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060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt
Autoren: Dämonenkiller
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Ich nickte langsam. Ich fühlte keine Furcht mehr; ich war entschlossen, zu kämpfen.
    »Gut. Gehen wir! Achten Sie auf das, was ich tue – wie abgesprochen. Ich habe einen ziemlich genauen Plan.«
    Wir hoben das Lamm auf, gingen bis zu dem innen ausgeleuchteten Nuraghen und stiegen die Felstreppe hinunter. Auf der fünften oder sechsten Stufe blieben wir nebeneinander stehen.
    Es hatte sich nichts geändert. Nur der auskristallisierte Schleim hatte sich um die wachsenden Kristallblumen gelegt. Schweigend sahen wir uns um. Die Willenlosen sammelten noch immer – diesmal an anderer Stelle – die stumpfen Kristalle ein. Und noch immer drehten sechs oder mehr Frauen und Männer den schweren Mühlstein. Das pulverisierte magische Mineral war inzwischen weggeschafft worden.
    Das Boot lag an der gleichen Stelle wie gestern. Drüben auf der Insel hing etwas in dem Halseisen an der Kette, das kaum mehr Ähnlichkeit mit einer menschlichen Leiche hatte.
    »Sehen Sie Dorian?«, fragte ich leise.
    Niemand beachtete uns, wenigstens nicht im Augenblick.
    »Nein. Sehen Sie Angela, Arnold?«
    »Ja. Sie dreht schon wieder oder noch immer den Mühlstein. Dort drüben – die mit dem langen Haar ist es.«
    »Ich sehe. Verstecken wir unseren Köder und versuchen wir, Dorian zu finden. Dann wären wir um einen Mann stärker.«
    »Einverstanden.«
    Wir schoben das verschnürte Lamm in einen Spalt zwischen zwei Kaskaden aus Tropfstein und verschlossen die Öffnung mit zwei flachen Schieferplatten. Dann kletterten wir ganz hinunter und näherten uns jedem der schweigend arbeitenden Männer. Coco und ich konnten den großen, schlanken Mann nirgendwo sehen. Wir entfernten uns immer mehr von der Treppe und suchten nach Verstecken, Eingängen zu Nebenhöhlen oder dunklen Stollen.
    »Er ist ebenso ein Blinder wie alle anderen hier. Vermutlich lebt auch er in seiner eigenen Phantasiewelt«, knurrte ich und hielt Coco am Arm fest.
    »Außerdem leidet er unter Entzugserscheinungen. Er wird frieren und halb verhungert und verdurstet sein.«
    Ich zog Coco in eine bestimmte Richtung und sagte: »Hier habe ich gestern die Frau herauskommen sehen, die sich selbst geopfert hat. Es muss hier einen Stollen oder etwas Ähnliches geben.«
    Ununterbrochen war das mahlende Geräusch zu hören. Jetzt stimmten die Frauen, von denen die lange Deichsel immer wieder im Kreis bewegt wurde, ihre traurigen Gesänge an. Das Murmeln und Brummen hallte in der riesigen Höhle wider.
    Wir gingen über den feuchten, knirschenden Sand bis zu der Stelle, an der die Wand zurücksprang und nackter schwarzer Fels zu sehen war.
    »Wahrscheinlich will Hekate ihn verrecken lassen«, flüsterte Coco. »Sie hasst ihn. Er ist ihr schlimmster Feind.«
    »Ist diese Hekate hier?«
    »Nein. Sie ist nicht hier. Noch nicht. Ich würde ihre Ausstrahlung schon oben im Nuraghen gespürt haben.«
    »Das ist gut«, erwiderte ich zögernd. Für mich war Hekate nichts anderes als eine weitere Gefahr.
    Wir näherten uns der dunklen Stelle. Schroffe Felsen mit messerscharfen Rändern wuchsen unvermittelt aus dem Sand und bildeten eine Art Tor.
    »Hinein?«, fragte ich.
    »Ja, natürlich. Wir haben keine andere Wahl.«
    Wir tasteten uns vorwärts. Nach einigen Schritten war es stockdunkel. Das Licht des leuchtenden Gases reichte nicht bis hierher. Der Gang wurde schmaler, aber nicht niedriger. Er krümmte sich nach links, dann wieder nach rechts. Und je tiefer wir eindrangen, desto heller wurde es wieder. An den unebenen Wänden wucherten in breiten Streifen Ornamente aus einem wie Phosphor leuchtenden Moos, und ein anderer Geruch wurde mit jedem Schritt stärker.
    »Ich spüre ihn«, versicherte Coco flüsternd.
    Ich folgte dicht hinter ihr. Nach etwa zwanzig Metern erweiterte sich der Gang wieder und mündete in eine feuchte, kleine Höhle. Kalte Luft kam aus Rissen in der Felswand. Von der Decke und von einzelnen Vorsprüngen fielen dicke, schwarze Tropfen in den Sand. Am Rand sahen wir undeutlich etwas liegen, das wie ein weggeworfenes Kleiderbündel aussah.
    Mit einem scharfen Zischlaut stürzte Coco geradeaus.
    »Dorian, Liebster«, hörte ich sie flüstern.
    Ich sprang hinter ihr her. Sie fiel neben dem Bündel auf die Knie und versuchte, den Körper herumzudrehen. Ich war sofort an ihrer Seite und half ihr. In dem grünlichen Licht erkannte ich, nachdem wir keuchend an dem verkrampften und zitternden Körper gezerrt und ihn auf den Rücken gedreht hatten, einwandfrei Dorian Hunter. Er
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