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0610 - Totenfee der Templer

0610 - Totenfee der Templer

Titel: 0610 - Totenfee der Templer
Autoren: Jason Dark
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wenn wir tauchten.
    Kate starrte auf die Wellen, die sich schaumig um die hochwachsenden Felsen drehten. Dies war schon eine wilde Gegend und beeindruckend in ihrer Ursprünglichkeit.
    Hoch über uns stand der Himmel in einem seidigen Blau. Wolken waren nicht zu sehen, nur Sonne verteilte ihr Licht und ließ das Meer glänzen. Ich konnte nur schätzen, doch meiner Ansicht nach befand sich Suko schon zu lange unten.
    Wenn ihm die Nixe begegnet wäre, hätte er längst auftauchen müssen, um von seiner Entdeckung zu berichten. Dazu kannte ich ihn gut genug, aber er blieb unter Wasser und bestimmt nicht freiwillig. Deshalb mußte ich nachschauen.
    Kate blieb dann allein zurück. Ich hatte sie nicht einmal gefragt, ob sie tauchen konnte. Preßluftflaschen besaßen wir genug, daran sollte es nicht mangeln.
    Ich ging zu ihr. »Kann ich mal mit dir reden?«
    »Immer.«
    »Ich habe mich zu einer Entscheidung durchgerungen, ich werde hinuntertauchen.«
    »Ich bin dabei.«
    »Kate, ich will dir nichts, aber – kannst du tauchen? Bist du schon mal getaucht?«
    »Ja, im Pool.«
    »Das ist keine Antwort. Du kannst die gefährliche See hier nicht mit dem Pool vergleichen.«
    »Das weiß ich, John. Irgendwann ist es immer das erste Mal. Da muß man halt in den sauren Apfel beißen. Auch ich bin kein Profi, aber ich muß wissen, was dort unten geschehen ist und was dort noch geschehen wird. Kannst du das begreifen? Du hast mein vollstes Verständnis, John. Wirklich, ich denke ebenso wie du. Und ich denke dabei auch an meine Schwester, an ihr Schicksal. Sie hat es einfach nicht verdient, daß sie von mir im Stich gelassen wird. So mußt du es sehen.«
    »Schon.«
    »Also werde ich mit dir tauchen. Mitgefangen, mitgehangen, heißt das Sprichwort nicht so?«
    »Das stimmt.«
    »Na bitte.«
    »Dennoch bitte ich dich, es noch einmal zu überdenken. Es ist riskant und lebensgefährlich.«
    »Ach ja?« Sie blickte mich erstaunt an. »Was soll ich denn tun? Zurückbleiben?«
    »Du würdest dich zumindest nicht in Lebensgefahr begeben, Kate.«
    Sie winkte fast herrisch ab. »Was heißt hier Lebensgefahr.« Sie zeigte auf sich. »Ich würde im Leben nicht mehr froh werden, John. Ich… ich würde mir immer Vorwürfe machen, mich nicht um das Schicksal meiner Schwester gekümmert zu haben. Das ist es, was mich stört. Ich habe sie hergeholt. Daß man sie raubte, ist schon schlimm genug. So wie Chris jetzt aussieht, empfinde ich ihr Schicksal als noch schlimmer. Für mich ist es schon grauenhaft, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Alles klar!«
    »Dann werde ich mit dir tauchen.«
    Ich kam gegen den Willen dieser Frau nicht an. Irgendwo hatte sie auch recht, ich hätte nicht anders gehandelt und hörte ihre Stimme.
    »Ich kümmere mich um die Ausrüstung.«
    Mit müde wirkenden Schritten ging sie auf die Backbordreling zu.
    Von dort aus flog mein Blick über das weite, wogende Meer. Es rauschte im noch warmen Licht der Sonne.
    Auf dem Wasser bewegte sich etwas.
    Noch ziemlich weit entfernt, man konnte den Gegenstand als einen Punkt bezeichnen, doch er fuhr in unsere Richtung, wie ich jetzt schon erkennen konnte.
    »Meinetwegen können wir tauchen«, sagte Kate.
    »Moment noch.«
    »Was hast du denn?«
    Ich wies auf den Punkt. »Das ist ein Boot, Kate.«
    »Sehe ich.«
    »Der Kurs gefällt mir nicht. Wenn es so weiterfährt, wird es uns erreichen.«
    »Moment.« Kate lief weg und kam mit einem Fernglas zurück, durch das sie schaute.
    »Was siehst du?«
    »Nicht viel. Ich kenne das Boot nicht. Aus Greenspond scheint es nicht zu sein, die Boote dort sind mir alle bekannt.«
    »Darf ich mal?« fragte ich und nahm das Glas entgegen, das sie mir reichte. Ich regulierte noch die Scharfeinstellung und hatte keine Mühe, das Boot in die Optik zu bekommen.
    Es präsentierte sich wesentlich vergrößert und mußte mit voller Kraft laufen, weil der weiße Bart am Bug sehr hoch aufschäumte und das Schiff umzitterte.
    Auch der Kurs blieb.
    »Erkennst du denn etwas?« hörte ich Kate fragen.
    »Noch nicht.«
    Nach einigen Sekunden sah ich, daß sich an Deck jemand bewegte.
    Daß es ein Mann war, stand fest. Ich wartete noch und merkte dann, wie mir das Blut in den Kopf stieg.
    Den Mann hatte ich gestern abend zwar nur im Dunkeln gesehen, doch seine Gestalt hatte sich im Bannkreis des Feuerscheins sehr deutlich abgezeichnet.
    Die Lederkleidung war mir unvergessen, das Stirnband ebenfalls, und ich sah, daß der Kerl das gleiche tat wie ich. Er hob ein
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