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060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt
Autoren: Dämonenkiller
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fieberhafter Eile suchte ich den Schlüssel, steckte ihn in das Türschloss, riss die Wagentür auf und setzte mich hinter das Lenkrad. Die ersten Vermummten, denen ihre schweren Umhänge und die Masken im Wege waren, kamen aus dem Haus und rannten schwerfällig auf mich zu.
    Der Motor heulte auf. Der Fiat schob sich mit durchdrehenden Vorderrädern rückwärts aus dem Hof hinaus.
    Ich schmetterte die Tür zu und schaltete die Scheinwerfer ein. In ihrem Licht sah ich, wie eine Kette durch die Luft flog, krachend das Dach streifte, abrutschte und ins Gebüsch des Gewürzgärtchens fiel. Der Fiat rutschte an der alten Granitsäule vorbei und sprang mit durchdrehenden Reifen auf die schmale Straße. Ich schaltete und riss das Steuer herum. Der Wagen holperte über den nassen, steinigen und korkenzieherartig gewundenen Weg.
    Ich war diesen wahnsinnigen Maskierten entkommen. Es waren die Maskentänzer aus einem Ort mit unaussprechlichem Namen, irgendwo hinter Palau oder Cannigione. Sie tauchten immer zu Pfingsten in einer uralten dramatischen und nur halb christlichen Prozession auf, und hin und wieder traten sie mit ihren Schreittänzen und der leiernden, hypnotisierenden Musik auch öffentlich auf.
    Das schoss mir durch den Kopf, als ich die Kurven hinunterraste und hörte, wie die Zweige den Lack von den Flanken des Wagens kratzten.
    Aber wohin? Was sollte ich tun?, überlegte ich, als ich die letzte lang gezogene Kurve nahm, die zur geteerten Hauptstraße führte.
    Ich stank nach dem trockenen Blut und sah aus, als hätte ich im Schlachthaus von Arzachena gearbeitet. Arzachena! Das war es. Ich kannte den Barmann des kleinen Hotels. Es war den Winter über geöffnet. Tonino würde mir ein Zimmer beschaffen und dafür sorgen, dass ich mich waschen konnte und meine Wäsche gereinigt wurde.
    Oder sollte ich zur Polizei?
    »Quatsch«, murmelte ich, bremste und bog in die Hauptstraße ein. Ich sah kurz auf die Uhr. Zwei Uhr nachts und ein paar Minuten. Ich nahm Kurs auf Arzachena, in dem jetzt auch alles und jedermann schlafen würde. Sie würden mir nicht nur kein Wort glauben, sondern mich einsperren, weil ich wie einer aussah, der einen Mord begangen hatte. In meiner Tasche schienen die Kristalle aus dem Eselskopf zu glühen. Wenn sie die fanden, würden sie mit einiger Sicherheit glauben, dass ich jemanden überfallen und niedergeschlagen hatte. Nein – Tonino schien der bessere Ausweg zu sein. Außerdem brauchte ich Ruhe. Ich musste meine Gedanken ordnen.
    Die Straße lag im Licht der Scheinwerfer vollkommen verlassen vor mir. Ich trat auf das Gaspedal. Bald tauchten hinter einer Anzahl Felsen und nach etwa zwanzig Kurven die wenigen Lichter der schlafenden Siedlung auf. Auf diesem Teil der Insel waren zweihundert Meter gerade Straße eine Seltenheit.
    Später würde ich diesen Zwischenfall den Carabinieri melden müssen. Was geschah inzwischen mit Angela?
    Ich hielt den Wagen auf dem Marktplatz an. Der Lichtstrahl der Scheinwerfer wanderte über das Portal der uralten Kirche, über die Treppen des Rathauses und blieb, als ich abbremste, auf der Hoteldoppeltür mit dem schmiedeeisernen Gitter stehen. Nur die trübe Funzel über dem Schild brannte. Der eiserne, bunt bemalte Schlüssel schaukelte im Wind hin und her und kreischte misstönend.
    Ich atmete aus, schaltete den Motor ab, stieg aus und klingelte so lange, bis der Nachtportier endlich wach wurde und mir die Tür öffnete.
    Als er mich durch die dicken, gekrümmten und gedrechselten Eisenstäbe hindurch erkannte, erstarrte er förmlich.
    »Signore Arnoldo! Was ist mit Ihnen passiert?«
    »Machen Sie auf, Direttore!«, rief ich und schüttelte mich. Plötzlich fühlte ich mich ganz elend. »Ich erkläre Ihnen alles. Ist Tonino noch wach?«
    »Bestimmt. Er hat eben die Bar geschlossen.«
    Das Hotel war klein, aber sehr sauber und überraschend gut ausgestattet. Dass jetzt und hier Gäste schliefen, war an und für sich eine Sensation. Vielleicht waren es Segler, die sich hier ein wenig erholten.
    Hinter mir schloss Fortunato die eiserne Tür ab.
    »Dieses Blut …«, begann er. »Ist Ihnen etwas geschehen? Wirklich nichts?«
    Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Hören Sie, Sie können mir einen gewaltigen Gefallen tun. Ich brauche als Erstes einen gewaltigen Schluck Grappa und anschließend eine Dusche. Das ist nicht mein Blut, sondern das eines Esels.«
    Er betrachtete mich schweigend, dann zog er mich zu der kleinen, dunklen Bar und goss ein Wasserglas mit
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