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0616 - Die Andro-Pest

Titel: 0616 - Die Andro-Pest
Autoren: Unbekannt
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merkte, wie seine Zuversicht sich auflöste. Sein Plan war gescheitert. Wenn Hiram Alt in spätestens zehn Minuten in betäubungsähnlichen Tiefschlaf sank, würde der Schwindel auffliegen.
    Plötzlich fühlte er sich mutlos, leer und ausgebrannt. Dennoch nickte er lächelnd und meinte: „Das verstehe ich. Schade, daß Hiram meinen Selbstversuch nicht überwachen konnte, dann brauchten wir nicht so viel Zeit zu verlieren."
    Er legte die Injektionspistole in den Koffer zurück und musterte das Hauptsteuerpult, an dem inzwischen ebenfalls die Kunststoffverkleidung fehlte. Teilweise waren die dahinter sichtbaren Leichtstahlrahmen angefressen, in denen das Netzwerk aus hauchdünnen Tantal - Iridium - Schichten verankert - war, ein Netzwerk scheinbar glatter Edelstahlfolien, denn bei der Dünnschicht - Hybrid - Technik gab es weder Lötstellen noch Kabel.
    „Wenn die Rahmen aufgefressen sind, ist ein Start nicht mehr möglich, Major", sagte Yüan Tsung. „Warum lassen Sie das bißchen Zeit, das uns bis dahin noch bleibt, ungenutzt verstreichen?"
    „Wir haben schon versucht, das Schiff zu starten, aber bisher hat die Hauptpositronik uns davon abgeraten."
    Yüan wölbte die Brauen.
    „Sie haben die Hauptpositronik wieder aktiviert? Ja, wissen Sie denn nicht mehr, daß das Bordrechnersystem wegen der Erkrankung des Plasmasektors völlig untauglich geworden ist?"
    „Es arbeitet aber noch", widersprach Lederer.
    „Ja, aber die Werte, die es liefert, sind völliger Unsinn!" Der Arzt griff wieder nach seiner Injektionspistole. „Ich glaube, Sie erkennen das nur deshalb nicht, weil die PAD-Seuche Ihre Gehirne vernebelt hat. Ich werde Sie jetzt sofort behandeln. Los, streifen Sie die Ärmel hoch, alle!"
    „Nein!" sagte Lederer scharf.
    „Doch!" erklärte Yüan Tsung. Da ich Chefarzt dieses Schiffes bin, haben alle Besatzungsmitglieder meine ärztlichen Anweisungen zu befolgen, auch der Kommandant."
    Er sah mit Genugtuung, daß einige Männer ihre Ärmel hochstreiften. Vielleicht schaffte er es doch noch. Wenn nur die Droge bei Alt nicht zu bald wirkte!
    „Lassen Sie das, Doktor!" befahl Lederer. „Ich habe den Ausnahmezustand über die MESACION verhängt. Sie wissen, daß damit alle normalen Dienstvorschriften außer Kraft gesetzt sind."
    „Ich weiß aber auch, daß wir die Heimatgalaxis nie wiedersehen werden, wenn wir nicht bald handeln", entgegnete der Arzt, während er zum nächsten Mann trat und die Injektionspistole hob.
    Major Lederer zog seinen Paralysator.
    „Ich warne Sie, Doktor", sagte er drohend. „Wenn Sie sich meinen Befehlen widersetzen, werde ich Sie paralysieren und einsperren lassen. Offensichtlich wirkt Ihr Serum doch nicht so gut, wie Sie behauptet haben."
    Er wandte sich an Hiram Alt.
    „Wie fühlen Sie sich, Professor?"
    „Schon besser als vorher", sagte der Biochemiker.
    Yüan Tsung merkte, daß Alt bewußt die Unwahrheit sagte.
    Seine Pupillen hatten sich bereits geweitet ein Zeichen dafür, daß die injizierte Droge zu wirken begann. Es handelte sich zwar nur um ein Vorstadium des eigentlichen Wirkungsprozesses, aber ein Fachmann wie Alt konnte die charakteristischen Begleiterscheinungen von Khuvastasin nicht übersehen. Wenn er sie bewußt ignorierte, war das ein Anzeichen dafür, daß bei ihm die kritische Krankheitsphase abgeklungen war.
    Eine weitere Nebenwirkung von Khuvastasin! fuhr es Yüan durch den Kopf. Vor dem Eintritt des Tiefschlafs werden die Sinne noch einmal hellwach.
    „Sagen Sie dem Major, daß er meiner Behandlung zustimmen soll!" sagte er zu seinem Kollegen. „Es geht um Sekunden!"
    Hiram Alt lächelte verstehend.
    „Dr. Yüan hat recht, Major Lederer", erklärte er. „Bitte, erteilen Sie ihm die Erlaubnis, alle Männer..." Er seufzte, schloß die Augen und kippte um.
    Yüan Tsung sprang zu ihm und fing ihn auf. Langsam ließ er ihn zu Boden gleiten.
    „Was ist das?" fragte Lederer voller Argwohn. „Warum ist Professor Alt bewußtlos geworden?"
    „Er ist nicht bewußtlos", widersprach der Chirurg. „Er schläft lediglich. Sein Körper war durch die PAD-Seuche so stark geschwächt, daß der Kampf des Serums gegen die PAD-Erreger seine letzten Kraftreserven aufzehrte und ihn in einen Erschöpfungsschlaf fallen ließ."
    „Ich glaube Ihnen nicht", erklärt Major Lederer. „Wären Sie aufrichtig gewesen, hätten Sie uns vorher sagen müssen, daß es zu Erschöpfungszuständen kommen kann. Vielleicht würden wir jetzt alle fest schlafen, hätten wir uns wie Ihr
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