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0622 - Gehirn in Fesseln

Titel: 0622 - Gehirn in Fesseln
Autoren: Unbekannt
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betätigte andere Knöpfe und Schalter an seinem Schreibtisch.
    Die Stimme des unsichtbaren Sprechers, der jetzt mit der Kamera in die dunkle Schlucht eindrang, wurde schärfer. Der Mann atmete schwer.
    „Wir haben Lapal nicht gefunden, aber wir entdeckten dieses Gerät hier. Es ist allem Anschein nach ein Kleintransmitter.
    Besser als Mikrotransmitter zu bezeichnen."
    „Alarmbereitschaft - Erhöhte Alarmbereitschaft für die Wachen am Südpol! Alarmstufe Rot!" rief Deighton in ein Mikrophon.
    „Verstanden, Sir!" Eine Baßstimme antwortete.
    Rhodan starrte fasziniert das Bild an, das aus einem der zahllosen Naturschutzparks gesendet wurde.
    Die Landschaft war eine Mischung zwischen jahrhundertealtem Park und absoluter Wildnis. Der Bach wand sich mit kristallklarem Wasser zwischen riesigen Steinen und grünen Hängen dahin.
    Plötzlich wurde er schmaler, tiefer und reißender. Rechts und links der sprudelnden Wasserfläche erhoben sich Felsen.
    Verfolgte man den Bachlauf zwanzig Meter weiter, was jetzt mit der Kamera geschehen war, änderten sich die Lichtverhältnisse.
    Aus dem strahlenden Sonnenlicht des Vormittags wurde eine gebrochene Helligkeit. Im Wasser waren lange, schlanke Fische zu erkennen; goldgesprenkelte Gebirgsforellen von außergewöhnlicher Größe. Sie flohen vor dem Träger der Kontrollkamera. Dann, als sich die Felsen oberhalb des Bachbettes gegeneinander neigten und den Himmel nur noch als schmalen, zerrissenen Streifen erkennen ließen, weitete sich das Bachbett aus. Eine Fläche aus Sand und Kieseln, annähernd rund, zeigte sich. Fußspuren führten darauf zu, und hier lagen die Angelrute und die Gummistiefel Markhor de Lapals.
    „Das hier ist der Mikrotransmitter!"
    Die Stimme des Sprechers drückte vielerlei aus: die Wut darüber, daß de Lapal durch diesen einfachen Trick verschwunden war, die Scham, daß der Beobachter versagt haben könnte, und die Enttäuschung, die auch Rhodan verständlich war.
    „Das läßt auf Hilfe von außen schließen!" sagte Rhodan murmelnd.
    Die bewiesenen paraabstrakten und mutantenähnlichen Fähigkeiten dieses „lebenden Leichnams" schienen nicht viel mit diesem geglückten Fluchtversuch zu tun zu haben. Aber auf eine noch herauszufindende Weise hatte er Hilfe von außen erhalten.
    Rhodans Phantasie ging bereits ihre Wege.
    Der Mann, der den mittelalterlichen Abbildungen des Todes ähnlich sah, war in einer Zeitspanne sozusagen allein auf Terra gewesen, die durch den Niedergang von Zivilisation und Vernunft gekennzeichnet war. In dieser Zeit konnte er, ungehindert von den sterbenden und dahinsiechenden Terranern, seinen zukünftigen oder besser ausgedrückt „ehemaligen" Fluchtweg sehr genau planen. Über welche Tricks er verfügte, war bisher noch recht unklar. Jedenfalls gab es etwas oder jemanden, der ihm half.
    Der Mikrotransmitter.
    „Wir werden das Gerät mitnehmen und untersuchen!" sagte der Sprecher. Die Anlage bestand im wesentlichen aus einem kleinen Energieaggregat, einem Satz von Transformatoren und den beiden Projektoren, die jetzt ausgeschaltet waren.
    Rhodan holte tief Atem und sagte: „Deighton!"
    „Ich höre?"
    „Sie setzen sicher Spätaufzeichner ein. Ich möchte möglichst bald einen genauen Bericht über alles. Vor allem über den Fluchtweg und das Ziel, soweit wir das jetzt noch feststellen können!"
    „Selbstverständlich!" erwiderte Deighton. „Ich habe für die Wachmannschaften am Südpol erhöhte Alarmbereitschaft befohlen. Eines steht fest: Kol Mimo ist verschwunden. Die Frage ist nur, ob er ausholt, um Ihnen einen schweren Schlag zu versetzen, oder ob er nur einfach seines Aufenthaltes hier satt war!"
    Rhodan nickte und erwiderte düster: „Das ist die Frage. Ich warte hier. Inzwischen sind alle wichtigen Leute benachrichtigt worden. Mir scheint, es geht wieder los."
     
    *
     
    Nur wenige Menschen merkten etwas von den Aktionen, die sich förmlich überstürzten.
    Galbraith Deightons Solare Abwehr verwandelte sich innerhalb von weniger als einer Viertelstunde in einen summenden, aufgeregten Bienenschwarm. Agenten schwärmten aus, Tausende von Roboten arbeiteten, überall wurden Beobachtungen gemacht, gemeldet und miteinander in Verbindung gesetzt.
    Von diesen Tausenden von Meldungen erwiesen sich mehr als achtundneunzig Prozent aus falsch oder völlig unbedeutend.
    Aber zwei Prozent waren wichtig und richtig. Sie befaßten sich alle mit dem rätselhaften Mann namens Markhor de Lapal.
    Gegen zwei Uhr nachmittags wurde
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