Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
fünfzehnte Mal Gast an Bord. Im Sommer bevölkerte sich die Jacht immer mit Badenixen aller Nationalitäten.
    »Danke«, sagte ich und trank langsam und mit kleinen Schlucken.
    Ich war immer noch völlig erschöpft, kreidebleich und aufgeregt. »George, ich muss Ihnen eine verrückte Geschichte erzählen.«
    Er lächelte verbindlich hinter den viereckigen Brillengläsern.
    »Eine von denen, die Sie schreiben?«, fragte er ruhig.
    Er wirkte auf mich irgendwie unausgeschlafen.
    »Nein. Eine, die ich selbst erlebt habe. Sie sind doch mit dieser Insel und allem hier sehr vertraut, nicht wahr?«
    Er nickte und stellte die Flasche auf den Tisch. »Das kann man eigentlich schon sagen. Warum fragen Sie?«
    Ich trank das Glas leer und erzählte zuerst stockend, dann immer aufgeregter. Ich war froh, mit jemandem sprechen zu können, der mich verstehen würde; George würde mich nicht auslachen; er nicht.
    »Eine Verschwörung ist gegen mich im Gang«, berichtete ich. »Sie verfolgen mich. Ich weiß nicht, wer es ist, und ich habe auch keine Ahnung, aus welchem Grund. Die Geschichte fing gestern gegen Mitternacht an.«
    Die Tür öffnete sich, und ein Mann der Besatzung kam herein. Der Mann, ein riesiger Bursche mit schütterem Haar und einem dicken Schal um den bleichen Hals, entblößte seine gelben Zähne und wartete, bis George ihn ansprach. Ich hörte zu sprechen auf. Der Matrose machte ihm ein Zeichen, und George sagte ungehalten: »Ich komme gleich. Nur keine Panik!«
    Der Mann verschwand wieder. Ich war viel zu aufgestört, um alles mitzubekommen, aber irgendwie kam es mir so vor, als würde hier an Bord eine ungute Stimmung herrschen.
    »Vergessen Sie Ihre Geschichte nicht, Arnold! Ich muss kurz ins Cockpit hinauf. Ich glaube, jemand hat mir etwas Wichtiges zu sagen. Schenken Sie sich noch einen ein!«
    Ich nickte und sah durch eine der breiten Scheiben hinaus. Weiter drüben erhoben sich, jetzt blauschwarz und bedrohlich, die Berge mit den vielen erforschten und unerforschten Höhlen, Gängen und Grotten.
    Ich hatte mir eingebildet, auf der Jacht in Sicherheit zu sein. War ich das wirklich? Plötzlich zweifelte ich daran. Und als ich an die Kristalle in der Tasche dachte, schmeckte mir auch der hervorragende Whiskey nicht mehr.

    Ich saß am Tisch und rauchte die zweite Zigarette dieses Morgens. Ein anderes Besatzungsmitglied hatte mir ein lieblos zusammengestelltes, aber ausgiebiges Frühstück gebracht; gut und reichlich war der Kaffee gewesen. Ich goss noch einen Schluck Alkohol ins Glas und hörte Schritte.
    Die Tür schob sich auf, und George kam herein. Er schien sich verändert zu haben. Auf alle Fälle war er keineswegs mehr so nett und höflich.
    Er sah mich an, dann fragte er kurz: »Wie war das mit der Verschwörung?«
    Sein Interesse wirkte gekünstelt. Trotzdem war er der einzige Mensch in weitem Umkreis, mit dem ich sprechen konnte. Ich berichtete ihm also in kurzen Zügen, was seit Mitternacht passiert war.
    Über uns, an Deck des etwa dreißig Meter langen Schiffes, waren die Schritte der Besatzungsmitglieder zu hören. Sie liefen aufgeregt hin und her.
    »Das ist unglaublich, aber an der Sache ist etwas Wahres dran«, erklärte George schließlich.
    In seinen Augen hinter den dicken Gläsern leuchtete ein merkwürdiges Feuer. Es war, als freute er sich über das, was mir zugestoßen war.
    »Zuerst einmal werden Sie noch einen Whiskey trinken und dann werden Sie sich ausschlafen. Haben Sie die Kristalle bei sich?«, fragte er.
    Jetzt log ich. Ich konnte niemandem mehr trauen. »Sie müssen im Wagen sein, wenn ich sie unterwegs nicht verloren habe.«
    »Die Carabinieri haben uns angerufen«, sagte George und deutete nach oben. »Sie, Arnoldo, gelten als tot und verschollen. Ich habe den Beamten nicht gesagt, dass Sie hier sind. Sie sind hinter Ihnen her, weil Sie amtlich tot sind, und das bewog den Wirt vermutlich auch, Sie hinauszuwerfen.«
    Er rieb sich die Hände und schien sich auf etwas zu freuen, was sich meiner Kenntnis entzog. Irgendwie schien ihm das Ganze ein sadistisches Vergnügen zu bereiten.
    »Das ist doch eine blödsinnige Geschichte«, sagte ich aufgebracht und zerdrückte den Zigarettenstummel im Aschenbecher.
    George hob seinen langen rechten Zeigefinger. »Es gibt – selbst für die Polizisten dieser Insel – bestimmte Gesetze. Diese Gesetze sind nicht von Sterblichen gemacht worden, aber man muss sich unterwerfen, wenn man einmal in ihren Bannkreis geraten ist.«
    Ich glaubte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher