostache doch hier angerufen und um das schleunige Erscheinen des Chefs gebeten«, erklärte Fooly. »Und er sagte auch, er sei so ungehalten wie sein Gast ungeduldig.«
    »Hast du etwa gerade an der Tür gelauscht?« fragte Raffael streng.
    »Iiiiich?« protestierte der Jungdrache. »Ich habe es gar nicht nötig, an Türen zu lauschen! Nein, ich habe den Anruf mitbekommen.«
    Raffael atmete tief durch. »Der Anruf ging in die Telefonzentrale in Monsieur Zamorras Arbeitszimmer!«
    »Ja und? Seit diese ganz tolle Anlage installiert ist, mit der von jedem Zimmer und auch von den Autos aus telefoniert und auch der Computer bedient werden kann, kann ich doch auch in meinem Zimmer mithören, was telefoniert wird.«
    »Das ist un…« Nicole schnappte nach Luft, unterbrach sich. »Das sollte technisch unmöglich sein«, verbesserte sie sich. »Um Fremdtelefonate mitzuhören, müßte das über das Computersystem geschaltet werden, und das ist paßwortgeschützt… oder hast du etwa das Paßwort geknackt, Fooly?«
    »Ihr habt es mir doch nie verraten«, klagte der Drache.
    »Hast du es geknackt oder nicht?« drängte jetzt auch Raffael, neben Nicole derjenige, der sich mit dem Computersystem im Château Montagne am besten auskannte.
    »Wollt ihr eine ehrliche Antwort?«
    »Ja!«
    »Ich glaube, dann ist es besser, wenn ich die Aussage verweigere«, krächzte Fooly. »Wie ist es nun, darf ich mitkommen?«
    »Auf keinen Fall«, warnte Zamorra. »Beim letzten Mal hast du mit deinem Drachenzauber Sid Amos betrunken gemacht. Das hat er dir bestimmt nicht vergessen und wird auf Rache sinnen.«
    »Er hat doch damit angefangen!« protestierte Fooly. »Er hat mich doch zuerst besoffen gemacht! Und beim nächsten Wiedersehen habe ich es ihm nur heimgezahlt!«
    »Wir sind hier in Frankreich bei Zamorra, wo es friedlich zugeht, und nicht auf Sizilien bei der Camorra, wo Blutrache zur Tagesordnung gehört!« sagte Nicole energisch.
    »Camorra? Was ist das?«
    »Die Mafia.«
    »Blutrache ist langweilig«, sagte Fooly. »Da ist man ja hinterher tot. So was mache ich doch nie!«
    »Trotzdem bleibst du hier, kleiner Freund«, sagte Zamorra. »Ich möchte nicht, daß jetzt wiederum Sid Amos auf dumme Rachegedanken kommt.«
    »Ihr seid alle so gemein zu mir«, seufzte Fooly und watschelte auf seinen kurzen Drachenbeinen aus dem Zimmer - wiederum, ohne etwas mit seinen Stummelflügeln oder dem verärgert peitschenden Schweif umzuwerfen.
    »Er macht sich«, staunte Nicole.
    Raffael Bois hob die Brauen.
    »Erlauben Sie mir eine vorsichtige Bemerkung, ehe Sie ihn loben. Er war jüngst in der Bibliothek…«
    »Und?« stieß Zamorra hervor.
    »Ach«, seufzte Raffael. »Ich glaube, Sie werden es lieber doch nicht sehen oder hören wollen…«
    ***
    Eine Dreiviertelstunde später parkte Zamorra Nicoles Cadillac unten im Dorf vor Mostaches Gastwirtschaft, die den sinnigen Namen ›Zum Teufel‹ trug.
    Er betrat das Lokal. In der Tat saß Sid Amos an einem der Tische.
    Noch ehe Zamorra sich ihm nähern konnte, fing Mostache ihn ab.
    »Zamorra«, sagte er eindringlich. »Hättest du die schier unendliche Größe und Güte, dem da«, dabei deutete er auf den Ex-Teufel, »zu sagen, er solle nicht ständig, wenn er etwas von dir will, zu mir kommen? Mit seinem verdammten Schwefelgestank versaut er mir jedes Mal die ganze Bude, und bei dieser Kälte draußen kann ich nicht so lüften, wie ich gern möchte, weil ich dann die Heizung noch höher aufdrehen
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