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0618 - Der Mondschein-Mörder

0618 - Der Mondschein-Mörder

Titel: 0618 - Der Mondschein-Mörder
Autoren: Jason Dark
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nichts Genaues erkennen konnte. Ich sah nur, daß mein Licht gebrochen und gleichzeitig reflektiert wurde, als wäre es gegen irgendwelche Spiegel oder Scherben gefallen.
    Konnte das sein?
    In Aibon war alles möglich. Diese Welt setzte sich aus zahlreichen kleinen Wundern zusammen.
    Sehr langsam folgte ich dem schmalen Pfad. Meine Füße verursachten kaum Geräusche, so sanft setzte ich sie auf, immer damit rechnend, eine böse Überraschung zu erleben.
    Die mörderischen Fäden versperrten mir diesmal nicht den Weg.
    Ich erreichte eine Lichtung. Der Anblick, der sich mir bot, raubte mir den Atem.
    Aibon war tatsächlich das Land der Überraschungen. Ich hatte eine Lichtung erreicht, die seltsamerweise nicht von Bäumen umgeben wurde, sondern von aus dem Boden hochwachsenden spiegelnden Kristallen, die samt und sonders nach oben hin spitz zuliefen und mich an das gläserne Messer des Mondschein-Killers erinnerten.
    Wenn ich die Hand mit der Lampe heftig bewegte, so fuhr der Kegel über die Flächen hinweg, warf zahlreiche Reflexe, wurde gebrochen, und innerhalb der Scherben entstanden die sieben Lichtstreifen eines Prismas.
    Weshalb wuchsen die Scherben aus der Lichtung hoch? Befand sich hier die Heimat des Mondschein-Mörders? War die Gestalt hier geboren worden? Ich wußte es nicht, ging weiter auf die freie Fläche zu und vernahm von einigen Seiten das Rascheln.
    Ich drehte mich.
    Da kamen sie!
    Wie die Fliegen fielen sie auf mich nieder, nur daß es nicht so viele waren.
    Die kleinen, grünen Skelette, die mich auch schon in Irland hatten umbringen wollen.
    Diesmal holten sich die Wesen innerhalb kürzester Zeit ihre Waffen. Sie huschten auf die Glasspitzen zu und zogen etwas heraus.
    Dünne Fäden, wie Harfensaiten, die sie zwischen ihre grünen Finger spannten und mit ruckartigen Bewegungen stramm zogen.
    Es stand für mich fest, daß sie mich mit diesen dünnen Saiten erdrosseln wollten, sie hatten mich eingekreist, und ich überlegte, während sie den Kreis enger zogen, wie ich ihnen zu Leibe rücken sollte.
    Ich zählte sechs Gegner.
    So viele Kugeln steckten auch im Magazin meiner Waffe. Dennoch hielt ich mich zurück, mußte Silberkugeln sparen, nahm statt dessen das Kreuz und sah, daß es in die Magie des Landes geraten war, denn es hatte seinen grünen, aibonhaften Schleier bekommen.
    Der Dolch konnte möglicherweise reichen. Er hatte mir schon einmal gute Dienste erwiesen.
    Als ich ihn hervorzog, sprang mich das erste Skelett an. Es hüpfte auf mich zu, dabei wirkte es sogar noch lächerlich, nur verging mir das Lachen, als ich sah, wie scharf die Saite war, die vor meinen Augen erschien.
    Ich zog den Silberdolch von unten nach oben, erwischte nicht nur die Saite, auch das Skelett bekam die Spitze in den Schädel gerammt. Der Knochenkopf verzischte ebenso wie die Mordsaite.
    Ich drehte mich, holte auch den nächsten Gegner von den Beinen.
    Den dritten erwischte ich nicht, weil er sich über den Boden rollte.
    Aber ein viertes Skelett sprang mich an und umschlang mit seinem Band mein rechtes Bein in Kniehöhe.
    Jetzt fiel ich zu Boden. Der weiche Untergrund dämpfte den Aufprall. Ich lag auf dem Rücken, den Blick nach oben gerichtet, wo die grünen Knochenköpfe sich außerhalb meiner Reichweite hielten, denn die hatten die Kraft des Dolches zu spüren bekommen.
    Das Band schnitt scharf in meine Hose, durchtrennte den Stoff, geriet an die Haut, was mich wütend machte.
    Mit einer halbhoch geführten Handbewegung verschaffte ich mir Luft, denn der Dolch erwischte den Knochenmann.
    Er ging ein.
    Ich wollte wieder in die Höhe, als ich plötzlich etwas hörte.
    Flötenklänge…
    Nur einer spielte so, der rote Ryan!
    Nicht nur ich hatte die Klänge gehört, auch die grünen Skelette nahmen sie wahr. Für sie mußten die Melodien so etwas Ähnliches wie eine Folter bedeuten, denn sie nahmen Reißaus.
    Die drei Gestalten kamen nicht weit. Bis zu den Grenzen, wo die Kristalle wuchsen, ließ der rote Ryan sie gehen, dann blieben sie stehen und zerrieselten vor meinen Augen zu kristallinem Staub. Sie konnten die Melodie nicht vertragen.
    Ich saß im Gras und betrachtete mein Bein. Es schmerzte in Höhe des Oberschenkels, aber eine Wunde hatte das scharfe Band glücklicherweise nicht hinterlassen.
    Abermals erlebte ich einen märchenhaften, unerklärbaren Vorgang. Der rote Ryan hatte nicht den gleichen Weg genommen wie ich, er schwebte aus der Höhe her zu mir hernieder, und dabei verstummte das Spiel seiner
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