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0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie
Autoren: Jason Dark
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Bestimmt mit den entsprechenden Geräuschen, wir aber vernahmen keinen Laut.
    Bäumte sich die Leiche auf?
    Der Sarg schmolz zusammen. Hinter der Wand aus Flammen verzerrte sich das Holz, und tatsächlich war durch die Hitze der Körper des Toten angehoben worden.
    Zuerst rutschte ein Arm über den Sargrand, dann sahen wir einen Teil des Kopfes und flammende Haare, aus denen Funken sprühten und sich verteilten.
    Kein Anblick für schwache Nerven. Auch ich mußte schlucken, aber ich schaute nicht weg.
    Ingram stand schräg hinter mir. »Wenn alles klappt, müßte die Gestalt eigentlich gleich kommen.«
    »Da bin ich gespannt.«
    Lange brauchte ich nicht zu warten. Am Ende der immer mehr verbrennenden Totenkiste schlugen die Flammen von zwei Seiten her kommend besonders in die Höhe.
    Sie trafen zusammen, formierten sich derart, daß sie ein Bild schaffen konnten.
    Das Bild eines Menschen, einer Frau…
    Ich bekam große Augen. Meinem Freund Suko erging es nicht anders, auch er konnte nur staunen.
    »Da!« rief Ingram, »da, verdammt, jetzt sehen Sie es selbst. Das ist doch eine Frau – oder?«
    »Ja!« Meine Stimme klang wie ein Hauch. »Das ist tatsächlich eine Frau, Mr. Ingram…«
    ***
    Es war im ersten Moment unwahrscheinlich und auch irgendwie unerklärbar, aber wir waren keiner Täuschung erlegen. Die Flammen hatten einen Frauenkörper entlassen oder einen geformt. Ich hätte ein Monatsgehalt darum gegeben, jetzt zu wissen, woher diese Person gekommen oder wo sie entstanden war.
    Sie war fast nackt – oder war sie nackt? Durch das Zucken war es schwer zu erkennen. Wir konnten ihr Gesicht sehen, die blonden Haare; wir sahen die Beine, die Arme, und sie hielt etwas in der Hand, das wie ein Revolver aussah. Dann erkannten wir einen hellen Streifen, auf dem sie mit den Füßen klebte. Ingram hatte von einem Schwert oder einer Lanze gesprochen.
    Gut möglich, daß sie sich darauf bewegte, hochging, noch tiefer in das Feuer hineinschritt, aber trotzdem nicht weiterkam. Wir sahen, aber sah sie auch uns?
    An einer gewissen Stelle blieb die Person stehen und drehte sich um.
    Jetzt schaute sie gegen die Scheibe.
    »Scheiße!« keuchte Ingram, »das hat sie sonst nie gemacht. Die sieht aus, als wollte sie schießen!«
    Tatsächlich richtete sie die Mündung des Revolvers gegen die Scheibe, drückte aber nicht ab. In der gleichen Sekunde noch brachen die Reste der Totenkiste zusammen.
    Funken jagten wirbelnd in die Höhe. Ein wahrer Sturm breitete sich aus, tanzte in das Feuer hinein und regnete auch gegen den Körper der Flammenfrau, die sich vorkommen mußte wie unter einer Dusche aus glühenden Teilen und sogar noch die Arme ausbreitete, als wollte sie dies alles genießen.
    Noch einmal schossen die Flammen hoch, um einen Augenblick später zusammenzufallen.
    Nichts war mehr da. Kein Feuer, kein Sarg, auch nicht die geheimnisvolle Fremde mit dem vollen Haar. Nur ein Restfeuer zuckte noch aus den Düsen. Durch die fingerhohen Flammen wirbelten letzte Staubreste, bevor sie durch den Rost dem Trichter entgegensanken, wo sie schließlich aufgefangen wurden.
    In der Verbrennungskammer breitete sich die Finsternis aus. Aus der Höhe fiel ebenfalls kein Licht, und wir hörten Ingram pfeifend atmen. »Was habe ich Ihnen gesagt?« keuchte er. »Was habe ich Ihnen gesagt? Ich habe nicht gelogen.«
    »Das haben Sie nicht.«
    Er stand vor uns und breitete die Arme aus. Schweiß perlte auf seinem grauen Gesicht. »So, und jetzt möchte ich von Ihnen eine Erklärung haben, nur von Ihnen.«
    »Die können wir Ihnen nicht geben.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Was haben Sie denn erwartet?« fragte Suko. »Daß wir Ihnen den Namen dieser Flammen-Furie sagen?«
    Ingram lachte, obgleich es nichts zu lachen gab. »Flammen-Furie ist gut, das ist sogar sehr gut. Genau der richtige Name für dieses Wesen, das so plötzlich erscheint. Ich habe es Ihnen gezeigt, alles weitere ist Ihr Job. Sie müssen die Person fangen.«
    »Falls sie sich einfangen läßt«, warf ich ein.
    »Wieso das denn nicht?«
    »Besitzt sie einen Körper, oder war sie selbst nur eine Flamme?«
    »Keine Ahnung, Mr. Sinclair. Sie sollten es selbst herausfinden, meine ich.«
    Das brauchte er uns nicht zu sagen. Jedenfalls wußten wir Bescheid. Wir hatten es tatsächlich mit einem Wesen zu tun, über dessen Herkunft wir uns den Kopf zerbrechen konnten.
    Suko hatte sie eine Flammen-Furie genannt. Sie mußte innerhalb des Feuers existieren können. Oder bestand sie
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