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0619 - Das Para-Mädchen

0619 - Das Para-Mädchen

Titel: 0619 - Das Para-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Blonde.
    Unwillkürlich sah Zamorra zum Gürtel ihres kurzen Lederrocks, an dem die Scheide mit dem langen Dolch hing.
    Die Blonde folgte seinem Blick.
    »Das ist nicht mein normales Outfit«, sagte sie.
    »Und was ist Ihr normales Outfit?«
    »Jedenfalls nicht so etwas«, kam die Antwort. »Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Ich weiß nicht, wie ich heiße, und woher ich komme. Das einzige, was ich weiß, ist, was nicht ist.«
    »Vermutlich bringt es nichts, Sie nach einem Ausweis zu fragen…«
    Sie sah an sich herunter und klopfte auf Rock und Wams. »Wenn da etwas wäre, hätte ich's schon gefunden. Das hier ist Frankreich, nicht wahr? Ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht in Frankreich gewesen, und ich weiß nicht, wie ich hierher komme.«
    »Aber Sie sprechen die Sprache akzentfrei. Was ausschließt, daß Sie aus einer der ehemaligen Kolonien oder aus Kanada stammen. Denn die dort üblichen Akzente kenne ich fast alle«, sagte Zamorra.
    Die Blonde hob die Brauen. »Fragen Sie mich jetzt nicht nach meiner Muttersprache«, sagte sie.
    Und tat dies in drei verschiedenen Sprachen!
    Ohne Denkpause und offenbar auch ungewollt, wechselte sie mitten im Satz von einer zur anderen!
    Plötzlich schien sie das selbst zu bemerken. Ihre Augen wurden groß. »Ich verstehe das nicht«, sagte sie -in einer vierten Sprache!
    Zamorra nahm wieder einen Schluck Glühwein.
    »Ich denke, wir sollten das alles in Ruhe angehen«, sagte er beunruhigt. »Wir werden versuchen, Ihnen zu helfen, daß Sie Ihre Erinnerung zurückerhalten. Sie können zunächst bei uns wohnen. Platz haben wir immerhin genug.«
    »Ich habe noch ein paar Sachen, die ich dir erst mal geben kann«, ergänzte Nicole. »Dann machen wir einen Einkaufsbummel und besorgen dir etwas, das auch zu dir paßt. Magst du Kinder?«
    Die Fremde nickte.
    »Gut. Es gibt hier ein Kind. Es gibt noch ein paar Menschen außer denen, die du schon kennengelernt hast.«
    »Und es gibt dieses geflügelte Ungeheuer.«
    »Unseren Glücksdrachen«, sagte Zamorra. »Er ist wirklich harmlos. Nur manchmal ziemlich aufdringlich.«
    »Es ist verrückt«, sagte die Blonde. »Aber vorhin, draußen, als ich diesen Drachen sah - dachte ich im ersten Moment, zu träumen. Noch gar nicht aufgewacht zu sein. Denn ein solches Wesen kann es in Wirklichkeit doch gar nicht geben. Ich glaube es immer noch nicht. Ich bin doch nicht verrückt, oder? Wird mir vielleicht etwas vorgegaukelt? Stehe ich unter Hypnose?«
    »Allein, daß Sie sich diese Frage stellen können, dürfte beweisen, daß Sie nicht hypnotisiert sind. Aber das Stichwort ist gut. Vielleicht können wir unter Hypnose an Ihrer Erinnerung arbeiten. Natürlich nur, wenn Sie einverstanden sind«, bot Zamorra an.
    »Sie sind Hypnotiseur?«
    »Es gehört mit in mein Arbeitsgebiet«, sagte er. »Ich bin Parapsychologe.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte die Blonde.
    Nicole sah, daß der Glühwein ausgetrunken war »Komm«, sagte sie. »Ich zeige dir, wo du wohnen kannst, und lege dir ein paar Sachen hin. Wir haben etwa die gleiche Größe; für den Anfang wird es schon passen.«
    In der Tür sah sie sich zu Zamorra um und grinste ihn triumphierend an: »Jetzt sind wir schon zwei, die nichts anzuziehen haben…!«
    Zamorra hob die Brauen.
    »Wie erfreulich«, murmelte er. »Hoffen wir mal, daß das noch lange so bleibt…«
    ***
    Nicole quartierte die Fremde in einem der Gästezimmer ein. Zimmer war dabei eine leichte Untertreibung; es handelte sich um mehrere miteinander verbundene Räume, praktisch eine komplette kleine Wohnung. Unter Platzmangel hatte im Château Montagne noch nie jemand gelitten.
    Daß das Gästebad mit der ›Nachbarwohnung‹ geteilt werden mußte, störte in diesem Fall niemanden, weil die entsprechenden Räume nicht belegt waren.
    Die Blonde war ins Staunen gekommen. »Das ist doch viel zu groß und zu aufwendig«, wand sie sich. »Ich möchte euch nicht zur Last fallen. Ich komme auch mit einem einfachen Zimmer aus.«
    Nicole winkte ab. »Nur keine Panik. Wir haben mehr Zimmer, als wir nutzen können, und ungenutzte Räume vergammeln mit der Zeit. Vielleicht sollten wir ein Hotel eröffnen. Mach's dir gemütlich.«
    »Es ist, als wäre ich immer noch in einem Traum«, sagte die Blonde kopfschüttelnd.
    »Du erwähnst das jetzt zum zweiten Mal«, sagte Nicole. »Als wir dich fanden, hast du geträumt? Du machtest eher den Eindruck, bewußtlos zu sein. Was war das für ein Traum?«
    »Ein Alptraum. Ich wurde
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