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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis
Autoren: Brian Ball
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gerade noch davongekommen.“
    Brenda beobachtete die beiden Männer wie ein Schiedsrichter. Sie trug einen dünnen, rosa Rauhledermantel über einem winzigen rosa Rock, lange schwarze Strümpfe, rote wollene Socken und derbe Schuhe. Wie alle diese Mädchen der Landstraße hatte sie eine riesige Reisetasche aus Stoff bei sich, die bis an den Rand vollgestopft war. Sie enthielt all ihr Hab und Gut. In ihren Augen hatte Jerry vorher, als er sie das erstemal durch die Scheibe gesehen hatte, ein träumerisches Feuer gesehen. Nun waren sie hart und haßerfüllt.
    „Sie kann Studenten nicht leiden“, erklärte Bill nach einem Seitenblick auf Brenda. „Zwei von ihnen haben sie einmal auf dem Rücksitz eines Mini vergewaltigt. Seither mag sie nur mehr Lastwagenfahrer.“
    „Dreckskerle“, keifte Brenda.
    „Dachte, Sie seien Student oder Lehrer“, meinte Bill. „Wegen dem Bart.“
    „Dreckskerle“, wiederholte Brenda.
    „Von hier an könnte ich vielleicht ein Auto anhalten, das mich mit nach Sheffield nimmt. Oder vielleicht einen Bus“, wandte Jerry sich an Bill.
    „Keine Chance. In dieser Nacht bleibt jeder zu Hause.“
    Der schwere Lastwagen schlingerte ein wenig, als Bill durch eine enge Haarnadelkurve fuhr.’Jerry lugte aus dem Fenster und sah, als der Blizzard einmal tief Atem holte, um erneut loszuorgeln, ferne Lichter blinken. Es war das Schloßcafe, wie ihm Bill erklärte.
    „Vielleicht finde ich dort einen Lastwagenfahrer, der nach Sheffield fährt, Bill.“
    „Schon möglich“, meinte dieser. Er machte ein besorgtes Gesicht. Die unausgesprochene Frage lag in der Luft, ob Jerry über die Anwesenheit des Mädchens Gerede verbreiten würde oder nicht. Jerry spürte das Unbehagen des Mannes.
    „Warum lassen Sie mich nicht ganz einfach ein Stückchen vor dem Rasthaus aus dem Wagen aussteigen. Sie können dann gleich weiterfahren. Falls ich niemanden finden sollte, der mich mitnimmt, bleibe ich eben bis morgen im Schloßcafe.“
    Bill grinste. Sein fleischiges Gesicht entspannte sich.
    „Ja, Brenda und ich dampfen nach Manchester. Sind Sie sicher, daß Sie allein zurechtkommen werden?“
    Jerry untersuchte seine Finger, Zehen und die Nase. Alles schien wieder in bester Ordnung zu sein.
    „Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen.“
    Brenda sah ihn mit zornig funkelnden Augen an. „Wer macht sich Sorgen?“
    „Kuh“, sagte Bill ruhig. „Wir sind bald da. Die Schneeverwehungen werden immer schlimmer. Nach mir werden nicht mehr viele Laster unterwegs sein. Nicht heute nacht.“
    Das Mädchen saß dicht an Jerrys Körper gepreßt, und dennoch ging keine Wärme von ihr aus. Es war, als würde sie sich bewußt vor ihm verschließen. Wie sehr auch diese Mädchen der Landstraße freizügig sein mochten, diese eine war auf eine ungewöhnliche Art abweisend.
    „Guckt mal“, rief das Mädchen plötzlich. Vor ihnen tauchten die Lichter des Restaurants auf. Bill fuhr einen weiten Bogen über den Parkplatz und stellte den Laster so auf, daß er leicht wieder den Platz verlassen konnte.
    „Ich möchte Sie beide gern auf einen Drink einladen, oder zum Abendessen“, sagte Jerry, als der Lastwagen anhielt.
    „Eine Tasse Tee nehmen wir gern an“, sagte Bill. „Können Sie ohne Schwierigkeiten aussteigen oder soll ich Ihnen helfen?“
    „Alles in Ordnung!“
    Die Raststation bestand aus einem niedrigen Gebäude, das an einen sehr alt aussehenden Gebäudeteil aus Sandsteinblöcken angebaut war. Die Sandsteinblöcke waren grünlich und verwittert. Der Sturm hatte den Schnee bis zu den Fenstersimsen angeweht. Der große Parkplatz war völlig leer. Sie schienen die einzigen Gäste zu sein. Jerry humpelte ins Haus. Brenda saß bereits an der Theke und zündete sich eine Zigarette an.
    „Macht die Tür zu“, schrie sie. „Es ist saukalt hier drinnen.“
    Hinter der Theke stand Raybould, fast zur Gänze von einer riesigen Kaffeemaschine verdeckt. Nur seine Glatze schimmerte über den Rand des Apparates im bleichen Neonlicht. Als er die Tür zufallen hörte, tauchte er auf.
    „Hallo, Bill“, rief er. „Sie sehen ja aus wie der Weihnachtsmann persönlich.“ Und zu Jerry gewandt fuhr er fort: „Und Sie sehen reichlich erfroren aus.“
    „Das Wetter hat mich in den Bergen überrascht. Ich müßte nach Sheffield …“
    „Unmöglich. Die Straßen sind unpassierbar bis Hathersage. Habe eben die Nachrichten im Radio gehört.“
    „Hab’ ihn fast erfroren gefunden“, erklärte Bill. „Er kam vom Toller Edge
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