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062 - Das Moerderspiel

062 - Das Moerderspiel

Titel: 062 - Das Moerderspiel
Autoren: Andre Caroff
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…“
    Elisabeth nickte zerstreut. Sie gab auf die Stufen acht.
    „Manchmal habe ich das Gefühl“, fuhr Cramer fort. „als hätte Tauern sich dieses Haus nur deshalb ausgesucht, um uns in die Irre zu führen.“
    „Sie übertreiben …“ „Übertreiben? Ich wüßte nicht, was man in unserer Situation noch übertreiben kann. In wenigen Stunden sind fünf von uns gestorben, Miß.“
    Er stolperte, schwankte, und hielt sich an Elisabeth fest, die die Zähne zusammenbiß, um nicht laut aufzuschreien. Cramers Hände umfaßten sie, und sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht Sie stand gegen die Mauer gepreßt und konnte sich nicht befreien. Plötzlich hatte sie das Gefühl, als müßte ihr Leben hier, in dieser undurchdringlichen Finsternis, enden.
    „Entschuldigen Sie, Miß“, sagte Cramer und ließ sie plötzlich wieder los. „Ich dachte nicht, daß wir schon am Ende der Treppe sind. Warten Sie einen Augenblick, ich glaube, hier ist ein Lichtschalter …“
    Er glitt die Mauer entlang, und Elisabeth blieb allein in der Dunkelheit, die Arme ausgestreckt. Sie tastete sich langsam weiter, bis sie vor sich den Korridor sah, der schwach erleuchtet war.
    Die Türen zu den Zimmern waren alle offen, und die Stille war beinahe greifbar.
    „Wieder ein Rätsel“, sagte Cramer. „Mitsubishi und ich ließen das Licht aufgedreht …“
    Sie gingen den Korridor entlang. Berger und Tauern lagen auf ihren Betten, alle anderen Zimmer waren leer, von Montanelli keine Spur. Vom oberen Treppenabsatz überblickten sie das Wohnzimmer und ein Stück vom Speisezimmer.
    Jensen saß auf dem Diwan und rauchte.
    „Niemand im ersten Stock“, rief Cramer.
    Jensen erschrak und hob den Kopf. „Sie brauchen nicht zu schreien, ich bin nicht taub!“
    Elisabeth ging die Treppe hinab. Als sie wieder in den hellen Lichtschein trat, fühlte sie sich erleichtert. Sie setzte sich und sah auf die Uhr. Vier Uhr dreißig.
    „Ein paar Stunden noch, dann ist es hell“, sagte Jensen. „Vielleicht sorgt man sich in Seefeld schon um uns?“
    „Bestimmt nicht“, sagte Cramer mit Überzeugung. „Ich bin sicher, daß man keinen Gedanken an uns verschwendet.“ Er sah sich um. „Wo ist denn Mitsubishi?“
    Jensen zeigte mit dem Daumen über seine Schulter zum kleinen Salon. „Dort stand er gerade noch und machte ein Zeichen, daß alles in Ordnung ist.“
    Cramer setzte sich und streckte die Beine aus. „Kommen Sie, Mitsubishi! Wir haben nichts gefunden!“ rief er.
    Der Japaner antwortete nicht. Jensen drehte sich um, indem er sich auf seine Hände aufstützte und hinter sich blickte. Er horchte, und seine Züge spannten sich an.
    „Verdammt“, flüsterte er dann. „Sie hätten zusammenbleiben müssen. Mitsubishi! He! Mitsubishi!“
    Cramer erhob sich. „Du lieber Himmel, hoffentlich …“
    Er vollendete den Satz nicht, sondern entfernte sich in Richtung Toiletten, von wo aus er einen Rundgang durch das ganze Erdgeschoß startete. Er blickte sogar in das Laboratorium.
    „Nichts“, keuchte er, als er zurückkam.
    „Vielleicht ist er draußen?“ sagte Elisabeth zögernd.
    Cramer stürzte zur Eingangstür, öffnete sie und sah hinaus.
    „Um Gottes willen!“ rief er.
    Ohne ein weiteres Wort stürzte er hinaus in den Schnee.
    Jensen wollte sich erheben. „Helfen Sie mir!“ forderte er Elisabeth erregt auf.
    Elisabeth reichte ihm ihren Arm, und sie gingen langsam zur Eingangstür. Jensen hinkte stark, und auf seiner Stirn standen Schweißtropfen, als sie bei der Tür angelangt waren.
    Cramer stand über Mitsubishi gebeugt da. Der Japaner lag auf dem Rücken, unter dem Fenster zum Salon.
    Das Küchenmesser steckte in seiner Brust.
    Cramer sah mit verzerrtem Gesicht auf. „Er ist tot.“
    Elisabeth lehnte sich an die Wand und begann leise zu weinen. Sie fühlte, wie ihre Nerven sich aufs Äußerste anspannten.
    Jensen setzte sich auf die oberste Stufe an der Tür.
    „Er wurde im Salon ermordet, bevor der Mörder ihn herausgeworfen hat“, stellte Cramer fest. „Und er war so auf der Hut! Es ist noch jemand im Haus, Jensen. Diesmal ist es Gewißheit!“
    Der Däne sah mit starrem Blick in die Nacht. Er schien entmutigt und sah so aus, als ob er es bereits bereute, zurückgekommen zu sein, anstatt seinen Marsch bis nach Seefeld fortgesetzt zu haben.
    Cramer trat zu Jensen. „Ich war die ganze Zeit über mit Mademoiselle Sourbier zusammen, und Sie haben das Wohnzimmer nicht verlassen. Bleibt Montanelli. Wo kann er sich
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