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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis
Autoren: Brian Ball
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Bursche.“
    Jerry verkroch sich unter der Decke und war wütend auf die Rayboulds. Doch das laute Gezänk war auch durch die Decke zu hören.
    „Ich wollte ihr doch nur zeigen, wo man …“
    „Ich weiß schon, was du ihr zeigen wolltest! Du alter Trottel, du! Du dreckiger, dreckiger Sam Raybould.
    Wenn es draußen nicht so furchtbar schneite, würde ich euch beide wie die Hunde hinausjagen!“
    Brendas eiskalte Stimme fiel ein.
    „Ich will gar nichts von ihm“, rief sie. „Er wollte mir den Keller zeigen. Wollte mir nur die Kohlen selber holen, um mich nützlich zu machen, weil ich keinen Zaster bei mir habe. Ein bißchen Arbeit – ein bißchen Frühstück, das habe ich mit ihm ausgemacht.“
    „Oh, du miserabler alter Kerl“, schrie Mrs. Raybould. „Du Halunke! Ich hab mich abgerackert und wie ein Pferd geschuftet, um dir ein Dach über dem Kopf zu bieten, und das ist jetzt der Dank dafür! Ich bleibe keine Minute länger! Nicht hier, meilenweit von der Welt entfernt, abgeschnitten von aller Zivilisation, allein mit dir!“
    „Aber ich wollte doch gar nichts!“
    „Du läßt dieses kleine Biest in Ruhe, oder ich schlage dir den Schädel ein, Sam Raybould! Zwanzig Jahre sind wir nun miteinander verheiratet, und du bist noch immer der gleiche mit deinem lüsternen Blick! Ich werde dir Beine machen! Jawohl! Komm raus da! Raus!“
    „Ich habe doch nichts getan!“
    Jerry war überzeugt, daß Sam die Wahrheit sagte. Brenda war alles andere als großzügig. Jedenfalls war an Schlaf jetzt nicht mehr zu denken. Und so sollte das nun tagelang weitergehen?
    Doch schließlich wurde es wieder ruhiger im Haus. Sam erhielt den Befehl, die Kaffeemaschine – zum wiederholten Male – zu reinigen und gefälligst seine Hände von diesem Flittchen zu lassen, widrigenfalls sie und sonst noch einiges abgehackt würden. Das Mädchen schimpfte eine Weile in ihrer hinterwäldlerischen Ausdrucksweise vor sich hin, wie genug sie bereits hätte, ansonsten herrschte nun Ruhe im Haus. Sogar der Hund war still geworden.
    Jerry war nicht lange im Speiseraum, als Bill Ainsley zur Tür hereinkam und mit ihm eine Welle arktischer Kälte. Er war in‚ frostiges Weiß gehüllt von oben bis unten, bis auf sein großes, rotes Gesicht.
    „Los, Sam! Ruf deine Alte! Zieh deinen Mantel an. Draußen gibt’s was zu tun. Eine Busladung Mädchen ist zu retten. Waren die ganze Nacht im Bus und sind jetzt halb erfroren!“ Zu Jerry sagte er: „Wie ist es mit Ihnen? Können Sie gehen?“
    „Wie weit ist es?“
    „Ein paar hundert Meter nach meinem Laster. Eine halbe Meile ungefähr. Wir werden sie ausbuddeln müssen. Die armen Dinger sitzen drinnen wie in einer Mausefalle und machen ein fürchterliches Geschrei. Fürchten sich fast zu Tode. Los, Sam!“
    Mrs. Raybould kam angerannt und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Ein ganzer Bus voller Mädchen? In den Nachrichten von heute morgen wurde nichts erwähnt. Warum versucht man nicht von Hagthorpe aus, sie zu retten?“
    „Wie soll ich das wissen“, sagte Bill. „Sie schreien bloß nach einer Lehrerin, die allein losgezogen ist, ansonsten ist kein vernünftiges Wort aus ihnen herauszukriegen.“
    „Ich habe es geahnt, daß es noch mehr werden“, warf Raybould ein. Er hatte sich bereits hohe Gummistiefel und einen schweren Wintermantel angezogen.
    Jerrys Anorak war zwar schon trocken, doch der Gedanke, sich in so dünner Bekleidung in den Schneesturm hinauszuwagen, war ihm sehr unangenehm.
    „Hätten Sie vielleicht noch einen Mantel für mich?“ fragte er deshalb.
    „Für Sie wäre es besser, wenn Sie hierblieben“, meinte Mrs. Raybould mit ungewöhnlicher Milde und Herzlichkeit in der Stimme. „Mit Ihrem verletzten Bein sollten Sie lieber nicht gehen!“
    Aber Raybould kam schon. Mit einem zweiten Mantel herbei. Die drei Männer gingen in den Keller hinunter, um verschiedene Ausrüstungsgegenstände der Bergrettung zu holen. Jerry sah eine Menge Kisten in dem mächtigen Sandsteingewölbe, das viel höher war als die Räume im Rasthaus selber. Sandstein ist ein trockenes, sauberes Gestein, aber hier roch es muffig, die Wände sahen sehr schmutzig aus, und Wasser tropfte von der Decke. Er konnte alles ganz deutlich sehen im Licht der großen Taschenlampen, die sie einer der Kisten entnommen hatten.
    „Jeder von uns nimmt eine Schaufel, und dann nehmen wir auch noch zwei Tragen mit, falls Verletzte im Bus sind“, schlug Jerry vor. „Seht!“ rief er plötzlich aus.
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