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0624 - Der Schädel des Riesen

0624 - Der Schädel des Riesen

Titel: 0624 - Der Schädel des Riesen
Autoren: Jason Dark
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Kante des Podestes in die Höhe. Hektisch bewegte das Tier seine Pfoten und kratzte damit über das rauhe Gestein.
    Dann gab es sich noch einmal Schwung, erreichte die obere Kante und klammerte sich daran fest.
    Sie schaffte es!
    Plötzlich hockte sie so dicht vor dem gewaltigen Schädel, daß sie mit der Schnauzenspitze den Hals berühren konnte. Der Schädel besaß an seinem Stumpf eine seltsame Form. Er sah aus, als wäre er unten weggeschmolzen, regelrecht zerlaufen, um anschließend wieder als feste Form zu erstarren.
    Hinter dem Schädel türmten sich nicht allein die Bäume hoch. Gewaltige Steine lagen auch dort, in einer wilden Formation durcheinander, überwuchert von Flechten, Moos und bedeckt mit abgerissenen Ästen und klebrigem Blattwerk.
    Wieder hockte sich die Ratte auf die Hinterpfoten. Mit ihren kleinen Augen schaute sie am Gesicht hoch.
    Ein wüstes Gesicht mit einer sehr wuchtigen Nase. Darunter zeichnete sich der breite Mund mit den wulstigen Lippen ab. Die mächtigen Augen waren geschlossen, obwohl sie wirkten, als hätte sie jemand vorgedrückt.
    Der Blutgeruch blieb…
    Die Ratte suchte, sie huschte, sie schnüffelte – und fand plötzlich die Stelle.
    Der Schädel stand nicht einfach auf dem Podest, er war angeschraubt worden, von wem auch immer. Genau dort, wo sich die Schrauben an zwei Seiten in das Erdreich hineindrehten, war Blut hervorgequollen. Eine dunkelrote, dicke, tintige Flüssigkeit, die sich wie ein kleiner, später eingetrockneter Bach verteilte und dort endete, wo dunkelrote Blüten über den Rand des Podestes hinwegschauten.
    Der Schädel rührte sich nicht. Er zitterte nicht einmal, er würde tausend Stürmen widerstehen.
    Vor den Blutresten blieb die Ratte hocken. War sie auch noch so gierig gewesen, so beherrschte sie sich nun. Sie ließ ihre Zunge im Maul, leckte noch nicht, starrte über die Lache und auch den Rand des Podestes hinweg, denn sie hatte Geräusche gehört, die ihr nicht gefielen.
    Da war das heftige Scharren und Schaben. Das Kratzen kleiner Pfoten über einen weichen Boden, dazwischen das Rascheln von feuchtem Laub. Die Ratten waren zu schnell da, der Blutgeruch hatte sie hergelockt.
    Das fette Anführertier hockte nach wie vor auf dem Podest. Es wartete, bis die anderen Tiere heranstürmten, an den Seiten hochsprangen, dann biß es zu.
    Scharfe Zähne hackten in graubraunes Fell, rissen Stücke hervor und Blutklumpen quollen nach.
    Die Ratten schrien wütend und schmerzgepeinigt. Die meisten von ihnen kippten zurück, überschlugen sich, sprangen wieder hoch, kassierten neue Bisse und richteten sich erst dann nach der Hackordnung, die ihr Anführer wieder in die Reihe gebracht hatte.
    Die fetteste Ratte war rasend geworden. Der Blutgeruch hatte sie in einen Rausch versetzt. Auf der Stelle drehte sich das Tier und sprang mit einem gewaltigen Satz auf die rote Flüssigkeit zu, die sich so malerisch auf dem grauen Stein verteilte.
    Sie begann zu lecken.
    Wie das Messer eines Zirkusartisten stieß die schmale Zunge immer und immer wieder vor. Sie tauchte in das Blut, schmeckte, schmatzte und schlürfte es auf. Die Ratte trank, leckte und schluckte. Es klebte zwischen ihren Zähnen, und die wirbelnde Zunge holte auch noch die letzten Reste hervor.
    Erst jetzt war sie satt.
    Zufrieden ließ sie sich auf die Hinterpfoten nieder, leckte noch ihr Fell ab, an dem ebenfalls einige Blutstropfen hingen, schüttelte ein paarmal den Kopf und spürte etwas in sich, das sie bisher noch nie erlebt hatte.
    Es war der Eindruck einer gewaltigen Stärke. Kraft durchfloß sie wie ein Strom. Sie drehte sich, wobei sie ihren Blick an dem gewaltigen Gesicht in die Höhe schweifen ließ, als wollte sie aus ihm noch mehr von dieser Kraft einsaugen.
    Sie blähte sich auf.
    Dabei wuchs sie.
    Es war ein kaum erklärbarer, unheimlicher Vorgang, der sie auf das Doppelte ihrer Größe heranwachsen ließ, so daß ihr Körper sehr bald die Umrisse eines Hasen annahm.
    Die Ratte hatte Blut geleckt, und das Blut gab ihr die Kraft und die Stärke.
    Die anderen Tiere tobten um das Podest herum. Sie spürten, daß sich etwas verändert hatte, trauten sich nicht, hochzuspringen. Die Angst vor dem anderen, dem Unheimlichen war größer.
    Explosionen durchschossen den Körper der Riesenratte. Auf dem Stein wälzte sie sich. Ihr Schreien klang schrill und laut wie eine Sirene. Das Blut hatte sie deformiert und sie gleichzeitig zu einem Monstrum gemacht.
    Wie groß würde sie noch werden?
    Der Kopf
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