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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht
Autoren: Vladimir Volkoff
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Lächeln holte Sourcier ein Tonbandgerät mit Batterie aus seiner dicken Aktentasche hervor.
    »Die Aufnahme haben wir hier", sagte er. »Sie werden sie gleich hören. Ich finde sie höchst seltsam. Offenbar sind alle Beteiligten verrückt. Oder, was noch wahrscheinlicher ist, sie reden in einer verschlüsselten Sprache. Sind Sie auch sicher, daß die Sprechanlage abgeschaltet ist? - Fahrer!« rief er, um sich zu vergewissern.
    Lennet hütete sich, irgendeine Reaktion zu zeigen, und Sourcier drückte, nunmehr beruhigt, auf einen Knopf seines Geräts.
    »Herr Professor! Wie Sie sehen, ist mir ausgerichtet worden, daß Sie mich eingeladen haben. Und da bin ich nun!« Es war die Stimme des Generals de la Tour du Becq. 
    Der Rolls-Royce folgte jetzt der Straße, die um den unteren See herumführte. Lennet fuhr schräg auf die Avenue de Saint-Cloud zu.
    »He! Chauffeur! Bleiben Sie doch im Park.«
    Er hatte die Sprechanlage wohl eingeschaltet, aber Lennet tat so, als habe er nichts gehört.
    »Wohin fährt uns denn Ihr Fahrer?« fragte der Hauptmann.
    »Ich weiß es nicht", antwortete Ivor, der gegen die Trennscheibe zu klopfen begann.
    Lennet hielt es für besser, sich mit einem höflichen Lächeln umzudrehen, aber trotzdem überquerte er noch einen Platz.
    »Chauffeur! Chauffeur!« schrie Ivor.
    »Öffnen wir doch die Scheibe", sagte Sourcier.
    Aber die Scheibe war blockiert. Der Rolls-Royce fuhr nun die Avenue Henri-Martin entlang.
    Ivor und Sourcier tauschten über Constanze hinweg Blicke aus. Sourcier versuchte seine Tür zu öffnen, und Ivor tat das gleiche auf seiner Seite: Sie ließen sich nicht öffnen.
    »Wir sind verraten", erklärte Sourcier ruhig.
    Da trat Lennet aufs Gaspedal und betätigte die tief dröhnende Hupe des Autos.
    Ivor war blaß geworden. Er drückte verzweifelt auf den Türgriff. Sourcier kurbelte das Fenster herunter. Aber selbst wenn es ihm bei seinem Leibesumfang gelungen wäre, durch das Fenster zu kommen, bei der Geschwindigkeit, mit der Lennet den Rolls-Royce die Avenue Victor-Hugo entlangjagte, wäre es unmöglich gewesen, herauszuspringen. Er überfuhr die roten Ampeln, überholte andere Wagen rechts oder links.
    »Was sollen wir tun?« fragte Ivor entsetzt.
    Sourcier sah ihn verächtlich an.
    »In erster Linie Ruhe bewahren", antwortete er. »Nehmen Sie sich dieses junge Mädchen zum Vorbild.«
    Constanze hatte sich bleich in die Polster zurückgelehnt und sagte kein Wort.
    »Die Trennscheibe", sagte Sourcier.
    Er zog eine Pistole aus einer Innentasche und schlug mit dem Knauf auf das Glas ein. Lennet streifte ihn im Rückspiegel mit einem besorgten Blick. Sourcier erlaubte sich sogar den Luxus eines Lächelns. Die Scheibe bekam einen Sprung und barst in Splittern auseinander.
    Aber das Gebäude des Französischen Nachrichtendienstes war nicht mehr weit. Lennet bog unter dem Pfeifen eines Polizisten und dem wütenden Hupen zahlreicher Autofahrer in die Rue de Longchamp ein.
    Sourcier hob seine Pistole.
    »Töten Sie ihn nicht!« rief Ivor erregt. »Das führt nur zu einem Unfall. Ich werde zuerst nach dem Steuer greifen.«
    Ivor beugte sich über die Lehne des Vordersitzes. Mit beiden Armen griff er über Lennets Schultern hinweg. Seine Hände berührten das Steuer. Lennet trat heftig auf die Bremse.
    Mit einem gewaltigen Ruck prallte Ivor mit seiner Nase gegen Lennets Schädel. Lennet gab wieder Gas, und Ivor wurde auf den Sitz zurückgeschleudert.
    »Meine Nase!« stöhnte er.
    Lennet warf einen Blick in den Rückspiegel. Constanze saß noch immer regungslos da, während sich Ivor die Nase rieb.
    Sourcier hockte tief in den Polstern und richtete die Pistole auf ihn.
    »Zielen Sie auf den Gehirnnerv?« fragte Constanze kühl.
    »Nein", antwortete Sourcier. »Bei dieser Geschwindigkeit wären wir alle tot. Ich versuche das Zündkabel zu treffen.«
    Das war es. Er brauchte nur das Kabel mit einem einzigen Schuß zu treffen, dann würde der Wagen stehenbleiben.
    Er schoß. Eine Kugel durchschlug das schöne Armaturenbrett aus Nußholz, aber sie traf das Kabel nicht.
    Noch fünfzig Meter, und der Französische Nachrichtendienst hat gesiegt, dachte Lennet.
    Noch einmal legte Sourcier an. Lennet sah den Lauf der schweren Pistole und sein leichtverzerrtes Lächeln im Rückspiegel. Traf der Hauptmann das Zündkabel, war alles verloren.
    Plötzlich warf sich Constanze auf Sourcier und biß ihn ins Handgelenk.
    Er war so verblüfft, daß er die Waffe fallen ließ.
    »Constanze! Was tun
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