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0619 - Das Para-Mädchen

0619 - Das Para-Mädchen

Titel: 0619 - Das Para-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Einhornreiterin schrie auf. Sie…
    ***
    »Du bist ja verrückt!« stieß Zamorra hervor.
    Fassungslos starrte er die Gestalt an. Es handelte sich um eine junge Frau mit langem blondem Haar. Sie lang zusammengekrümmt da, als schliefe sie, den Kopf auf einen Arm gestützt. Sie trug ein Lederwams, einen kurzen ledernen Rock mit breitem Gürtel und daran in einer Metallscheide einen unterarmlangen Dolch, dazu fellgefütterte Stiefel und einen ledernen Armreif. Sekundenlang hatte Zamorra den Eindruck, sie wäre direkt einem Fantasyfilm entsprungen.
    Nicole kauerte sich bereits neben ihr nieder. »Schläft«, stellte sie fest. »Oder ist bewußtlos… wohl eher bewußtlos. Wer ist schon so verrückt, sich bei dieser Kälte im Freien zum Schlafen hinzulegen? Noch dazu hier, direkt vor unserer Tür?«
    Zamorra wandte sich dem Jungdrachen zu. »Das ist ein Mensch«, erklärte er. »Menschen gehören niemandem. Man kann sie auch nicht in Besitz nehmen, wenn man sie findet. Auch nicht sonst. Auch wenn du diese Frau gefunden hast, kannst du sie nicht behalten. Sie gehört dir nicht. Sie gehört sich selbst.«
    Fooly verzog sein Krokodilmaul zu einem breiten Grinsen. »Reingelegt, Chef«, trompetete er. »Natürlich weiß ich das. Ich wollte nur mal sehen, wie du darauf reagierst. Wir müssen ihr helfen, nicht? Ich könnte sie aufwärmen…«
    Er holte tief Luft, um eine Feuerwolke auszuspeien.
    »Nicht!« schrie Nicole auf. »Willst du eine Hexenverbrennung durchführen?«
    »Ach, sie ist eine Hexe?« fragte Fooly prompt.
    »Und du bist 'ne Pappnase«, konterte Nicole. »Kommt, wir müssen sie ins Haus schaffen. Vermutlich ist sie bereits unterkühlt.«
    »Ist sie nicht«, behauptete Fooly. »Ich habe vorhin ein paar Mal etwas Feuer über sie hinweggeatmet, um sie zu wärmen.«
    »Du hättest uns auch gleich sagen können, daß hier ein Mensch liegt«, knurrte Zamorra ihn an und bemühte sich, die blonde Frau vom Boden hochzubekommen. Nicole klapperte mit den Zähnen; ihr Pullover erwies sich für den späten kalten Februarvormittag als zu dünn. Was mochte erst das bewußtlose Mädchen mitmachen, das ja auch nicht gerade in Winterkleidung gehüllt war? Wenigstens war der Boden nicht mehr gefroren…
    Im gleichen Moment, in dem Zamorra zufaßte, schlug das Mädchen die Augen auf.
    ***
    Bilder verblaßten, Erinnerungen schwanden. War es nicht nur ein Traum gewesen? Der Zauberer verlor seine Macht. Eine Welt wurde zu blassem Nebel und verging im Nichts. Magie hörte auf zu wirken.
    Die Zähne der Wölfe waren stumpf geworden. Das Einhorn triumphierte.
    Aber niemand sah es mehr, und vielleicht fand es auch gar nicht statt.
    Denn es kam das Erwachen…
    ***
    Die Blonde zuckte zusammen und schrie auf. Sie blickte an Zamorra vorbei auf den Drachen, der für sie eine unheimliche, bedrohende Gestalt sein mußte - vor allem aus ihrer Perspektive vom Boden herauf!
    Sie entwand sich Zamorras Händen, rollte sich zur Seite und versuchte aufzuspringen. Im ersten Moment schaffte sie es nicht; die Beine gaben unter ihr nach. Sie stöhnte auf, versuchte es ein zweites Mal. Diesmal klappte es.
    »Nur mit der Ruhe«, rief Nicole ihr zu. »Das ist nur Fooly. Der ist harmlos!«
    »Wie bitte?« konterte Fooly. »Harmlos? Ich bin ein Drache, jawohl! Ich bin der Beherrscher der Lüfte, der Schrecken jedes Dämons und der Rächer der Enterbten!« Dabei breitete er die kurzen Flügel aus und erhob sich heftig flatternd einen halben Meter vom Boden. »Superman ist nichts gegen mich!«
    Worauf es der Schwerkraft einfiel, wirksam zu werden und den Drachen daran zu erinnern, daß er für die Flügelspannweite zu massig war - und ihn eine unrühmliche Bauchlandung machen ließ.
    »Wohl eher der Rächer der Entnervten«, stellte Zamorra gelassen fest.
    »Flugzeuge stürzen höchstens ab, und danach kann man sie nicht mehr gebrauchen«, zitierte Nicole grinsend Foolys eigene Worte von vorhin. »Scheint, als gelte das auch für Drachen.«
    »Pah!« keifte Fooly. »Aus dir spricht nur der Neid der Besitzlosen! Wenn du Flügel hättest…«
    Die Blonde stand derweil mit offenem Mund da und versuchte das merkwürdige Geschehen zu verarbeiten. Dabei bemühte sie sich, die Gänsehaut von ihren Armen zu reiben.
    »Nehmen Sie ihn nicht ernst, Mademoiselle«, bat Zamorra. »Er ist nämlich unser Glücksdrache.«
    »Glücksdrache«, echote das Mädchen. »Glücksdrache… ich träume. Das kann doch alles nicht passieren. Ich möchte aufwachen.«
    »Können Sie
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