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0621 - Weckt die Toten auf!

0621 - Weckt die Toten auf!

Titel: 0621 - Weckt die Toten auf!
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aber wenigstens das einheimische Bier kann man trinken. Und bezahlen«, fügte er grinsend hinzu.
    Zumindest Nicole ließ sich das eine Warnung sein; wenn ausgerechnet Zamorra, der sonst nicht unbedingt auf den Sou schaute, über Geld redete, mußte es wirklich teuer sein.
    »Wir könnten ja woanders essen«, schlug Eva vor. »Bestimmt gibt’s hier irgendwo ’ne Pommes-Frites-Bude oder MacDingsbums oder so…«
    »Beim nächsten Mal«, sagte Zamorra. »Dann suchen wir eine der Churrascariasc auf. Vielleicht ›Mariu's‹ in der Avenida Atlantica, gar nicht weit von unserem Hotel weg direkt an der Strandpromenade… alle Arten von Fleisch vom Holzkohlegrill. Aber jetzt sind wir hier, und ich bekomme allein beim Anblick der Speisekarte Hunger.«
    Etwa zwei Stunden später waren sie satt und zufrieden. »Und jetzt auf zum Festumzug!« forderte Nicole.
    Zamorra grinste sie augenzwinkernd an. »Dafür mußt du dich aber bestimmt noch umziehen, oder?«
    »Eben. Deshalb habe ich's ja jetzt so eilig. Sieh zu, daß du deine Kreditkarte zückst, das Trinkgeld für die Bedienung mit auf die Rechnung setzen läßt, zurück ins Hotel, und dann geht's los…«
    Zamorra seufzte.
    Er war sicher, daß es kaum auffallen würde, wenn Nicole auf die Straß-Händchen auch noch verzichten würde…
    ***
    Pablo Escanderon schaffte es, zusammen mit Rosita unbemerkt das Hotel zu betreten. Der Lift trug sie nach oben, und als sich niemand auf dem Gang zeigte, öffnete Pablo die Zimmertür mit dem gestohlenen Schlüssel.
    Rosita sah sich so gelassen um, als beeindrucke sie der Luxus dieses Zimmers überhaupt nicht.
    Vermutlich, überlegte Pablo, war sie inzwischen von ihrem Verlobten vieles gewohnt, was vorher nicht mal ein Traum hatte sein können. Wenn er an seine ärmliche Favela dachte, in der es nicht einmal Frischwasser gab - er mußte jeden Tag fast einen Kilometer weit gehen, um den Kanister füllen zu können -, dann war das hier ein Königspalast.
    Aber Rosita verhielt sich ohnehin etwas eigenartig. Manchmal wirkte sie geistesabwesend wie eine Schlafwandlerin, und er mußte sie fast zu einer Reaktion zwingen.
    »Hier ist das Bad«, sagte Pablo.
    Rosita registrierte es mit einem knappen Nicken. Dann ging sie auf einen der Schränke zu und öffnete ihn. Wäsche lag in den Fächern, Kleider hingen griffbereit. Blitzschnell griff Rosita zu, nahm eines davon heraus und warf es quer über einen Stuhl, ohne es sich angesehen zu haben. Dann riß sie sich Pablos Hemd förmlich vom Körper und ging ins Bad hinüber.
    Sie trat in die Duschkabine und stellte das Wasser an.
    Pablo folgte ihr ins Bad. Überrascht sah er, welch gewaltige Dampfwolken aufquollen; das Wasser mußte auf maximale Hitze eingestellt sein. Aber Rosita blieb einfach unter den annähernd kochend heißen Strahlen stehen.
    Pablo war froh, daß er nicht Kavalier gespielt hatte und draußen geblieben war. Mit einem Sprung war er an der Dusche, schrie wütend auf, weil das Wasser seine Haut verbrannte, und drehte den Hahn zu. Dann zog er Rosita aus der Kabine hervor.
    Ihre Haut war gerötet, aber nicht verbrannt. Sie schien die Hitze überhaupt nicht richtig gespürt zu haben, aber sie zeigte jetzt auch kein Erstaunen darüber, daß er ihren Duschvorgang so abrupt abgebrochen hatte.
    Sie fragte nicht einmal nach dem Grund. Sie griff lediglich nach einem bereithängenden Frotteetuch und begann, sich abzutrocknen.
    Das ungewöhnlich lang gewordene Haar ließ sie feucht.
    Jetzt fiel Pablo auch auf, wie lang ihre Fingernägel gewachsen waren. Die Zehennägel ebenso.
    Das war doch nicht normal!
    Aber wenigstens stank sie jetzt nicht mehr nach Fäulnis.
    »Hast du nicht gemerkt, wie heiß das Wasser war?« fragte Pablo besorgt. »Eigentlich müßtest du jetzt ein einziger großer Brandfleck sein.« Er grinste etwas verzerrt. Aber sie reagierte überhaupt nicht auf seine Bemerkung. Sie ging hinüber ins Zimmer, griff nach dem Kleid und streifte es über. Es saß etwas locker und schlabberig; die Frau, die hier ihre Koffer ausgepackt hatte, war ein wenig größer und fülliger als das zarte Persönchen Rosita.
    »Wir sollten dir doch etwas Passenderes klauen«, schlug Pablo vor. »Oder du ziehst wieder mein Hemd an.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe, was ich brauche.«
    Sie schritt zur Tür.
    »Und wie wär's mit Schuhen?« fragte er trocken.
    Sie reagierte nicht darauf.
    Mit ein paar schnellen Schritten war er bei ihr, hielt sie fest. »Sag mal, was ist mit dir los, Rosita? Wo willst
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