Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0605 - Der Horror-Engel

0605 - Der Horror-Engel

Titel: 0605 - Der Horror-Engel
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
werden.«
    »Lieber blind und dafür lebendig als sehend und verdurstet«, brummte der Dämonenjäger.
    Aber auch er hoffte natürlich noch auf eine andere Möglichkeit, sich aus dieser fatalen Situation zu befreien.
    Wenn sie es irgendwie bis in die Nacht durchhielten, konnten sie die kühleren Stunden nutzen, um in Richtung Zivilisation zu marschieren.
    Jetzt, in der Tageshitze, war das illusorisch. Sie würden höchstens ein paar Kilometer weit kommen.
    Es ist schon verrückt, dachte Zamorra. Da haben wir es geschafft, die Steinernen unschädlich zu machen, und jetzt werden wir wahrscheinlich schlicht und ergreifend verdursten.
    Dagegen half auch ihre relative Unsterblichkeit nicht. Seit sie vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatten, alterten Zamorra und seine Gefährtin zwar nicht mehr, und sie konnten auch nicht mehr an Krankheiten sterben; durch Gewalteinwirkung dagegen schon, und auch durch den Entzug von Nahrung und Wasser. Darauf hatte die Magie der Quelle keinen Einfluß.
    »Da oben!« rief Nicole plötzlich.
    Zamorra hob den Kopf und lauschte. Aus der Ferne erklang ein schwaches Brummen, das allmählich lauter wurde. Ein Flugzeug näherte sich.
    »Wenn der Pilot uns sieht«, sagte Zamorra, »wird er diese Sichtung weitergeben. Vielleicht fischt uns dann jemand hier auf.«
    Aber das Flugzeug kam nicht nahe genug heran, das Brummen wurde wieder leiser, weil sich die Maschine entfernte.
    Und die Sonne brannte unvermindert heiß und schweißtreibend auf die beiden Menschen herab und ließ ihren Durst immer größer werden…
    ***
    »Du willst ihn wirklich töten?«
    Die Frau berührte die Schulter des Geflügelten. Er wandte den Kopf und nickte.
    »Ich werde es tun müssen«, sagte er. »Er hat mich getäuscht!«
    »Aber er hat dich auch von Gash’Ronn befreit. Ohne seine Hilfe wäre es dir nicht gelungen, dein planetengroßes Gefängnis zu verlassen.«
    Mit einem Ruck schüttelte er ihre Hand ab.
    »Warst du es nicht selbst, die mir oft genug gesagt hat, ich sollte ihm nicht trauen? Warst du es nicht, die in meinen Bildern gesehen hat, daß er und seine Gefährtin steinern sind? Und nun ist er aus der Welt der Steinernen zurückgekehrt - hierher, zu mir! Woher konnte er wissen, wo er mich findet? Wenn er nicht selbst ein Dämon ist, dann ist er zumindest einer ihrer Freunde oder Diener! Daß ausgerechnet er die Regenbogenblumen öffnen konnte, die mir verschlossen blieben - ein weiterer Beweis, über den ich damals gar nicht nachdachte.«
    »Du hast darüber nachgedacht«, sagte die blonde Schönheit.
    »Denn sonst hättest du deinen Befreier nicht so schnell verlassen.«
    »Das hatte andere Gründe«, erwiderte der Geflügelte etwas unbehaglich.
    Sie streichelte sein Gesicht, und er ließ sich die Berührung auch gefallen.
    »Vielleicht mußt du ihn gar nicht töten«, sagte sie. »Sieh doch. In dieser Umgebung können Menschen nicht lange überleben. Sie werden verdursten, du brauchst gar nichts zu tun. Sie haben kein Wasser!«
    »Sie können Wasser finden, wenn sie wissen, wie sie es suchen müssen. Sie können noch viel mehr finden.«
    »Aber dieses Land ist ihnen fremd«, erwiderte die Blonde.
    »Warte noch ab. Du brauchst die beiden Menschen nicht zu töten. Sie sterben von selbst.«
    Seine Augen verdunkelten sich, das grelle Feuer, das darin loderte, zog sich zurück.
    »Wie kannst du nur so über sie sprechen? Bedeuten sie dir weniger als mir?«
    Die Blonde warf den Kopf in den Nacken, ließ die Haarpracht fliegen. »Diesem Mann lag mein größter Gegner jahrelang am Herzen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nur das ist die Bedeutung, die er für mich hat!«
    Und sie kehrte in den Schatten zurück.
    ***
    Shado kehrte aus der Traumzeit zurück, in der er für Stunden versunken war. Wieviele Stunden? Er wußte es nicht, und es berührte ihn nicht.
    Zeit hatte in der Traumzeit keine Bedeutung, weil dort Gegenwart und Vergangenheit mit der Zukunft zu einem einzigen Schöpfungsmythos verschmolzen. Vor mehr als zehntausend Menschenaltern hatte er begonnen und dauerte immer noch fort.
    Aber etwas erstaunte Shado. Nie zuvor war er auf diese Weise in die Traumzeit eingetaucht. Nie in seiner Wohnung in Sydney, die kein Traumzeitplatz war, keine ›Heilige Stätte‹.
    Doch diesmal war es geschehen.
    Kanaula, der Regenbogenmann, hatte Shado gerufen.
    Kanaula, eines der legendären Schöpfungswesen der Traumzeit. Die verständnislosen Weißburschen hätten ihn vielleicht als eine Gottheit bezeichnet. Doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher