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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis
Autoren: Brian Ball
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in einer der verdammten Schneewächten stecken. Ich hab’ keine Lust, mich da draußen totzufrieren!“
    Sie ging geradewegs auf den Kamin zu. Der Schnee auf ihren Kleidern schmolz und tropfte auf Jerrys nackte Füße.
    „Sie wird nun wohl oder übel bleiben müssen“, sagte Raybould vorsichtig mit einem schrägen Blick auf seine Frau.
    Jerry brach das Schweigen. „Ich würde nun gern zu Bett gehen, Mrs. Raybould, wenn es Ihnen recht ist.“ Er haßte jegliche Art von Auftritten und versuchte stets, ihnen zu entgehen. Ein Charakterzug, den Debbie immer sehr an ihm verurteilt hatte. „Einverstanden, Mrs. Raybould?“
    Sie ging voran, ließ das Mädchen aber nicht aus den Augen, bis sie zur Tür hinaus waren.
     

     
    Jerrys Träume waren quälend. Er wachte schweißgebadet auf. In dem kalten, kahlen Raum, in dem noch drei weitere Betten standen, fühlte er sich einsam. Plötzlich mußte er wieder an das Mädchen denken. Brenda! Sie hatte ihn bis in seine Träume verfolgt. Ihre Hände hatten sich schlangenartig über den Kohlenbehälter bewegt. T-R-U-E-L-O-V-E wurde zum kabbalistischen Zeichen aus Feuer und Frost, und das bellende Huhn nagte an etwas mit gierigen Fängen.‚ Sukie-Sukie-Sukie!’ schrie jemand gellend in seine Träume.‚ Gleich haben wir dich, Sukie!’ und etwas Rotes, halb Ratte, halb Kröte, sprang aus Brendas Händen, die gar keine Hände mehr waren, sondern lebendige und grauenvolle Kreaturen. Und das rote Ding kam auf ihn zugekrochen und wollte auf seinen Rücken. Jerry erwachte durch seinen eigenen Schrei. Sein Körper glühte, aber in seinem Herzen nistete eiskalte Angst. Und die Nacht war noch lange nicht zu Ende.
    Ein riesiger Schatten war plötzlich über ihm. Nackte Angst schnürte ihm die Kehle zu, er konnte nicht schreien.
     

     
    „Die unten hatten recht“, sagte der riesige Schatten mit Bill Ainsleys ruhiger Stimme. „Die Straße nach Manchester ist völlig zugeweht. Hab ich Sie aufgeweckt?“
    Jerry schluckte und schalt sich einen Narren. Er hatte sich wie ein hysterischer Teenager benommen.
    „Habe beim Umdrehen ganz auf meinen verflixten Knöchel vergessen. Tat ganz schön weh.“ Jerry schämte sich und hoffte, Bill würde seine Lüge glauben. „Wie spät ist es?“
    „Halb zwei. Geht’s Ihnen gut, Junge?“
    „Jerry.“
    „Gut, Jerry. Keine bellenden Hühner mehr und so?“
    „Nein.“ Jerry versuchte, nicht an seinen Traum zu denken. „Ich habe ordentlich geschwitzt.“
    „Das ist gut so. Das beste Mittel gegen Lungenentzündung. Sam und Sylvia trugen mir auf, so still als möglich zu sein. Wie wär’s, wenn Sie nun wieder einzuschlafen versuchten?“
    „Ich bin jetzt nicht müde.“
    „Gut.“
    Bill zitterte vor Kälte, als er sich auszog, um zu Bett zu gehen. „Sie werden noch genug Zeit zum Schlafen haben. Wir sitzen hier bestimmt für drei Tage fest. Dieser Teil der Straße wird vom Schneepflug nie geräumt. Ist ja gleich wieder verweht. Ich wette, daß auch die halbe Straße weg sein wird. Erdrutsch.“ Er klapperte mit den Zähnen, als er seinen mächtigen Körper in das eiskalte Bett fallen ließ. Es dauerte nicht lange, da war er fest eingeschlafen. Lange schon, bevor Jerry einschlafen konnte. Diesmal, zum Glück, aber ohne böse Träume.
    Am nächsten Morgen wurden beide Männer durch das laute Zanken der Rayboulds geweckt. Der Wind rüttelte immer noch an den Fenstern.
    Bill zündete sich eine Zigarette an und reichte das Päckchen zu Jerry hinüber.
    „Bleibt Brenda eigentlich immer hier in dieser Gegend?“ fragte Jerry.
    Bill schlüpfte aus dem Bett und zog sich an.
    „Man findet sie immer zwischen Sheffield und Manchester. Manchmal ein wenig weiter nach Norden, manchmal im Sommer bis Carlisle, aber nie zu weit weg von den Bergen.“
    Mrs. Rayboulds Stimme war nun ganz in der Nähe zu hören. Sie kommandierte Raybould herum, begleitet von Eimergerassel. Ihre Befehle betrafen hauptsächlich Kohleneimer, Kohlen, Speck und die Pudelhündin. Es gab wohl keinen Zweifel, wer hier im Hause zu bestimmen hatte.
    Jerry sah aus dem Fenster. Es gab nicht viel zu sehen. Dichtes Schneegestöber. Das Rasthaus schien in eine arktische Welt versetzt zu sein, von jeglicher Zivilisation abgeschnitten. Wie würden sie diese drei Tage überstehen? Er nahm sich vor, Raybould noch ein wenig über die früheren Bewohner des Schlosses auszufragen.
    „Speck“, sagte Bill Ainsley und hob schnuppernd die Nase. „Hoffentlich haben die beiden da unten genug davon auf
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