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0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie
Autoren: Jason Dark
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das, aber nicht direkt hinein.«
    Er lachte. »Keine Sorge. Lebende Menschen haben wir meines Wissens hier noch nicht verbrannt, wobei ich an Scheintote denke und nicht an irgendwelche Mafia-Verbrechen.«
    »Das hatten wir auch nicht angenommen.«
    Es gefiel uns beiden nicht im Innern dieses Hauses. Die Steinwände strömten Kälte aus, die Decke zeigte einen grüngrauen Anstrich.
    Wir passierten mehrere Türen. Zwei Männer in ebenfalls grauen Anzügen kamen uns entgegen. Die beiden trugen Handschuhe und waren ziemlich kräftig gebaut.
    Ingram blieb stehen. »Ist alles vorbereitet?« fragte er.
    Die Männer nickten. Sie stanken nach Rauch. »In zehn Minuten können wir anfangen.«
    »Gut, dann werde ich mit den Herren hier hinter der Scheibe stehen und zuschauen.«
    Wir wurden angeschaut wie zwei, die sich verlaufen hatten. »Sind das Bullen?«
    »Klar.«
    Einer meinte: »Ihr wollt euch wohl davon überzeugen, daß wir den Richtigen verbrennen, wie? Wir können auch eine Ausnahme machen und den Sarg offenlassen.«
    »Darauf verzichten wir«, erwiderte ich.
    »Keine Nerven, was?«
    »Es muß ja nicht sein.«
    Die Helfer gingen achselzuckend weiter. »Kleine Scherzbolde, die Knaben, wie?« fragte Suko.
    Ingram legte die Stirn in Falten. »Wenn Sie hier arbeiten, würden Sie auch nicht anders reagieren.«
    »Das kann sein.«
    »Es ist auch für einen Zuschauer nicht schön. Ich kann Ihnen einen Schnaps bereitstellen, kostet das gleiche Geld.«
    »Danke«, wehrten Suko und ich gemeinsam ab.
    Wir gingen ein paar Schritte weiter und blieben vor einer breiten Tür stehen, die Ingram anstarrte, als wäre sie ihm fremd. Er öffnete die Tür, machte Licht und ließ uns eintreten.
    Wir gelangten in einen hallenartigen Raum, dessen Wände ein Muster aus dunkelroten Fliesen zeigten.
    Der Raum zeigte so gut wie keine Einrichtung, er besaß auch kein Fenster, sondern eine breite Sichtscheibe, die wie Panzerglas, durch die wir dorthin schauen konnten, wo der Sarg verbrannt werden sollte. Das heißt, direkt in die Verbrennungskammer.
    Ingram deutete auf zwei Stühle. »Wenn Sie wollen, können Sie sich auch setzen.«
    »Nicht nötig«, wehrte ich ab. Zusammen mit Suko ging ich auf die Scheibe zu. Dicht davor blieben wir stehen und schauten hindurch.
    Noch immer wurde der Sarg von oben her nach unten gelassen, bis er einen Rost erreichte, der sich in die Tiefe der eigentlichen Verbrennungskammer hinzog und dort verschwand. Daß wir überhaupt etwas erkennen konnten, lag am Licht, das vom »Zuschauerraum« aus durch die dicke Scheibe fiel.
    »Na?« fragte Ingram. »Enttäuscht?«
    Ich drehte mich um. »Weshalb?«
    »Vielleicht haben Sie sich das anders vorgestellt.«
    »Wir wundern uns nur darüber, daß nichts modernisiert worden ist.«
    »Was hätte man denn da machen sollen. Okay, es gibt eine Steuerung, das ist alles.«
    »Wer bedient sie?« fragte Suko.
    »Sie haben die Leute gesehen. Wir arbeiten schon lange zusammen. Die kennen sich aus. Sie entfernen vor der Verbrennung auch sämtliches Metall von den Särgen.«
    »Warum auch nicht?« Ich schaute Ingram an. »Sie haben uns nicht kommen lassen, um uns hier was über die Verbrennungen zu erzählen. Was war der eigentliche Grund?«
    Er runzelte die Stirn und schaute gegen die viereckige Lüftungsklappe an der Decke. »Das ist schwer zu sagen, man muß das selbst erlebt haben. Sie werden es ja sehen.«
    »Was genau?«
    »Das Feuer war anders.«
    »Brannte es nicht so gut?«
    »Alles war klar. Mich irritierten nur die Flammen. Ich hatte jedesmal den Eindruck, als würde sich aus ihnen ein menschlicher Körper formen, wenn Sie verstehen.«
    »Wie bitte?«
    Er strich mit beiden Händen über sein graues Gesicht. Selbst Ingram konnte Furcht zeigen. »Ja, das war unheimlich. Aus den Flammen formte sich eine Gestalt.« Er zeichnete sie derart gut mit den Händen nach, daß Suko fragte: »War es eine Frau?«
    »Ja, Sir!«
    Ich holte laut durch die Nase Luft. Sie war kühl, und frostig rann es auch meinen Rücken hinab. »Eine Frau, die aus dem Feuer stieg, wie nett!«
    »Nein, das stimmt nicht. Es war eine Frau im Feuer, verstehen Sie? Die steckte in den Flammen, sie war praktisch eins damit. Sie schien es zu genießen.«
    »Das müssen Sie mal näher erklären.«
    Ingram hob die Schultern. »Kann ich nicht genau. Sie bewegte sich so wie die Flammen, schien darin zu tanzen, sich wohl zu fühlen, hatte ihre Arme sowie die Hände ausgestreckt und bewegte ihre Fingerspitzen wie das
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