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0606 - Marathon der Raumschiffe

Titel: 0606 - Marathon der Raumschiffe
Autoren: Unbekannt
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gehörten. Es handelte sich um zwei annähernd gleich große, stämmig gebaute Männer, von denen der eine üppig strotzenden, roten Haar- und Bartwuchs aufwies, während der andere eine lange, schwarze Mähne trug. Die beiden hatten einander um die Schultern gefaßt - aus Not mehr als aus Freundschaft, denn ihr Gleichgewichtssinn schien dem Alkoholgenuß zum Opfer gefallen zu sein, wie ihr schwankender Gang auswies.
    Zu allem Überfluß schwenkte jeder noch ein Trinkgefäß in der freien Hand, und Terengi San war sicher, daß er, wenn er näher gewesen wäre, grölenden Gesang gehört hätte.
    Mit Interesse beobachtete er, wie die beiden Betrunkenen auf die Absperrung zutorkelten.
    Einmal blieben sie stehen, und der Rothaarige zeigte mit der Hand, in der er die Flasche hielt, in Richtung einer der Baracken, die sich gerade innerhalb der Sperrlinie erhob. Der Schwarzhaarige nickte mit der übertriebenen Betontheit, die für Trunkene charakteristisch ist.
    Die beiden vollzogen schwankend einen Kurswechsel und bewegten sich nun auf die Baracke zu. Andernorts erregte ihr Verhalten Interesse und Neugierde.
    Eine stetig wachsende Menge Schaulustiger sammelte sich seitwärts des Exotika und beobachtete aus sicherer Entfernung den Vormarsch der beiden Zechkumpane. Bezeichnend war, daß man, obwohl die Betrunkenen von innerhalb der Absperrung längst wahrgenommen worden sein mußten, von dort aus nichts unternahm, um sie an weiterem Vordringen zu hindern.
    Torkelnd, ab und zu stehenbleibend, um sich einen weiteren Schluck aus den mitgeführten Flaschen zu genehmigen, passierten die beiden schließlich die unsichtbare Sperrlinie zwischen zwei Metallpfosten. Sie schienen davon nichts zu bemerken.
    Breitbeinig stapften sie auf die Baracke zu, aber kaum waren sie ein paar Schritte weit gekommen, da wurde es aus gänzlich unerwarteter Richtung plötzlich lebendig. Von dem nächstgelegenen Raumschiff schossen drei Gleitfahrzeuge herbei. In gekonntem Manöver fächerten sie auseinander und formten einen Halbkreis, der sich mit hoher Geschwindigkeit auf die beiden Zecher zuschob. Das vorderste Fahrzeug ging unmittelbar vor den Füßen der Torkelnden zu Boden. Zwei Mann sprangen heraus, einer in der Uniform und mit den Rangabzeichen eines Hauptmanns.
    Die Betrunkenen waren überrascht stehengeblieben. Der Hauptmann trat vor sie hin und sprach auf sie ein.
    Bemerkenswert war, daß weder er, noch sein Begleiter eine Waffe zu tragen schienen. Die Zechkumpane ließen die Ermahnung des Offiziers willig über sich ergehen. Schließlich reichte einer von ihnen dem Hauptmann seine Flasche hin. Das Angebot wurde abgelehnt. Terengi San sah den Terraner lachen.
    Die Sache ging also im Guten ab.
    Es gab noch ein kleines Wortgefecht, dann wandten die Trunkenen sich ab und torkelten wieder aus der Absperrung hinaus. Der Hauptmann und die drei Gleitfahrzeuge warteten, bis die beiden in der Menge verschwunden waren. Erst dann kehrten sie zu ihrem Raumschiff zurück.
    So lehrreich der Vorgang für Terengi San gewesen war, so maß er ihm jedoch keine besondere Bedeutung bei. Er kleidete sich um und unternahm einen ausgedehnten Ausflug durch die Umgebung des Hotels, weniger in der Hoffnung, seinem Opfer durch Zufall auf die Spur zu kommen, als weil er es für notwendig hielt, mit der Topologie des Geländes bestens vertraut zu sein.
    Vier Stunden später, kurz nach Anbruch der Dunkelheit, kehrte er wieder ins Hotel zurück. Als erstes entnahm er der Kamera die noch nicht zur Hälfte belichtete Kassette und legte an deren Stelle eine neue ein, so daß die Tätigkeit des Geräts nur für wenige Sekunden unterbrochen wurde. Die halbfertige Kassette wurde entwickelt. Währenddessen baute Terengi San einen kleinen Projektor auf, den er ebenfalls im Gepäck führte. Eine Seitenwand des Raumes eignete sich vorzüglich als Projektionsfläche. Der Haluter legte die Kassette in den Projektor und betrachtete sich in aller Ruhe die Aufzeichnungen, die die Kamera im Laufe der vergangenen Stunden angefertigt hatte.
    Als erstes sah er die Szene mit den beiden Betrunkenen. Sie war auf dem Film so spaßig wie im Original, aber Terengi San schenkte ihr weiter keine Beachtung. Er schaltete die Filmgeschwindigkeit höher, weil ihm nichts daran lag, vier Stunden lang hier zu sitzen und die Wand anzustarren. Aber selbst, als wegen der raschen Bewegung des Films die Menschen wie hastige Schatten über die Bildfläche huschten, war sein Auge noch in der Lage, jeder Bewegung
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