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0620 - Die Götzenhöhle

0620 - Die Götzenhöhle

Titel: 0620 - Die Götzenhöhle
Autoren: Jason Dark
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denn?«
    Katuchin hob die Schultern. Unter seinem Mützenschirm schaute ein breites Gesicht mit buschigen Augenbrauen hervor. »Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat er mich gebeten, noch etwas zu warten, bevor ich Sie zu ihm bringe.«
    »Schön.«
    »Wollen Sie noch Tee?«
    »Nein, den nicht.« Beide winkten wir ab.
    Der Major grinste mit breiten Lippen. »Uns schmeckt er auch nicht so gut, aber wir kriegen keinen anderen. Für Gäste habe ich immer Wodka bereitstehen und…«
    »Den erst recht nicht.«
    »Es war nur ein Vorschlag.«
    In der Nacht hatten wir ihn schon über unseren Fehlschlag informiert, und auch jetzt kam er wieder darauf zu sprechen, wobei er nicht begreifen konnte, daß ein Mann wie Belzik so frei herumlief.
    »Hat denn niemand etwas gemerkt?« fragte er uns.
    »Doch, da war es zu spät.«
    »Dann hat der KGB geschlafen.«
    »Er kann nicht überall sein«, erwiderte Suko und trank mit einer wahren Todesverachtung den Rest des Tees.
    Gregor Katuchin hob nur die Schultern. Über dieses Thema zu sprechen, gefiel ihm nicht.
    »Wann?« fragte ich. Meine Ungeduld steigerte sich immer mehr.
    »Er wird Bescheid geben.«
    Es dauerte noch gute zehn Minuten, bis der erlösende Anruf kam, daß wir Wladimir besuchen konnten.
    Um in das Lazarett zu gelangen, mußten wir in einen anderen Bau. Dort war auch Kaiinka untergebracht worden. Auf einem der tristen Flure saß sie und starrte ins Leere.
    Sie nahm uns kaum wahr. Erst als ich neben der Bank stehenblieb, hob sie den Kopf, schaute uns an, erinnerte sich und fuhr mit einem leisen Schrei auf den Lippen hoch.
    »Ihr seid noch da?«
    Sie fiel mir in die Arme. »John!« flüsterte sie, »es ist alles so schrecklich. Ich… ich kann es nicht vergessen. Es kommt immer wieder hoch. Ich sehe Joschi in der Blase sterben. Bitte, ich will es löschen, ich will es …«
    Wie gut konnte ich sie verstehen. Auch wenn sie überlebt hatte, würde sie diesen furchtbaren Anblick nie überwinden können. Oder erst in späteren Jahren.
    Katuchin blickte zu Boden und kaute dabei auf seiner Unterlippe.
    Er hatte die Stirn in Falten gelegt, einen Kommentar gab er nicht ab.
    Als er auf die Uhr schaute, verstand ich das Zeichen und drückte die junge Russin behutsam weg.
    »Keine Sorge, ich werde noch einmal mit dir reden. Du wirst das Schlimme auch irgendwann vergessen haben.«
    In ihren Augen schimmerte das Tränenwasser. »Ich… ich weiß nicht«, flüsterte sie und legte ihre Hände auf meine Schultern. »Ich möchte eigentlich nicht fragen und tue es trotzdem. Hast du ihn stellen können, diesen Teufel?«
    »Noch nicht.«
    Kaiinka holte durch den Mund Luft und schluckte danach. »Das habe ich mir gedacht, er ist einfach zu schnell gewesen. Der hat genau gewußt, was er tat.«
    »Wir packen ihn noch!«
    Erst schaute sie mich skeptisch an, dann begann sie fein zu lächeln.
    »Irgendwo habe ich Vertrauen zu dir, John. Wenn du ihn hast, kommst du vorbei und sagst mir Bescheid.«
    »Das verspreche ich.«
    »Danke.« Sie setzte sich wieder auf die harte Bank. Ich strich noch einmal durch ihr Haar, dann schloß ich mich Suko und dem russischen Major an. »Sie hat Schlimmes hinter sich«, erklärte ich dem Offizier. »An diesen schrecklichen Dingen kann man innerlich zerbrechen, denn sie mußte mit ansehen, wie ihr Freund starb. Er kam in der Killer-Blase ums Leben.«
    Katuchin nickte. »Davon hörte ich, aber fassen kann ich es auch nicht.«
    Nebeneinander stiegen wir die breiten Stufen der grauen Treppe hoch. Unser Freund lag im ersten Stock, ziemlich am Ende des Ganges, in dem es nach scharfen Desinfektionsmitteln roch.
    Die Türen in den Nischen waren braun gestrichen, nicht lackiert.
    Der Major öffnete, ohne anzuklopfen. Wir betraten das Krankenzimmer und sahen einen Wladimir Golenkow aufrecht im Bett sitzen.
    Das Telefon stand direkt vor ihm. Es hatte auf dem Frühstücksbrett seinen Platz gefunden. Papier und ein Kugelschreiber lagen ebenfalls daneben; der KGB-Mann hatte sich bereits einige Notizen gemacht.
    Mit der gesunden Hand winkte er uns zu. »Mann, endlich seid ihr gekommen, das finde ich toll.«
    »Wie geht es dir?«
    »Soll ich prima sagen?« Er verzog säuerlich das Gesicht. Seine linke Seite war verbunden. Den verletzten Arm konnte er nicht bewegen, der war ruhiggestellt. Seine Gesichtsfarbe erinnerte mich an alten Käse, doch das Fieber war weg.
    »Ich lasse Sie jetzt allein«, sagte der Major und wollte gehen, aber unser Freund hielt ihn zurück.
    »Bleiben Sie,
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