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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht
Autoren: Vladimir Volkoff
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Lennet fröhlich. »Bitte einen schwarzen Kaffee.«
    Er setzte sich an einen Tisch, von dem aus er die Tür und die Theke beobachten konnte.
    Der Wirt, ein schweigsamer, mürrischer Mann, brachte ihm Kaffee.
    Ob dieser Mann wohl zum Agentennetz gehört? fragte sich Lennet. Es ist wenig wahrscheinlich. Ich glaube, daß er Pouffiaud nur als Mittelsmann dient.
    Die Tür öffnete sich, und Therese trat ein. Der Regen hatte ihre Haare etwas in Unordnung gebracht, aber abgesehen davon, hatte sie ihr hochmütiges Aussehen wiedergefunden.
    »Monsieur Pierrot?« fragte sie.
    »Das bin ich", antwortete der Wirt.
    »Ich möchte gern mit Monsieur Pouffiaud sprechen.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Aber bestimmt. Ich habe seinetwegen mehrmals mit Ihnen telefoniert.«
    »Hier gibt es keinen Pouffiaud.«
    »Ich bin Josephine.«
    In den trüben Augen des Wirts blitzte so etwas wie Verständnis auf, das jedoch sogleich wieder erlosch.
    »Na, und?«
    »Ich habe Monsieur Pouffiaud etwas zu übergeben.«
    »Das geht mich nichts an.«
    »Etwas Wichtiges, was er heute morgen ganz sicher verloren hat.«
    Der Wirt schien zu zaudern.
    »Was ist es denn?«
    »Sein Notizbuch.«
    Sie zeigte es ihm.
    Der Wirt wandte sich an die Kartenspieler:
    »Hört mal her, Leute, kennt ihr jemand mit Namen Pouffiaud?«
    »Ich", antwortete einer von ihnen, »ich kenne einen, der Trouffier heißt.«
    »Könnte es nicht zufällig Trouffier sein?« fragte der Wirt Therese.
    »Nein, es ist Monsieur Pouffiaud, und ich bin Josephine.
    Seinetwegen rief ich hier an, und Sie waren es, der mir antwortete. Ich erkenne Ihre Stimme wieder. Geben Sie mir die Möglichkeit, mit ihm zusammenzutreffen. Er wird wütend sein, wenn Sie es nicht tun.«
    Der Wirt kratzte sich den Nacken, murmelte einige undeutliche Verwünschungen und kam schließlich zu einem Entschluß: »Lassen Sie Ihr kleines Notizbuch hier. Wir werden es an ihn weitergeben.«
    »Kann ich es ihm nicht selber bringen?«
    »Nein. Aber wenn er herkommt, werde ich es ihm geben.«
    »Es ist sehr eilig.«
    »Machen Sie sich darum keine Sorgen. Wenn Ihr Monsieur Pouffiaud der Mann ist, an den ich denke, kommt er im Lauf des Abends vorbei. Wenn Sie wollen, können Sie auf ihn warten.«
    »Nein, ich lasse Ihnen lieber das Notizbuch hier. Es ist sehr wichtig, haben Sie das verstanden?«
    »Ja, ja.«

    Unauffällig folgte Lennet dem Jungen durch die Straßen von Paris
    Als ob es ihr sehr widerstrebte, übergab Therese das Notizbuch und ging hinaus. Nicht einen Augenblick hatte sie Lennet angesehen.
    Kaum war sie draußen, rief der Wirt:
    »Kleiner!«
    Der Junge mit dem Aufwischlappen hob den Kopf.
    »Sieh einmal nach, wohin sie verschwindet, diese Biene.«
    Der Junge ging zur Tür.
    »Sie geht die Straße entlang. Jetzt ist sie um die Ecke herum.«
    »Gut", erklärte der Wirt. »Nimm das Notizbuch und bring es Monsieur Paul.«
    Der Junge nahm das Notizbuch und verließ das Cafe. Lennet zahlte und ging ohne jede Eile gleichfalls hinaus.
    Der Junge befand sich bereits etwa fünfzig Meter entfernt auf der linken Seite der Straße. Lennet folgte ihm.
    Der Junge bog nach links in die Rue Vercingetorix ein.
    Lennet bog ebenfalls ein.
    Der Junge überquerte hundert Meter weiter die Straße und betrat ein Haus.
    Das Haus war alt, und es roch im Hausgang nach Kohl.
    In der Schule des Französischen Nachrichtendienstes hatte Lennet Stunden damit verbracht, sich auf den verschiedensten Böden lautlos zu bewegen. In dem Augenblick, in dem der Junge das sechste Stockwerk erreichte, war Lennet schon auf dem fünften. Noch einige Stufen, und unter dem Geländer hindurch konnte der Geheimagent beobachten, was der Bote nun tat.
    Der Junge klingelte an einer von drei Türen. Aber sein Klingeln war kein gewöhnliches Klingeln. Dreimal kurz, zweimal lang. Zweimal kurz, einmal lang. Lennet beobachtete, wie er seinen Finger gewissenhaft auf die Klingel drückte, und er konnte sogar den gedämpften Klang der Klingel vernehmen.
    Dann hörte er eine leise Stimme:
    »Wer ist da?«
    »Ich bin es, Monsieur Paul.«
    »Wer ist ich?«
    »Patrice, Monsieur Paul. Ich arbeite bei Pierrot. Ich bringe Ihnen ein Notizbuch, das eine Dame für Sie abgegeben hat.«
    Man hörte Geräusche von Riegeln und einer Kette.
    Schließlich wurde die Tür einen Spalt weit geöffnet, und eine violette Nase erschien in der Öffnung.
    »Gib her! Mein Notizbuch. Wie war sie denn, diese Dame?«
    »Oh! Die war sehr hübsch, Monsieur Paul.«
    »Das habe ich nicht wissen wollen. Hat
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